Der Altmühltal-Panoramaweg führt auf dem nördlichsten Abschnitt des Wanderwegs über den Hahnenkamm. Auf diesem Jura-Kalkstein-Höhenzug der Fränkischen Alb faszinierten uns vor allem die zahlreichen Schmetterlingsarten und die „Steinernen Rinnen“.
Weitwanderwege muss man nicht zwingend am Stück laufen. Den Altmühltal Panoramaweg haben wir beispielsweise auf vier verlängerte Wochenenden aufgeteilt, denn die Anreise aus München dauert gerade einmal zwei Stunden. Der nördlichste Wegabschnitt stand Ende Juni für drei Tage auf dem Programm.
Mit der Bahn starten wir in aller Frühe Richtung Gunzenhausen. Nach einem ausgiebigen Frühstück (Bäckerei Schmidt) machen wir erst einmal einen kleinen Stadtbummel durch den historischen Kern der mittelfränkischen Kleinstadt. Nicht verpassen solltet Ihr dabei den Aufstieg auf den gut 31 Meter hohen Färberturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Der Turm wurde früher als Pulverturm und Gefängnis genutzt. Heute bietet er einen fantastischen Blick über Gunzenhausen und auf das nahe gelegene Storchennest.
Das Wetter will noch nicht mitspielen und so besuchen wir nach einem Abstecher zur Stadtkirche St. Marien noch das Fossilien- und Steindruck-Museum. Dessen Fossilien-Sammlung kann zwar nicht mit dem Museum in Solnhofen mithalten, dafür erhalten wir hier aber einen sehr guten Einblick in den Steindruck (Lithographie). Bei diesem Druckverfahren, das Alois Senefelder 1797 in München erfunden hat, kam der Solnhofener Plattenkalk als Druckplatte zum Einsatz.
Der Altmühltal-Panoramaweg
Nach dem Museumsbesuch ist die kurze Regenschauer auch schon vorbei und so starten wir auf den Altmühltal-Panoramaweg. Wenige Meter hinter dem Wegbeginn überqueren wir am Ortsrand die Altmühl – es soll bis Treuchtlingen das letzte Mal bleiben, dass wir den Fluss sehen.
Gunzenhausen – Treuchtlingen
Profil
Auf Feld- und Wiesenwegen geht es Richtung Spielberg, das gerade einmal 12 Kilometer entfernt liegt. Wir staunen nicht schlecht, denn in diesem Abschnitt sind die Wege ab und an leider asphaltiert oder auch betoniert. Derart harten Untergrund sind wir auf dem Altmühltal-Panoramaweg sonst eigentlich nur in Ortsnähe gewohnt.
Wir staunen allerdings auch über die zahlreichen Schmetterlinge am Wegesrand. Nicht bewirtschaftete Flächen sind voll mit Weißlingen, Tagpfauenaugen oder Schachbrett-Faltern. Selbst den riesigen Schwalbenschwanz entdecken wir hier und an einem der Folgetage sehen wir auch die kleinen Sechsfleck-Widderchen.
Es geht weiter durch die Felder und wir machen uns noch einmal mit den unterschiedlichen Fruchtständen von Weizen, Gerste, Roggen und Hafer vertraut. Als „Städter“ kennt man das ja inzwischen fast gar nicht mehr. Nach einem kleinen Waldstück ist Spielberg schließlich schnell erreicht.
Über dem einzigen Gasthof des Ortes prangt noch groß der Schriftzug „Brauerei“, doch gebraut wird hier schon lange nicht mehr. Wir gehen noch wenige Meter weiter und beziehen direkt gegenüber der Obstarche unser Quartier im Gästehaus Sticht. All zu lange halten wir uns hier allerdings nicht auf, denn wir planen noch einen kleinen Abstecher.
Nach einer kurzen Pause laufen wir hinauf zum Schloss Spielberg und wechseln dann auf den Schlaufenweg 3 des Altmühltal-Panoramawegs, um zur Käsrinne zu gelangen. Die wenig bekannte und so gut wie nicht ausgeschilderte steinerne Rinne ist auf halbem Weg zwischen Spielberg und Heidenheim zu finden.
