Die Wanderung von Northcliffe bis Pemberton dauert auf dem Bibbulmun Track gerade einmal drei Tage. Trotzdem gibt es jede Menge zu sehen: eine historische Holzbrücke, Wasserfälle am Lefroy Brook und einen riesigen Karri-Baum für die Brandausschau.
Während unserer Wanderung auf dem 1.000 Kilometer langen Bibbulmun Track bleiben wir nur eine Nacht in Northcliffe, denn unseren nächsten Ruhetag wollen wir im etwas größeren und nur drei Tagesmärsche entfernten Pemberton verbringen. Nachdem wir ein wenig eingekauft und über das WLAN des Visitor Centre unseren Blog-Beitrag abgesetzt haben, genehmigen wir uns im Pub des Northcliffe Hotel and Motor Inn noch ein Pint Pale Ale.
Beim Abendessen erzählt uns Kerstin dann, dass es noch einen besser sortierten Laden im Ort gibt. Am nächsten Morgen suchen wir also erst einmal den General Store neben der Tankstelle auf und kaufen noch ein paar Leckereien sowie ein Gummiband als Gürtel, damit die Hose nicht mehr bis zu den Kniekehlen runterrutscht.
Von Northcliffe bis Pemberton wandern
Der Weg nach Northcliffe hinein war zwar ziemlich hässlich, doch der Weg aus dem Ort heraus ist glücklicherweise wieder recht schön. Vom Visitor Centre aus geht es auf kleinen Waldwegen zunächst zum Northcliffe Forest Park. Hier gäbe es etwas abseits des Bibbulmun Track noch den Hollow Butt Tree zu besichtigen. Auch bei diesem großen Karri-Baum hat ein Feuer den Stamm ausgehöhlt, aber der Baum hat es trotzdem überlebt. Wir sparen uns diesen Abstecher und gelangen zu offenem Farmland, wo der Bibbulmun Track zum Teil auch über Privatgrund führt.
Zum Abschluss der nur 14 Kilometer langen Tagesetappe geht es wieder durch Wald weiter und als wir schließlich an der Schafer Campsite ankommen, packt uns erst einmal tiefes Entsetzen: rund um die Schutzhütte ist alles kohlrabenschwarz verbrannt und teilweise steigt noch immer der Rauch auf.
Northcliffe bis Pemberton
Profil
Kontrollierte Feuer statt Buschfeuer
Was zunächst nach einer kleinen Katastrophe ausschaut, entpuppt sich als Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der Hütte. Im Herbst und Winter versuchen die Australier nämlich durch kontrollierte Feuer, sogenannte „Prescribed Burns“, den sommerlichen Buschfeuern den Nährboden zu entziehen.
Im Shelter haben sich auch schon Diana und David einquartiert. Die beiden freiwilligen Helfer der Bibbulmun Track Foundation sind von Geraldton aus rund 800 Kilometer angereist, um nach dem Feuer ein wenig sauber zu machen. Der Shelter hat übrigens erstmals eine andere Bauform: hier schlafen die Wanderer in zwei Etagen auf sogenannten „Bunks“. Für den Aufbau unseres Innenzelts bleibt da natürlich kaum Platz und so machen wir es uns erstmals nur mit Isomatte und Schlafsack gemütlich. Nachdem wir uns fertig eingerichtet haben, erscheint auch noch die Feuerwehr aus Pemberton. Sie kontrolliert noch einmal den Brandherd und löscht ein wenig rund ums Toilettenhäuschen.
Apropos Toilettenhäuschen: Auf der Innenseite der Toilettentür dankt die Bibbulmun Track Foundation jeweils dem „Dunny Donor“. An der Schafer Campsite geht dieser Dank an Sue und ihren Ehemann.
Sue (69) haben wir wenige Tage zuvor im Shelter am Lake Maringup kennengelernt. Sie ist zum dritten Mal aus New South Wales angereist, um endlich ihren Bibbulmun Track zu beenden. Ihr Mann, der beim letzten Versuch erkrankt war, begleitet sie diesmal nur als Shuttle-Bunny im Camper und versorgt sie regelmäßig mit Lebensmittelpaketen.
