Zwischen Eichstätt und Beilngries führt uns der Altmühltal-Panoramaweg auf die Spuren römischer Legionäre. Die rund 60 Kilometer lange Wanderung geht über Wacholder-Heiden, an bizarren Felsformationen vorbei und zu Überresten des römischen Limes.
Nach unserem ersten Wander-Wochenende auf dem Altmühltal-Panoramaweg stand einen Monat später die nächste 3-Tages-Wanderung auf dem 200 Kilometer langen Fernwanderweg rechts und links der Altmühl an. Mit Zelt und Rucksack ging es von Eichstätt über Gungolding und Kinding bis nach Beilngries, der nördlichsten Stadt Oberbayerns. Pro Etappe sind dabei rund 20 Kilometer und 600 bis 700 Höhenmeter auf Forstwegen und schmalen Wanderpfaden zu bewältigen.
Der Altmühltal-Panoramaweg
Der Altmühltal-Panoramaweg ist als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland zertifiziert und einer der Top Trails of Germany. Der von uns diesmal gewählte, offiziell 53 Kilometer lange Abschnitt von Eichstätt bis Beilngries lässt sich sehr gut in drei Tagen realisieren.
Eichstätt bis Beilngries
Profil
Wer von Ort zu Ort wandern und keine festen Quartiere vorbuchen möchte, der nimmt – so wie wir – am besten ein Zelt mit und übernachtet auf den Camping- oder Bootsrastplätzen direkt am Fluss. Letztere sind im Juli und August an den Wochenenden allerdings oft überfüllt, wenn hier größere Paddler-Gruppen lagern. Im September waren sie aber nur spärlich besucht. Wir haben für unsere Tour die Bootsrastplätze in Gungolding und Kinding genutzt. Die Übernachtung kostet jeweils drei Euro pro Zelt und Nacht, Feuerstellen und Toiletten sind vorhanden. Trinkwasser gibt es allerdings nur am Bootsrastplatz Gungolding. In Kinding lassen sich die Trinkwasserwasserflaschen aber problemlos im knapp 500 Meter entfernten und empfehlenswerten Gasthof zum Krebs auffüllen.
Altmühltal-Panoramaweg – Von Eichstätt bis Gungolding
Gegenüber vom Bahnhaltepunkt „Eichstätt Stadt“ gönnen wir uns noch einen Kaffee und dann nehmen wir die längste Etappe unserer 3-Tages-Wanderung in Angriff. Zunächst geht es durch Eichstätt hindurch zum Schießstättberg hinauf, der uns noch einmal einen schönen Blick auf die Altstadt gewährt. Oben angekommen führt der Weg zunächst über diverse Felder bis es ab Landershofen bewaldeter und schattiger wird.
Nach rund elf Kilometern wechseln wir am Ende der Pfünzer Schimmelleite auf einen der 16 Schlaufenwege des Altmühltal-Panoramaweges. Auf diesen Schlaufenwegen gelangen Wanderer zu diversen Sehenswürdigkeiten abseits der Hauptroute. Uns führt der Schlaufenweg 15 zum knapp 1,5 Kilometer entfernten Kastell Pfünz. Im Tal angekommen gelangen wir dabei über eine mittelalterliche Brücke auf die andere Seite der Altmühl und dann nach Pfünz. Südlich des Dorfes geht es auf den „Kirchberg“ zum Castra Vetoniana, einem römischen Kohortenkastell des UNESCO-Weltkulturerbe Obergermanisch-Raetischer Limes.
Die 189 x 145 Meter große Anlage belegten bis kurz vor der Mitte des dritten Jahrhunderts eine 500 Mann starke Infanterieeinheit und eine berittene Abteilung. Die nördliche Toranlage, ein Eckturm und ein Teil der Wehrmauer wurden Anfang der 90er Jahre wiederaufgebaut, weitere Bauwerke des Kastells sind im Fundament rekonstruiert. Auch wenn Kritiker bemängeln, dass die Rekonstruktionen nicht die tatsächlichen Befunde aus Pfünz berücksichtigen, vermittelt die Anlage einen guten Eindruck der römischen Grenzbefestigungen. Wir haben den kleinen Umweg jedenfalls nicht bereut.
