Über den 782 Kilometer langen Colorado Trail gelangen Wanderer von den Skiorten Frisco und Breckenridge schnell hoch in die Rocky Mountains. Der Weitwanderweg durchquert dabei mehrere Wilderness Areas, steigt bis auf eine Höhe von 3.750 Metern an und führt an den beiden höchsten Bergen Colorados vorbei bis Twin Lakes.
Der Colorado Trail ist für uns ab dem Gold Hill Trailhead zwischen Breckenridge und Frisco fast auf dem gesamten siebten Segment gesperrt. Der Grund ist das Breckenridge Peak 2 Fire. Über diesen Waldbrand berichteten die Medien bereits, als wir noch in Denver waren und einen Teil der Schäden sahen wir aus der Ferne auf unserer Wanderung zum Gold Hill Trailhead. Der Brand ist zwischenzeitlich wohl voll unter Kontrolle, aber die Nutzung des Colorado Trail ist in diesem Bereich noch immer verboten.
Als Umleitung empfiehlt die Colorado Trail Foundation eine ebenso einfache wie komfortable Lösung: den kostenlosen Summit Stage Bus, der Wanderer von Frisco nach Copper Mountain am Ende des siebten Trail-Segments bringt. Für uns ist diese Lösung ideal, denn der entsprechende Bus hält direkt vor unserem Motel.
Von Copper Mountain bis Twin Lakes wandern
Breckenridge bis Twin Lakes
Profil
An unserem letzten Morgen in Frisco lassen wir es langsam angehen, denn heute steht im Grunde nur ein halber Wandertag an. Nach dem Frühstück in unserem Motel fahren wir gegen halb zehn mit dem Summit Stage Bus Richtung Copper Mountain. Ausgestiegen sind wir – den Empfehlungen der Colorado Trail Foundation entsprechend – an der Haltestelle 34 (Copper Mountain Entrance). Auf der anderen Seite des Highway 91 führt uns von dort ein Weg für Radfahrer und Fußgänger in südlicher Richtung zum Colorado Trail.
Nach gut einem Kilometer erreichen wir den Copper Mountain Trailhead, an dem das achte Segment des Colorado Trail beginnt. Wir wandern zunächst ein wenig bergauf und dann der Reihe nach an allen Skiliften des Ortes vorbei. Nach insgesamt 2,5 Meilen (4 km) biegen wir an einem Minigolfplatz noch einmal rechts ab und gönnen uns neben der Touristeninformation noch ein leckeres Craft-Bier. Als wir kurz nach zwölf zahlen, hat sich der Himmel schon mächtig bewölkt. Wir geben deshalb mächtig Gas und schaffen die restlichen 4,5 Meilen (7,2 km) in rund zwei Stunden.
Als wir unser Tagesziel erreichen schauen wir erst mal dumm aus der Wäsche: Das Gewitter beginnt gerade und wir sehen weit und breit nicht eine der im Databook beschriebenen „good campsites“. Im ersten Regen stapfen wir beide wild umher, bis wir ein geschütztes, aber hoffnungslos schiefes Plätzchen für unser Zelt finden. Als wir endlich regensicher untergebracht sind, geht es draußen auch schon richtig los: Petrus serviert ein kleines (und glücklicherweise nicht all zu ausdauerndes) Gewitter mit Starkregen und Graupel.
Murmeltiere auf dem Colorado Trail
Am nächsten Tag erreichen wir bereits nach 2,5 Meilen (4 km) die Baumgrenze. Kurz vor Janet’s Cabin, einer Skihütte, filtern wir an einem kleinen Bach noch einmal Wasser und füllen unsere Trinkflaschen. Langsam und schnaufend geht es danach zum Searle Pass (3.670 m) hinauf.
Am Scheitelpunkt angekommen, bietet sich uns ein fantastischer Blick zurück sowie auf eine Reihe 4000er Berge im Osten. Die folgenden 3,2 Meilen (5,1 km) laufen wir auf einer Höhe von mehr als 3.600 Metern und bestaunen in den Verschnaufpausen die riesigen Murmeltiere, die hier fast so groß sind wie ein fetter Kater.
Kurz vor dem Elk Ridge (3.744 m), dem höchsten Punkt der heutigen Wanderung, treffen wir auch noch auf zwei Schneehühner, die uns ohne scheu um die Beine streifen. Wenige Meter weiter leitet der Kokomo Pass (3.665 m) den langen Abstieg ein.