Durch Kalkablagerungen baut sich hier ein kleines Bächlein sein eigenes Hochbett. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gibt es gleich sechs dieser geologisch seltenen Naturphänomene und die Käsrinne gehört mit einer Länge von 150 Metern und einer Höhe von bis zu 40 Zentimetern schon zu den älteren und auch größeren Rinnen.
Auf dem Rückweg besuchen wir natürlich noch Schloss Spielberg. Die Anlage aus der Zeit um 1400 prangt hoch über dem kleinen Ort und bietet uns einen schönen Blick auf die Umgebung. Der Innenhof ist frei zugänglich und rund um die äußere Ringmauer lädt eine Figurenwiese mit diversen Skulpturen zum Verweilen ein.
Den Abend beschließen wir mit einem Bier und hausgemachtem Hackbraten im Garten der Familie Sticht. Und zur Verdauung gibt’s heute sogar noch einen selbstgebrannten Schnaps!
Wandern auf dem Hahnenkamm
Nach einem ausgiebigem Frühstück wandern wir am nächsten Tag rund um Schloss Spielberg. Kurz hinter dem Ort beginnt dann im Naturschutzgebiet Spielberger Leite unsere Wanderung auf dem Hahnenkamm. Der Weg ist nun wieder gewohnt naturnah und schattig geht es bis zur Gelben Bürg, dem Gelben Berg.
Der kleine Abstecher auf den 628 Meter hohen Berg südwestlich von Dittenheim lohnt sich, denn im Trockenrasen der Hochfläche sind auch außergewöhnlichere Blumen und Schmetterlingsarten anzutreffen. Oben angekommen auf dem Plateau, haben wir zudem einen fantastischen Ausblick auf die Gunzenhauser Ebene und das Fränkische Seenland.
Hinter dem gelben Berg queren wir die Straße und folgen dem Frankenweg, was uns ein paar Meter Asphalt erspart und zudem auf direktem Weg zur Steinernen Rinne bei Kurzenaltheim führt. Viel ist von dieser Rinne allerdings nicht mehr übrig, denn im Januar 2018 haben Unbekannte dieses Naturdenkmal mutwillig zerstört (oder darf ich hier ausnahmsweise von Vollidioten reden?).
Nach einem kurzen Stück am Feldrand entlang, geht es durch schönen Mischwald bergauf. Knapp einen Kilometer vor einer ehemaligen Papiermühle führt der Forstweg noch einmal steiler bergan und zu einer größeren Wegkreuzung, wo der Altmühltal-Panoramaweg nach links abzweigt.
Wir laufen allerdings noch ein wenig weiter bergauf und besichtigen am Dürrenberg kurz das Denkmal Steinerner Mann. Der gut einen Meter hohe Gedenkstein erinnert an ein Fuhrwerksunglück aus dem Jahre 1820 und der abgeschlagene Kopf wurde 1994 wieder ersetzt.
Weiter geht es nach Wolfsbronn, wo wir uns angesichts des heißen Sommerwetters erst einmal ein alkoholfreies Weißbier im Gasthaus Steinerne Rinne gönnen. Der Name des Gasthauses lässt es schon vermuten: Die nächste Steinerne Rinne ist nicht mehr weit! Gerade einmal 400 Meter sind es von hier aus bis zum bekanntesten Vertreter dieses Naturphänomens.
Die Steinerne Rinne bei Wolfsbronn ist die mit Abstand größte und beeindruckendste Steinerne Rinne auf dem Hahnenkamm. Die moosbewachsene Kalktuffrinne schlängelt sich hier auf einer Länge von fast 130 Metern den Berg hinunter und das Bachbett erreicht dabei eine Höhe von bis zu 160 Zentimetern.
Hinter der Steinernen Rinne führt uns der Altmühltal-Panoramaweg überwiegend am Waldrand entlang. Wer hier – so wie wir – im Juni oder Juli unterwegs ist, der sollte auf jeden Fall einen genaueren Blick auf den Wegesrand werfen. Wir haben hier nicht nur das Sechsfleck-Widderchen entdeckt, sondern auch jede Menge Himbeeren.