Zurück auf dem Altmühltal-Panoramaweg geht es nun überwiegend durch Wald zur Büchenhüller Mammuthöhle. Viel zu sehen gibt es vom vergitterten Höhleneingang aus zwar nicht, doch eine Infotafel weist uns darauf hin, dass in der Höhlenkammer Skelette von Edelhirschen, Rentieren, Hyänen und Mammute gefunden wurden, von denen einige im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Eichstätt zu sehen sind.
Der weitere Weg führt uns wieder näher an die Altmühl heran und durch schönen Mischwald an Walting vorbei nach Rieshofen. Hier wären wir gerne noch einmal im Gasthof eingekehrt, doch der Wirt macht zur besten Wanderzeit lieber selber Urlaub, so dass wir unsere Trinkflaschen an einem Gartenschlauch nachfüllen. Anschließend geht es durchs Tal und später über Trockenwiesen weiter nach Gungolding, wo wir die Nacht auf dem sehr idyllisch gelegenen Bootsrastplatz verbringen.
Altmühltal-Panoramaweg – Von Gungolding bis Kinding
Die zweite Tagesetappe vermittelt uns zu Beginn ein wenig Toskana-Gefühl, denn auf dem Altmühltal-Panoramaweg geht es zunächst hinauf zur Gungoldinger Wacholderheide. Diese gilt nicht nur als schönste Wacholderheide der südlichen Frankenalb, sondern ist mit einer Fläche von 72,38 Hektar auch die größte, als Naturschutzgebiet ausgewiesene Wacholderheide in Bayern.
Das Trockenrasengebiet der Gungoldinger Wacholderheide entstand im Mittelalter durch Rodung des Waldes und Wanderschäferei. Die Früchte der hier zahlreich vertretenen und bis zu fünf Meter hohen Wacholderbüsche müssen zwei Jahre lang reifen und finden vor allem als Gewürz für Sauerkraut, Wild- und Fischgerichte Verwendung. Wer hier eine größere Ernte plant, der sei allerdings gewarnt: Der Wacholder steht in Deutschland auf der roten Liste und die nadelförmigen Blätter gehen in die Haut wie kleine Stecknadeln.
Im weiteren Verlauf verliert der Altmühltal-Panoramaweg wieder an Höhe und wechselt bei Arnsberg die Uferseite. Am nördlichen Ortsausgang geht es dann ins nächste Naturschutzgebiet hinein: Die Arnsberger Leite mit einer der landschaftlich schönsten Dolomitfelsformationen im Altmühltal. Oben angekommen wird der Aufstieg mit einem herrlichen Panoramablick belohnt. Zur Linken blickt man auf Arnsberg mit seinem hoch im Fels thronenden Schloss und zur Rechten sind im Steilhang noch die weiteren Felsen der Arnsberger Leite zu sehen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es hinab nach Böhming. Auf dem Gelände der Ortskirche St. Johannes stand früher übrigens ein weiteres Römer-Kastell. Seine Grundrisse lassen sich heute allerdings nur noch erahnen. Mehr zu sehen gibt es auf der anderen Uferseite der Altmühl etwa 1,5 Kilometer weiter am Pfahlbuck kurz vor Kipfenberg. Hier errichtete die Römer einen Limes-Wachturm, von dem allerdings nur noch das restaurierte Fundament erhalten ist. Der wenige Meter weiter aufgebaute Aussichtsturm dürfte in seinem Aussehen allerdings nicht unbedingt dem historischen Original entsprechen.