Durch kunterbunte Wiesen und später durch lichte Wälder wandern wir hinab zum Cataract Creek, wo wir eine kurze Pause einlegen. Dann laufen wir weiter bis zum Talboden auf gut 2.800 Meter Höhe. Kurz bevor der Weg wieder ansteigt sehen wir nahe einer Brücke über den Eagle River noch die alten Bunker des Camp Hale, das im zweiten Weltkrieg von der 10th Mountain Division der U.S. Army genutzt wurde. Eine Meile weiter schlagen wir schließlich unser Zelt auf und lassen den doch recht anstrengenden Tag ausklingen.
Da wir gestern die laut Databook nahegelegene Wasserquelle nicht gefunden haben, beginnt der Wandertag mit Wasser filtern am erst besten Bach, den wir kreuzen. Unser Weg verläuft zunächst noch parallel zum US-Highway 24, der ab und an ganz schön laut hinauf dröhnt. Nachdem wir den Highway einmal gekreuzt haben, wird es aber ruhiger und auf recht guten und breiten Wegen gelangen wir schnell zum Tennessee Pass Trailhead.
Am Trailhead ist jede Menge los, denn offenbar findet heute ein größeres Radrennen statt. Leider hat der Veranstalter zwar an dutzende Dixie-Klos gedacht, aber die von uns so heiß ersehnte Hot-Dog-Bude vergessen. Für den Start ins neunte Segment des Colorado Trail müssen wir uns also mal wieder mit einem Müsli-Riegel stärken.
High-Altitude-Camping an der Baumgrenze
Auf den ersten Meilen nach dem Trailhead haben wir einige denkwürdige Begegnungen: erst kommen uns MountainbikerInnen entgegen, die selbst auf über 3000 Metern nicht auf ihren Ghettoblaster verzichten können, und dann begegnen wir einer Wandergruppe mit zwei süßen Pack-Lamas. An der Brücke über den West Tennessee Creek treffen wir schließlich auf gut zwei Dutzend Freiwillige der Colorado Trail Foundation, die hier am Wochenende Ausbesserungsarbeiten am Weg durchführen.
Rund drei Meilen weiter, am Rande der Holy Cross Wilderness Area füllen wir an einem kleinen Bach noch einmal unsere Wasserflaschen auf, bevor wir uns an den Schlussaufstieg zu den Porcupine Lakes auf einer Höhe von 3490 Metern machen. Am Rande der zwei kleinen Seen schlagen wir schließlich nahe der Baumgrenze, aber noch inmitten einiger Bäume unser Zelt auf.
Am nächsten Morgen führt uns der Colorado Trail von unserem idyllischen Schlafplatz hinab zum Porcupine Creek, wo wir unsere Trinkflaschen füllen. Mit klamm-kalten Händen vom Wasser filtern geht es dann wieder etwas hinauf zum höchsten Punkt des Segments, mit einer Höhe von 3.567 Metern.
Die Aussicht auf die hinter uns liegenden Berge ist einfach fantastisch und wenig später erhaschen wir auch schon erste Blicke auf den Mount Massive, den mit einer Höhe von 4.395 Metern zweithöchsten Berg der Region. Später, als die Sicht frei ist, glauben wir weiter links auch den sechs Meter höheren Mount Elbert zu entdecken, den höchsten Berg in Colorado und in den Rocky Mountains.
Mit dem recht anstrengenden Abstieg aus der Holy Cross Wilderness Area heraus und zum Timberline Lake Trailhead hinunter verlieren wir auf dem nun folgenden Abschnitt rund 500 Meter an Höhe. Nach einer kurzen Pause am Trailhead laufen wir weiter in das zehnte Segment des Colorado Trail und kreuzen dabei zunächst einige gut Wasser führende Bäche.
Wenig später steigt der Weg sehr steil an und schnaufend kämpfen wir uns noch einmal gut 300 Höhenmeter hinauf zum 3381 Meter hohen Sugerloaf Mountain Sattel. Ein paar Meter hinter dem Sattel gelangen wir in die Mount Massive Wilderness Area und natürlich geht es ab hier erneut bergab zu unserem Tagesziel, der Campsite am Rock Creek.
Auf ein Bier hinab nach Twin Lakes
Auf recht einfachen Waldwegen führt uns der Colorado Trail am nächsten Tag leicht bergauf bis zum Abzweig zum Mount Massive. Die Gipfeltour zum zweithöchsten Berg Colorados lassen wir allerdings aus und laufen stattdessen – den Mount Elbert im Blick – weiter bis zum Mount Massive Trailhead, an dem das elfte Segment des Colorado Trail beginnt.
