Bibbulmun Track – Von Walpole bis Northcliffe

Die Wanderung von Walpole bis Northcliffe ist für viele der schönste Abschnitt auf dem 1.000 Kilometer langen Bibbulmun Track in West-Australien. Das liegt vor allem am reizvollen Landschaftswechsel auf dem Weg von der Südküste am Indischen Ozean hinein in die Pingerup Plains.

Auf diesem Abschnitt des Bibbulmun Track wandern wir rund 140 Kilometer von Walpole bis Northcliffe. Auf dieser Strecke mit acht Tagesetappen und sieben Schutzhütten gibt es keinerlei Einkaufsmöglichkeiten und so stocken wir im Supermarkt von Walpole unsere Lebensmittelvorräte für eine ganze Woche Bushwalk auf.

Bibbulmun Track: Forest Red-tailed Black Cockatoo
Forest Red-tailed Black Cockatoo

Beim Start in Walpole könnten wir es eigentlich etwas langsamer angehen lassen, denn auf der ersten Etappe liegen gerade einmal gut zehn Kilometer auf dem Bibbulmun Track vor uns. Wir haben uns aber angesichts des guten Wetters für ein Double-Hutting entschieden und laufen heute die knapp 13 Kilometer bis zur Long Point Campsite gleich mit.

Von Walpole bis Northcliffe wandern

Da unsere Rucksäcke nach dem Einkauf in Walpole heute besonders schwer sind, reduzieren wir unser Trinkwasser von 2,5 Liter auf einen Liter pro Person. Bis zur ersten Schutzhütte mit Regenwassertank zum Nachfüllen sind es schließlich nur gut zehn Kilometer.

Gegen acht Uhr brechen wir auf und entdecken unweit unserer Unterkunft noch ein paar Forest Red-tailed Black Cockatoos. Die schwarzen Kakadus sehen ähnlich aus wie jene, die wir am Cape to Cape Track beobachten konnten, haben aber rote statt weiße Schwanzfedern.

Bibbulmun Track: Hängebrücke am Deep River
Hängebrücke am Deep River

Der leicht ansteigende Bibbulmun Track führt uns aus Walpole heraus, am Golfplatz vorbei und nach etwa sechs Kilometern zum John Rate Lookout. Der Picknick- und Aussichtspunkt wurde nach dem ehemaligen Forest-Ranger John Rate benannt, der in den 1950er Jahren eine dritte Spezies von Tingle-Bäumen entdeckte, die bis zu 50 Meter hohen Rate’s Tingle (Eucalyptus brevistylis).

Angeblich soll uns der John Rate Lookout einen fantastischen Blick über das Walpole und Nornalup Inlet bieten, doch wir haben ehrlich gesagt Mühe, die beiden Meeresarme überhaupt zwischen den Bäumen zu erkennen.

Liste   

Information
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Lf Hiker | E.Pointal contributor

Walpole bis Northcliffe   

Profil

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimale Höhe: Keine Daten
Maximale Höhe: Keine Daten
Höhenmeter (aufwärts): Keine Daten
Höhenmeter (abwärts): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Vom John Rate Lookout sind es gerade noch vier Kilometern bis zur Mount Clare Campsite, die wir nach knapp drei Stunden Wanderung erreichen. Am Shelter angekommen füllen wir unsere Wasserflaschen nach und starten den kleinen Aufstieg durch die Karri– und Tingle-Bäume zum rund 200 Meter hohen Mount Clare, der mit einer schönen Aussicht auf das Meer und die Walpole Wilderness lockt. Doch auch hier ist die Aussicht eher bescheiden und so machen wir uns recht schnell auf den knapp 13 Kilometer langen Weg zur Long Point Campsite.

Bibbulmun Track: Morgenstimmung nahe der Long Point Campsite
Morgenstimmung nahe der Long Point Campsite

Der Weg führt verläuft steil bergab zur Deep River Bridge, einer stark schaukelnden Hängebrücke für Wanderer. Der Bibbulmun Track führt uns nun aus dem kühlen Wald heraus und nach rund 4,5 Kilometern gelangen wir an einen Abzweig zum Nuyts Wilderness Walk Track, der direkt an die Küste zur Thompson Cove und der Peppermints Campsite führt.