Kurz hinter dem Limes-Wachturm machen wir einen kleinen Abstecher in den gut einen Kilometer entfernten Ortskern des Markt Kipfenberg. Der weitere Weg nach Kinding führt aber an Kipfenberg vorbei zunächst auf kleinen Wanderpfaden durch schönen Mischwald. Später wechselt der Altmühltal-Panoramaweg allerdings auf größere Forstpisten. Über diese tristen „Wanderautobahnen“ hinwegtrösten konnten uns jedoch ein paar verwaiste Zwetschgenbäume, beziehungsweise deren Früchte.
Apropos Autobahn: Spätestens ab dem Abzweig zur Vorzeitfestung Schellenburg, von der man einen schönen Blick in das Anlauter-Tal hat, ist auch die Autobahn A9 zu hören. Diese schneidet sich bei Kinding durchs Schwarzach-Tal. Erfreulicherweise bekommt man von dem Verkehrslärm in Kinding selbst so gut wie nichts mehr mit. Hier kann allerdings die direkt am Bootsrastplatz vorbeiführende Staatsstraße für einen unruhigen Schlaf sorgen.
Altmühltal-Panoramaweg – Von Kinding bis Beilngries
Am letzten Tag unserer Wanderung auf dem Altmühltal-Panoramaweg geht es vom Bootsrastplatz Kinding aus auf die andere Uferseite der Altmühl und dann steil den Berg hinauf. Auf halber Höhe befindet sich rechts des Weges die Kindinger Klause. Steinwerkzeuge, Keramikfunde, Knochen und Schmuck belegen, dass dieser Felsüberhang vorgeschichtlichen Menschen jahrtausendelang als Unterschlupf diente.
Ein wenig weiter führt der Altmühltal-Panoramaweg an Hügelgräbern aus der Bronzezeit vorbei. Durch schönen Mischwald gelangen wir schließlich zum Burgstall Torfelsen bei Unteremmendorf. Das rund fünf Meter breite und acht Meter hohe Felsentor entstand bei einem Höhleneinsturz. Auf der anderen Seite der Naturbrücke sind auch zwei kleinere Karsthöhlen zu sehen, die ebenfalls zur Anlage der abgegangenen Spornburg zählen.
Nachdem die steilen Serpentinen hinab nach Unteremmendorf absolviert sind führt der Altmühltal-Panoramaweg ohne weitere Steigungen über Feldwege zum Erholungszentrum Kratzmühle. Wer Zeit hat, kann hier im Kratzmühlsee ein wenig baden oder das Technikmuseum in der historischen Mühle besichtigen.
Anschließend geht es durch Pfraundorf und Badanhausen über Feld- und später dann Waldwege hinauf zum Hirschberg. Von hier aus haben wir einen schönen Blick auf Beilngries mit seinen barocken Bauten und mittelalterlichen Türmen. Zudem besticht der beschauliche Vorort mit hübschen Fachwerkhäusern und einer der größten Burganlagen im Altmühltal, dem Schloss Hirschberg, das der Diözese Eichstätt als Tagungshaus dient.
Wer will, der kann hier auch noch im Gasthaus zum Hirschen einkehren, bevor es hinab nach Beilngries geht. Der Abstieg führt uns zum Abschluss der Wanderung erstmals an den Main-Donau-Kanal, in den die Altmühl knapp zehn Kilometer weiter mündet. Die Strecke entlang des Kanals über Dietfurt und Riedenburg zum Kloster Weltenburg und weiter nach Kelheim wollen wir bei unserer nächsten Wanderung auf dem Altmühltal-Panoramaweg in Angriff nehmen.
Was uns besonders gut gefiel
Ab Gungolding findet man im Randbereich der Dörfer zahlreiche Obstbäume, die nicht mehr bewirtschaftet werden. Wir haben uns redlich bemüht, dass nicht alle Früchte als Fallobst enden, und uns auf unserer Tour im September 2016 mit Äpfeln, Birnen, Kirschpflaumen und Zwetschgen reichlich den Bauch voll geschlagen. Im Wald kamen dann noch ein paar Brombeeren hinzu und kurz vor dem Kratzmühlsee haben wir sogar noch ein wenig wilden Hopfen gepflückt, der beim nächsten selbstgebrauten Bier zum Einsatz kommen wird.