Süßwasserkrebse als teure Delikatessen
Die Schafer Campsite ist übrigens direkt an einem Schwimming Hole gelegen. Auf der anderen Seite des kleinen Badesees gelangt man zu den Karri Hill Cottages. Hier kann man nicht nur etwas nobler übernachten als im Shelter der Schafer Campsite, hier sind auch die sündhaft teuren Marrons erhältlich.
Der braunschwarz oder blau gefärbte Marron (Cherax cainii) ist der weltweit drittgrößte Süßwasserkrebs. Er ist maximal so groß wie ein Hummer, wiegt bis zu zwei Kilogramm und wird zwischen Geraldtown, Perth und Esperance als Speisekrebs gezüchtet und als Delikatesse gehandelt. In der Küche landen meist Tiere mit 150 bis 500 Gramm Gewicht – Kostenpunkt: rund 60 bis 70 AUD das Kilo! Angesichts dieser Preise bleiben wir auch an diesem Abend bei Couscous mit Tütensuppen.
Die historische River Road Bridge
Die Nacht über hat es kräftig geregnet und beim Loswandern liegt die Schafer Campsite noch komplett im Nebel. Bis zur Warren Campsite sind es heute rund 22 Kilometer. Der Weg führt uns zunächst noch an Farmland vorbei und später durch Wald bis an den Warren River. Im ständigen Auf und Ab folgen wir dem Flusslauf bis wir rund zwei Kilometer vor dem Tagesziel zur 150 Meter langen River Road Bridge gelangen.
Die historische Holzbrücke ist eines der Highlights zwischen Northcliffe und Pemberton. Sie wurde bis Mitte der 1960er Jahre für Holztransporte per Bahn genutzt und die damals verwendete Dampflok schauen wir uns am Folgetag in Pemberton an. Heute ist die River Road Bridge für Wanderer auf dem Bibbulmun Track und Radfahrer auf dem Munda Biddi Trail die einzige Möglichkeit, den Warren River zu queren.
Von der Brücke ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Shelter der Warren Campsite. Die Nacht wird nicht nur recht kalt, sondern auch recht ungemütlich: Schnarcher! Ein Pärchen, das erst nach Einbruch der Dunkelheit ankam, stimmt sogleich die Instrumente. Kaum hat er sein Säge-Solo beendet, übernimmt sie und nutzt dabei geschickt die hölzerne Schlafplattform als Resonanzkörper für ihr Geschnarche. Damit es nicht langweilig wird, schnarchen die beiden ab und an auch im Duett und treffen dabei sogar den gleichen Ton. Schnarchen bis sich die Balken biegen und wir waren live dabei.
Nächster Halt: Die „Cascades“
Bis Pemberton sind es von der Warren Campsite rund 21 Kilometer. Eine ganze Weile begleitet uns dabei der Warren River. Nach fast elf Kilometern gelangen wir zur Pemberton Tramway Haltestelle „Cascade“. Hier könnten wir theoretisch in einen Touristenzug der Pemberton Tramway Company Pty Ltd einsteigen. Tatsächlich hält hier sogar gerade einer der täglich zwei Züge zwischen der Warren River Bridge und Pemberton, doch wir wollen ja schließlich wandern!
Wir legen hier trotzdem einen Zwischenstopp ein, denn der Name der Haltestelle hat durchaus seinen Grund: wenige Meter entfernt befindet sich nämlich ein Wasserfall am Lefroy Brook. Mit viel Glück lassen sich hier beim Picknick auch kleine Ungeheuer im Fluss entdecken: Die aalartigen und rund 50 Zentimeter langen Neunaugen (Geotria australis), die im Winter den Lefroy Brook zum Ablaichen hinaufwandern.
Der Gloucester Tree bei Pemberton
Wir sehen weder Neunaugen noch all zu viel Wasser. Im Frühjahr sind die Wasserfälle sicher beeindruckender. Nach kurzer Pause machen wir uns also wieder auf den Weg und gelangen kurz vor Pemberton noch zum Gloucester Tree im gleichnamigen Nationalpark.