In stetigem Auf und Ab geht es auf leicht zu begehenden Wegen weiterhin durch Mischwälder und einzelne Espen-Wäldchen. All zu viel schnaufen müssen wir dabei zum Glück nicht, denn ansonsten würden wir mit Sicherheit eine der vielen Mücken einatmen. Rund zehn Kilometer hinter dem Trailhead biegen wir schließlich rechts ab, und nutzen einen 2,5 Kilometer langen Pfad zum Twin Lakes Village hinab. In der alten Minenarbeiter-Siedlung angekommen, gönnen wir uns am General Store, dem Treffpunkt aller Thru-Hiker, ein kühles Bierchen und sichern uns eines der letzten Zimmer im The Twin Lakes Inn. Viel mehr Häuser gibt es in dem knapp 50 Einwohner zählenden Ort dann auch nicht.
Kleine Trail-Statistik: insgesamt haben wir in den fünf Tagen (eigentlich ja nur viereinhalb) auf den Segmenten acht bis elf des Colorado Trail 96 Kilometer zurückgelegt und 3.317 Höhenmeter im Aufstieg sowie 3.483 Höhenmeter in Abstieg bewältigt. Im Durchschnitt macht dies pro Tag 19,2 Kilometer mit 663 Höhenmetern im Aufstieg und 697 Höhenmetern im Abstieg.
Colorado Trail
Der Colorado Trail ist ein 782 Kilometer langer Weitwanderweg in den USA. Auf Höhen zwischen 3.000 und 4.000 Metern führt er vom Waterton Canyon bei Denver durch die Rocky Mountains bis Durango und nutzt dabei zum Teil die gleichen Wege wie der Continental Divide Trail.
Der Colorado Trail ist in 28 Segmente unterteilt, deren Anfangs- und Endpunkte per Auto erreichbar sind. Komplett begehbar ist der Colorado Trail meist ab Anfang Juli bis Ende September. Zwischen Twin Lakes und dem South Fooses Ridge existieren zwei alternative Routen, die klassische Collegiate East und die spektakulärere Collegiate West Variante. Mountainbiker dürfen den Wanderweg ebenfalls nutzen, müssen die geschützen Wilderness Areas allerdings umfahren.
Von Deutschland aus erfolgt die Anreise am einfachsten über den internationalen Flughafen Denver (DEN). Ein Nonstop-Flug ab Frankfurt dauert dabei rund zehn Stunden. Aufgrund einer leichteren Akklimatisierung laufen die meisten Wanderer von Norden nach Süden. Die Anreise zum Wegbeginn am Waterton Canyon bei Denver erfolgt dabei mit der Regional Transportation District (RTD), die einen zum Mineral Park 'n' Ride bringt. Für die letzten zehn Meilen zum Waterton Canyon Trailhead nutzt man dann meist ein Taxi oder einen Wagen von Uber.
Buchtipp
The Colorado Trail Guidebook
von The Colorado Trail Foundation
ISBN 978-1-937052-89-8
Zur Vorbereitung auf den Colorado Trail empfiehlt sich das hervorragend aufbereitete Guidebook der Colorado Trail Foundation. Es bietet ausführliche Informationen zum Wandern, Reiten oder Biken auf dem Colorado Trail, beschreibt etwaige Probleme bei der Trinkwasser- oder Lebensmittel-Versorgung und geht auch auf Gefahren wie Gewitter oder Schwarzbären ein. Den Hauptteil macht allerdings die Beschreibung der 28 Segmente des Colorado Trails sowie der Collegiate West Route aus. Jedes Trail-Segment und dessen Besonderheiten sind dabei ausführlich beschrieben, Highlights schön bebildert und doppelseitige topographische Karten mit wichtigen Wegpunkten nebst GPS-Daten erleichtern die Planung der eigenen Wanderung.
Zusätzlich zum Guidebook ist das sehr kompakte The Colorado Trail Databook (ISBN 978-1-937052-72-0) erhältlich. Im Gegensatz zum umfangreicheren Guidebook listet das Databook lediglich alle Resupply-Optionen zum Nachkaufen von Lebensmitteln und alle wichtigen Wegpunkte der jeweiligen Trail-Segmente nebst Kilometrierung und Wegskizze. Für die Wanderung selbst reicht dieses Databook meist vollkommen aus.
Wanderberichte zum Colorado Trail
Linktipp
- coloradotrail.org – The Colorado Trail Foundation
- pmags.com – End-to-End-Guide von Paul Magnanti
- bearcreeksurvey.com – Waypoints im GPX-Format
- faroutguides.com – The Colorado Trail Hiker Smartphone-App
- wegalsziel.at – Wanderbericht von Dominik Schwarz (2022)