Wir haben für diesen Abstecher allerdings keine Zeit und heute mit unserem Double-Hutting auch durchaus genug zu tun. Im ständigen Auf und Ab laufen wir auf dem Bibbulmun Track Richtung Küste, wandern etwas hinter der Steilküste weiter und erreichen schließlich nach gut acht Stunden auf den Beinen die Long Point Campsite, deren Shelter heute mit acht Personen durchaus gut besucht ist.

Abschied von der Küste

Die nächste Tagesetappe bis zur Woolbales Campsite ist rund 19 Kilometer lang und führt uns in den D’Entrecasteaux Nationalpark. Kurz vor der Hälfte des Weges sehen wir beim Abstieg zum Mandalay Beach unsere erste Schlange auf dem Bibbulmun Track. Am Abend sagen uns andere Wanderer im Shelter, dass es sich bei der kleinen, hell braunen Schlange wohl um eine junge Dugite gehandelt hat. Die Jungtiere sind übrigens ebenso giftig wie die ausgewachsenen Exemplare.

Bibbulmun Track: Der Mandalay Beach bei Walpole
Der Mandalay Beach bei Walpole

Wenige Meter später stapfen wir am Mandalay Beach zum letzten mal auf unserer Tour über einen Sandstrand. Der Mandalay Beach, einer der schönsten Strände im Walpole-Gebiet, wurde übrigens nach einem norwegischen Dreimaster benannt, der hier 1911 zerstört wurde. Manchmal ist das Schiff auch heute noch zu sehen, doch wir können leider nichts entdecken, denn das Wrack ist komplett im Sand verschwunden.

Der Bibbulmun Track leitet uns auf dem folgenden Abschnitt wieder von der Küste weg. Auf dem Weg zu unserem Tagesziel kommen wir an riesigen Granitfelsen vorbei, die typisch sind für dieses Gebiet. Auch die Woolbales Campsite, die wir nach weiteren zehn Kilometer erreichen, liegt am Fuße eines solchen Granitfelsens.

Bibbulmun Track: Einer der Granitfelsen rund um Woolbales
Einer der Granitfelsen rund um Woolbales

Die Mitbewohner unseres Shelter sind am nächsten Morgen schon sehr zeitig aus dem Schlafsack gefallen. Wahrscheinlich hat der schlechte Wetterbericht, der jede Menge Regen für den Nachmittag verspricht, für den frühen Aufbruch gesorgt. Im leichten Nieselregen geht es also auch für uns recht früh los. Auf dem Plan stehen weitere 21 Kilometer durch den insgesamt 1.200 km² großen D’Entrecasteaux Nationalpark bis zur Mount Chance Campsite.

Durch den D’Entrecasteaux Nationalpark

Der Nationalpark erstreckt sich auf einer Länge von 130 Kilometern zwischen Long Point und Augusta, wo wir unsere Wanderung auf dem Cape to Cape Track beendet haben. Das gesamte Gebiet ist überwiegend geprägt von Karri- (Eucalyptus diversicolor) und Jarrah-Bäumen (Eucalyptus marginata). In Savannen-Gebieten, durch die wir heute überwiegend laufen, sind aber auch der Peppermint-Baum (Eucalyptus dives) und diverse Banksia-Arten anzutreffen.

Gegen Mittag traut sich sogar noch einmal die Sonne heraus und da wir heute recht schnell laufen, kommen wir tatsächlich noch im Trockenen am Shelter an. Wenig später setzen bereits die ersten Schauern ein und ab 17 Uhr prasselt schließlich der fette Regen auf das Dach der Schutzhütte.

Bibbulmun Track: Im Regen kurz hinter der Mount Chance Campsite
Im Regen kurz hinter der Mount Chance Campsite

Von der Mount Chance Campsite bis zur Dog Pool Campsite sind es knapp 20 Kilometer. Nach dem Aufwachen schaut es zunächst so aus, als hätte der Regen endgültig aufgehört. Nach einem Besuch auf dem Plumpsklo setzen allerdings schon die ersten Tropfen ein, und als wir zum Abmarsch bereit sind, schüttet es aus Kübeln. Ein Viertelstunde warten wir noch auf ein kleines Wunder, aber dann geht es mit Goretex-Jacke und Regenrock bewaffnet los.