Der Gloucester Tree ist einer von acht Bäumen rund um Pemberton, die ab den 1930er Jahren zur Brandausschau genutzt wurden. Der 72 Meter hohe Karri-Baum lässt sich auch heute noch über mehr als 100 spiralförmig angeordnete Metallstäbe im Stamm besteigen. Das Ziel: Die Aussichtsplattform in 53 Meter Höhe mit spektakulärem Blick auf die umliegenden Wälder.
Vom Gloucester Tree sind es schließlich nur noch drei Kilometer bis Pemberton, das mit fast 800 Einwohnern schon einer der größeren Orte am Bibbulmun Track ist. Neben Unterkünften vom Campingplatz über eine Jugendherberge bis zum Hotel gibt es hier auch einen Supermarkt, ein Krankenhaus und eine Bankwest-Filiale mit ATM.
Shelter auf dem Bibbulmun Track
Im Abstand von rund 20 Kilometern hat die Bibbulmun Track Foundation Schutzhütten (engl. „Shelter“) entlang des Wanderwegs errichtet. Diese Hütten sind meist zu einer Seite hin offen und bieten 12 bis 15 Personen Platz. Zusätzliche Ausstattung: Tische und Sitzgelegenheiten, Plumpsklo, Feuerstelle, Regenwassertanks und Zeltplätze. Auf dem Abschnitt zwischen Northcliffe und Pemberton stehen folgende Shelter und Campgrounds zur Verfügung:
Name | GPS-Daten |
---|---|
Schafer Campsite | 34°33’17.6″S 116°10’33.3″E |
Warren Campsite | 34°30’32.1″S 116°05’51.5″E |
Anreise zum Bibbulmun Track
Von Perth aus erreicht man Northcliffe und Pemberton mit öffentlichen Verkehrsmitteln über einen Zwischenstopp in Bunbury. Die Fahrt von der Perth Station bis zum Bunbury Passenger Terminal dauert mit der TransWA-Linie Australind knapp zweieinhalb Stunden. Weiter geht es mit dem Bus GS3 des gleichen Unternehmens in 2:40 Stunden bis Pemberton oder gut drei Stunden bis Northcliffe. Bunbury und Pemberton verbindet zudem die TransWA-Buslinie SW3.
Von Albany aus lassen sich der Start- und Zielort dieses Wegabschnitts ebenfalls mit TransWA erreichen. Dabei dauert die Fahrt mit dem Bus GS3 etwa drei Stunden bis zum Pemberton Turnoff beziehungsweise rund zweieinhalb Stunden bis zum Northcliffe Turnoff.
Buchtipp
Guidebook 5 – Pemberton
von Steve Sertis und Steve Clark
ISBN 978-0-9750767-6-7
Das Bibbulmun Track Guidebook 5 beschreibt den kompletten Wegabschnitt von Northcliffe über Pemberton bis hin zum Donnelly River Village. Die Track Notes dieses Wanderführers listen alle wichtigen Wegdetails mit Kilometerangaben. Wie bei allen Guidebooks zum Weg sind auch hier alle Angaben für Wanderungen in Nord-Süd- als auch in umgekehrter Richtung aufgelistet. Der Wanderführer ist ebenso wie das Bibbulmun Track Handbook mit allgemeinen Informationen zum Weg über die Website der Bibbulmun Track Foundation erhältlich.
Wanderberichte zum Bibbulmun Track
- Bibbulmun Track – Von Albany bis Denmark
- Bibbulmun Track – Von Denmark bis Walpole
- Bibbulmun Track – Von Walpole bis Northcliffe
- Bibbulmun Track – Von Northcliffe bis Pemberton
- Bibbulmun Track – Von Pemberton bis Donnelly River
- Bibbulmun Track – Vom Donnelly River bis Balingup
- Bibbulmun Track – Von Balingup bis Collie
- Bibbulmun Track – Von Collie bis Dwellingup
- Bibbulmun Track – Von Dwellingup bis Kalamunda
- Packliste Weitwandern für 2.000 km Trekking-Tour
Linktipp
- bibbulmuntrack.org.au – Bibbulmun Track Foundation
- exploreparks.dbca.wa.gov.au – Department of Biodiverstiy, Conservation and Attractions
- northcliffe.org.au – Northcliffe Visitor Centre
- pembertonvisitor.com.au – Pemberton Visitor and Tourist Centre