Unser Tagesziel sehen wir bereits fünf Kilometer vor dem Ende unserer Etappe von einem schönen Rastplatz aus. Die Kirche von Auernheim, dem höchstgelegenen Ort Mittelfrankens, ist schon weithin sichtbar. Zunächst geht es aber erst noch einmal durch ein schönes Waldstück bergauf.
Oben angekommen beziehen wir unser Quartier in der Pension Simon und machen uns anschließend auf zum Abendessen im Gasthaus Weberndorfer. Dort wird heute zwischen den WM-Fußballspielen kräftig gegrillt und bei einem Bier erfahren wir auch von der sagenumwobenen Kirchenruine am Uhlberg, wo nachts eine weiße Frau herumspuken soll und Satanisten gelegentlich schwarze Messen zelebrieren. Trotz Spuk und Grusel schlafen wir nach 22 Kilometern Wandern aber auch heute Nacht bestens.
Auf Umwegen nach Treuchtlingen
Am nächsten Morgen besuchen wir zunächst die Kirche von Auernheim, deren Emporenbrüstungen mit sehenswerten Malereien aus dem Jahre 1680 geschmückt sind. Anschließend machen wir uns auf den Weg ins gerade einmal 10 Kilometer entfernte Treuchtlingen.
Am Holzplatz vorbei führt uns der Altmühltal-Panoramaweg zunächst am Waldrand entlang in Richtung Freihardt. Kurz vor dem kleinen Örtchen, kommt uns noch einmal die Kirchenruine am Uhlberg in Sinn. Eigentlich könnten wir da doch auch mal vorbeischauen, oder?
Gesagt, getan! Wir biegen also in südlicher Richtung vom Altmühltal-Panoramaweg ab und laufen durch das Waldgebiet Grottenhof auf dem Kapellenweg zum Weiler Siebeneichhöfe. Kurz hinter der Siedlung geht es dann rechts am Waldrand hinauf. Vom Ende des Feldes sind es dann nur noch knapp 700 Meter bis zur St.-Ulrichs-Kapelle am Uhlberg.
In der 26 × 10 Meter großen Kirche, die bereits 1525 während der Bauernkriege verwüstet wurde, tummeln sich aber keine Satanisten und auch keine weiße Frau. Na gut: ist ja auch noch hell und der kleine Abstecher hat sich trotzdem gelohnt. Zwei Kirchen an einem Tag reichen uns dann aber auch und so komplettieren wir zügig unsere Umrundung des immerhin fast 605 Meter hohen Uhlbergs.
Zurück auf dem Altmühltal-Panoramaweg kommen wir direkt hinter Freihardt an den wohl leckersten Kirschen vorbei, die wir jemals gegessen habe. Der Weg führt uns nun über die Felder bis zur Einöde Heunischhof. Anschließend wird es wieder schattiger und durch den Wald geht es vom Hahnenkamm hinab und an einem Wildgehege vorbei nach Treuchtlingen.
Diesmal laufen wir allerdings nicht direkt nach Treuchtlingen hinein, sondern wechseln kurz hinter dem Jüdischen Friedhof auf den Schlaufenweg 6 des Altmühltal-Panoramawegs. Der führt uns am Alten Forsthaus vorbei zur Burg Treuchtlingen (Obere Veste) hinauf.
Die Burg ist aber gar nicht unser Ziel! Hoch über Treuchtlingen geht es noch knapp drei Kilometer weiter zum Wettelsheimer Keller. Im Biergarten gönnen wir uns dann noch das ein oder andere Märzen, bevor wir zum Bahnhof wanken und und unseren Wandertrip auf dem Hahnenkamm endgültig beenden.
An- und Abreise mit Bus & Bahn
Start- und Zielort dieser Wanderung sind bestens per Bahn erreichbar. Gunzenhausen liegt an der Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg und ist ab Treuchtlingen mit der im Stundentakt verkehrenden Regionalbahn in weniger als einer Viertelstunde erreicht.