Der Starkregen lässt relativ schnell nach, doch durch das zum Teil mannshohe Buschwerk der Pingerup Plains Steppenlandschaft werden wir trotzdem total nass. Nach gut zwei Stunden reißt der Himmel dann doch endlich auf und es wird noch ein richtig schöner Tag. Bis zum Etappenziel wechselt der Bibbulmun Track nun auf breite Fahrwege, die zwar etwas öde zu laufen sind, aber unsere Klamotten schnell trocknen lassen.

Bibbulmun Track: Ein Scarlet Robin oder auch Scharlachschnäpper
Ein Scarlet Robin oder auch Scharlachschnäpper

Kurz vor dem Shelter sehen wir nicht nur eine größere Tiger Snake, sondern auch noch einen recht hübschen Scarlet Robin, den man bei uns wohl Scharlachschnäpper nennt. Die Dog Pool Campsite, unser heutiges Quartier, wurde im Februar 2015 durch ein Buschfeuer komplett zerstört und ebenso wie die nahe gelegene Brücke über den Shannon River erst Anfang 2017 wieder fertig gestellt.

Die Schutzhütte ist nicht nur sehr idyllisch gelegen, sondern auch die erste auf unserem Weg mit einer Feuerstelle für ein abendliches Campfire. Zudem gibt es hier Wasser in Hülle und Fülle. Wir nutzen die Gelegenheit und waschen uns im Dog Pool des Shannon River erst mal Schweiß und Dreck vom Körper. Schließlich sind es nur noch drei Tagesetappen bis Northcliffe und da wollen wir ja nicht als Stinker ankommen.

Bibbulmun Track: Der Dog Pool Shelter und die Shannon River Bridge
Der Dog Pool Shelter und die Shannon River Bridge

Marathon-Etappe zum Lake Marinup

Am Folgetag steht eine der längsten Etappen des Bibbulmun Track an. Satte 26 Kilometer sind es bis zur Lake Maringup Campsite am Ufer eines sehr abgelegenen und nur zu Fuß erreichbaren Sees. Die ersten fünf Kilometer laufen wir auf der Dog Road, die man bei uns als Forstautobahn bezeichnen würde. Dann führt uns der Bibbulmun Track auf einer kleineren Piste noch einmal durch ein Savannengebiet. Die restlichen 15 Kilometer geht es dann wieder durch schöne Wälder und zum Teil auch über Holzbohlen durch Gebiete, die zu anderen Jahreszeiten sumpfig sind.

Bibbulmun Track: Eine Tiger Snake oder Tigerotter
Eine Tiger Snake oder Tigerotter

Irgendwann treffen wir bei einer Pause Kerstin wieder. Gemeinsam laufen wir ein Stück weiter bis sie vor Schreck aufschreit: links am Wegesrand sonnt sich eine fette Tiger Snake. Das Prachtexemplar ist auch nicht ganz so scheu, wie die anderen Schlangen, die wir in den letzten Tagen gesehen haben, und so gelingt uns endlich mal ein Schnappschuss der sehr giftigen, aber wenig angriffslustigen Tigerotter.

Auf den letzten Kilometern bis zur Lake Maringup Campsite machen wir dann gar keine Pausen mehr, denn es dauert einfach viel zu lange, bis beim Weiterlaufen der Bewegungsapparat wieder in Gang kommt und man erneut im Trott ist. Die Schutzhütte am Lake Maringup ist schließlich sehr hübsch gelegen und der Sonnenaufgang am See auch wirklich so schön, wie im Guidebook der Bibbulmun Track Foundation beschrieben.

Bibbulmun Track: Sonnenaufgang am Lake Maringup
Sonnenaufgang am Lake Maringup

Endspurt nach Northcliffe

Vom Lake Maringup bis zur Gardner Campsite, dem letzten Zwischenstopp vor Northcliffe, sind es knapp 17 Kilometer – ein Klacks nach dem gestrigen Wandermarathon. Der Weg ist zudem recht flach und erst nach der Brücke über den Gardner River auf der Hälfte des Wegs wird der Untergrund ein wenig sandiger. Insgesamt kommen wir allerdings zügig voran und treffen so bereits gegen Mittag am Shelter ein.