Altmühltal-Panoramaweg
Der Altmühltal-Panoramaweg ist einer der „Top Trails of Germany“ und auch als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland zertifiziert. Auf dem Weg von Gunzenhausen bis Kelheim sind offiziell rund 200 Kilometer sowie 4.243 Höhenmeter im Aufstieg und 4.311 m im Abstieg zu bewältigen.
Die naturnahe Wanderung quer durch den Naturpark Altmühltal lässt sich zwischen Treuchtlingen und Beilngries dank zahlreicher Camping- und Bootsrastplätze auch sehr gut mit Zelt als Trekkingtour durchführen. Angesicht der vielen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand halten wir für die gesamte Strecke einen Zeitraum von zehn Tagen für angemessen.
An- und Abreise mit Bus & Bahn
Eichstätt, der Startort unserer 3-Tages-Wanderung, ist von München aus mit der Regionalbahn der DB in weniger als zwei Stunden erreicht, von Nürnberg dauert die Fahrt etwa halb so lang. Am Haltepunkt „Eichstätt Bahnhof“, der etwa fünf Kilometer außerhalb der Stadt liegt, hat man innerhalb weniger Minuten Anschluss an die Bayerische Regiobahn, die bis zum Haltepunkt „Eichstätt Stadt“ verkehrt. Von dort aus sind es nur etwa 700 Meter bis zum Altmühltal-Panoramaweg.
Wer nur zwei Tage Zeit hat, der kann die Wanderung in Kinding beenden und von Bahnhof zu Bahnhof wandern. Die Rückreise ab Beilngries gestaltet sich nur wenig schwieriger. Die RBA-Buslinien 9222 und 9232 verkehren mindestens zweimal täglich zwischen Beilngries und Kinding. Zudem bestehen über die Linien 9223 und 9226 Busverbindungen nach Ingolstadt. Ab Kinding und Ingolstadt verkehren schließlich wieder DB-Züge nach München oder Nürnberg. Innerhalb Bayerns bietet sich hier ebenso wie bei der Anreise neben dem Bayern-Ticket auch das etwas günstigere Regio-Ticket München-Nürnberg an.
Buchtipp
Altmühltal-Panoramaweg
von Michael Hennemann
ISBN 978-3-86686-347-7
Wir hatten mehrfach den Wanderführer von Michael Hennemann aus dem Conrad Stein Verlag im Rucksack. Der kleine, zuverlässige Führer beschreibt recht genau den Streckenverlauf des gesamten Altmühltal-Panoramawegs und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand.
Im Vergleich zum gleichnamigen Wanderführer aus dem Esterbauer Verlag erscheint er uns zudem etwas aktueller. Für eine Wanderung auf dem gut ausgeschilderten Altmühltal Panoramaweg reichen aber eigentlich auch die kostenlosen Broschüren des Informationszentrums Naturpark Altmühltal.
Linktipp
- naturpark-altmuehltal.de – Informationszentrum Naturpark Altmühltal
- top-trails-of-germany.de – Pauschalangebote & Prospektbestellung
Schöner Bericht! Bis jetzt habe ich nur die Schlaufenwege ausprobiert, aber da bekommt man doch richtig Lust eine Mehrtagestour zu machen.
Viele Grüße
Lisa
Hey,
sehr schön beschrieben. Macht echt Lust drauf mal wieder in’s Altmühltal zu fahren.
Ich muss ganz dringend auch dort hin!!!!!!
Immer diese Anregungen 😉
Danke!
Es lohnt sich! Wir machen im Frühjahr den (für uns) letzten Abschnitt von Gunzenhausen bis Treuchtlingen …