Altmühltal-Panoramaweg
Der Altmühltal-Panoramaweg ist einer der „Top Trails of Germany“ und auch als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland zertifiziert. Auf dem Weg von Gunzenhausen bis Kelheim sind offiziell rund 200 Kilometer sowie 4.243 Höhenmeter im Aufstieg und 4.311 m im Abstieg zu bewältigen.
Die naturnahe Wanderung quer durch den Naturpark Altmühltal lässt sich zwischen Treuchtlingen und Beilngries dank zahlreicher Camping- und Bootsrastplätze auch sehr gut mit Zelt als Trekkingtour durchführen. Angesicht der vielen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand halten wir für die gesamte Strecke einen Zeitraum von zehn Tagen für angemessen.
Tipp: Wer es etwas länger im Biergarten aushält, der kann ab 18 Uhr das günstige Bayern-Ticket Nacht nutzen. Für die Rückreise nach Nürnberg oder München ist zudem das Regio-Ticket München-Nürnberg eine günstige Alternative zum normalen Bayern-Ticket.
Der Bahnknoten Treuchtlingen liegt an den Strecken Augsburg–Nürnberg, Ingolstadt–Treuchtlingen und Treuchtlingen–Würzburg. München ist von hier aus mit der Regionalbahn in weniger als zwei Stunden erreicht, bis Nürnberg oder Augsburg dauert die Fahrt nur halb so lang.
Buchtipp
Altmühltal-Panoramaweg
von Michael Hennemann
ISBN 978-3-86686-347-7
Wir hatten mehrfach den Wanderführer von Michael Hennemann aus dem Conrad Stein Verlag im Rucksack. Der kleine, zuverlässige Führer beschreibt recht genau den Streckenverlauf des gesamten Altmühltal-Panoramawegs und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand.
Im Vergleich zum gleichnamigen Wanderführer aus dem Esterbauer Verlag erscheint er uns zudem etwas aktueller. Für eine Wanderung auf dem gut ausgeschilderten Altmühltal Panoramaweg reichen aber eigentlich auch die kostenlosen Broschüren des Informationszentrums Naturpark Altmühltal.
Linktipp
- naturpark-altmuehltal.de – Informationszentrum Naturpark Altmühltal
- top-trails-of-germany.de – Pauschalangebote & Prospektbestellung
Ein toller Beitrag mit unfassbar schönen Fotos 🙂 Von Schloss Spielberg habe ich schon oft gehört, war aber leider selbst noch nie dort … sieht auf jeden Fall lohnenswert aus.
Schöne Grüße aus dem – leider momentan recht verregneten – Altmühltal 🙂 Kerstin
Hallo Kerstin,
die Bilderausbeute war diesmal wirklich gut, aber das Wetter hat ja auch bestens mitgespielt. Und Spielberg ist wirklich nett. Es bietet dir vor allem einen wunderbaren Blick auf die Umgebung. Viel Spaß vor Ort!
Stefan
Großartig! Wir waren im Frühjahr ebenfalls auf dem Weg unterwegs, aber so schön konnte ich es nicht beschreiben.
Eine schöne Beschreibung des Weges. Besonders interessant finde ich die steinernen Rinnen, weswegen ich mich besonders für euren abweichenden Gpx-Track interessiere. Gibt es den irgendwo zur Einsicht?
Vielen Dank,
Aurora
Hallo Aurora,
hab dir den GPX-Track soeben per Email geschickt. Viel Spaß beim Nachwandern …
Stefan
Hallo Stefan
Die GPX-Datei hätte ich auch gerne.
kann / darf man den Panoramaweg auch per MTB befahren, event. tlws. mit altenativer Wegeführung an schwierigen Stellen?
Danke Dir
Hugo
Hallo Hugo,
Informationen zu etwaigen Sperrungen für MTB-Sportler findest Du gegebenenfalls auf der Website des Naturpark-Altmuehltal. Früher waren diese unter der URL „https://intern.naturpark-altmuehltal.de/routen/mtb-sperrungen-1806/“ erreichbar, aber die Seite scheint es nicht mehr zu geben. GPX-Datei kommt per E-Mail …
LG
Stefan