Die Gardner Campsite wurde übrigens ebenso wie die Dog Pool Campsite nach ihrer Zerstörung durch ein Buschfeuer komplett neu aufgebaut und erst Anfang 2017 fertig gestellt. Der Neubau aus Beton statt Holz hat aber auch Nachteile. So ist hier beispielsweise die Schlafplattform deutlich kürzer als in anderen Sheltern, was den Aufbau von Innenzelten ein wenig erschwert. Zudem fehlen  auch Haken, um die Rucksäcke und das Essen tiersicher aufzuhängen.

Bibbulmun Track: Blüten eines Banksia-Buschs
Blüten eines Banksia-Buschs

Die letzte Etappe dieses Abschnitts auf dem Bibbulmun Track führt uns auf weiteren 15 Kilometern nach Northcliffe mit gut 400 Einwohnern. Durch recht offene Wälder und unweit der ersten Farmen rund um Northcliffe geht es mal auf sandigen, dann wieder auf recht zugewachsenen Wegen voran, bis der Bibbulmun Track auf die Straße zum Ort trifft.

Northcliffe hat eine noch bescheidenere Infrastruktur wie Walpole. Für Wanderer mit Abstand am wichtigsten: Das kleine Lebensmittelgeschäft Karri Country Good Food, wo wir unsere Vorräte für den nächsten Wegabschnitt noch einmal auffüllen können.

Bibbulmun Track: Auf dem Bibbulmun Track kurz vor Northcliffe
Auf dem Bibbulmun Track kurz vor Northcliffe

Shelter auf dem Bibbulmun Track

Im Abstand von rund 20 Kilometern hat die Bibbulmun Track Foundation Schutzhütten (engl. „Shelter“) entlang des Wanderwegs errichtet. Diese Hütten sind meist zu einer Seite hin offen und bieten 12 bis 15 Personen Platz. Zusätzliche Ausstattung: Tische und Sitzgelegenheiten, Plumpsklo, Feuerstelle, Regenwassertanks und Zeltplätze. Auf dem Abschnitt zwischen Walpole und Northcliffe stehen folgende Shelter und Campgrounds zur Verfügung:

NameGPS-Daten
Mt Clare Campsite34°59’53.4″S 116°38’45.0″E
Long Point Campsite35°01’17.8″S 116°34’45.3″E
Woolbales Campsite34°56’39.5″S 116°33’57.2″E
Mt Chance Campsite34°49’58.8″S 116°30’49.5″E
Dog Pool Campsite34°45’49.7″S 116°22’34.6″E
Lake Maringup Campsite34°49’47.5″S 116°11’31.8″E
Gardner Campsite34°43’13.4″S 116°10’47.8″E
alle Angaben ohne Gewähr

Anreise zum Bibbulmun Track

Walpole und Northcliffe sind von Perth und Albany aus mit Bus und Bahn erreichbar. Wer in Perth mit dem Flugzeug ankommt, der fährt mit dem TransWA-Zug Australind in rund zweieinhalb Stunden bis Bunburry. Mit einem TransWA-Bus GS3 geht es dann weiter nach Northcliffe (ca. 3 Stunden) oder Walpole (ca. 4:30 Stunden).

Wer lieber von Albany aus anreist, der erreicht den Start- und Zielort dieses Abschnitts auf dem Bibbulmun Track ebenfalls mit der Buslinie GS3 von TransWA. Die Fahrt bis zum Northcliffe Turnoff dauert rund zweieinhalb Stunden, bis Walpole sind es nur rund 1:40 Stunden.

Buchtipp

The Bibbulmun Track Guidebook 6 – Northcliffe
© Bibbulmun Track Foundation

Guidebook 6 – Northcliffe
von Steve Sertis und Steve Clark
ISBN 978-0-9750767-7-4

Ausführliche Beschreibungen der drei Etappen von Walpole bis zur Woolbales Campsite finden sich im Guidebook 7 (Woolbales Campsite bis William Bay Campsite). Die weiteren Etappen bis Northcliffe sind im Guidebook 6 (Northcliffe bis Woolbales Campsite) en detail beschrieben. Die Track Notes der Guidebooks listen alle wichtigen Wegdetails mit Kilometerangaben und berücksichtigen dabei Wanderungen in Nord-Süd- als auch in umgekehrter Richtung. Sie sind ebenso wie das Bibbulmun Track Handbook mit allgemeinen Informationen zum Wanderweg und die passenden Wanderkarten im Maßstab 1:50.000 über die Website der Bibbulmun Track Foundation erhältlich.

Linktipp

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