Der Fernwanderweg Fränkischer Gebirgsweg führt uns von Bayreuth aus zunächst nach Creußen. Wir wandern durch die typischen Kastentäler der Fränkischen Schweiz, über das Bergplateau der Neubürg und gelangen schließlich in die Weltrekord-Gemeinde Aufseß.
Nach einem Tag Wanderpause und einer ausgiebigen Stadtbesichtigung in Bayreuth machen wir uns wieder auf den Weg. Auf den nächsten vier Tagesetappen bringt uns der Fränkische Gebirgsweg in die Fränkische Schweiz und somit endgültig ins Bierland Franken. Die Brauereidichte ist hier teilweise derart hoch, das wir längst nicht überall ein Bierchen trinken können.
Auf einen Stadtbus verzichten wir auch diesmal und laufen stattdessen entlang der Königsallee auf dem Jean Paul Weg aus Bayreuth hinaus. Im Bayreuther Stadtteil Aichig treffen wieder schließlich wieder auf den Fränkischen Gebirgsweg.
Fränkischer Gebirgsweg – Am goldigen Roten Main entlang
Hinter den letzten Häusern von Aichig und einem kleinen Waldstück folgt der Wanderweg entweder einer neuen Wegführung oder uns hat eines der Schilder einen Streich gespielt. Auf jeden Fall gelangen wir nicht direkt ins Tal des Roten Main, sondern erreichen den Fluss erst nach einem Ausflug über die Felder im Bereich der Bodenmühle.
Wir lassen das Gänsegeschnatter an der Bodenmühle hinter uns und erreichen schnell die Ausflugsgaststätte Schlehenberg, deren Biergarten aber noch geschlossen ist. Nachdem wir den Fluss queren präsentiert sich der Rote Main so gar nicht rot: Herbssonne und Herbstlaub färben das gesamte Flusstal in einem satten Gelb. Golderner Oktober!
Auf herrlichen Waldwegen (siehe Titelbild) folgen wir dem Flusslauf und gelangen kurz hinter Hagenohe an die Bahnstrecke Schnabelwaid–Bayreuth. Ein schmaler Pfad führt uns nun im ständigen Auf und Ab parallel zur Bahnlinie nach Creußen.
Das mittelalterliche Städtchen blickt auf eine mehr als 1000-jährige Geschichte zurück und war einst weltberühmt für sein hochwertiges Steinzeug. Bevor wir allerdings zu einem „Stadtbummel“ aufbrechen, legen wir einen Zwischenstopp am Marktplatz ein – der kleine Biergarten von Franco’s Ristorantino war bei diesem Wetter einfach zu verführerisch.
Am anderen Ende des Marktplatzes erkunden wir anschließend die Pfarrkirche St. Jakobus und das ehemalige Kommunbrauhaus. Durch schmale Gassen gelangen wir zur Torwächterstube im nördlichen Stadttor und besuchen dort das sehenswerte Krügemuseum der Stadt Creußen, das wir zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher vorstellen werden.
Nach der Besichtigung des Hungerturms schlendern wir durch den Hintermühlweg am Roten Main entlang, um auch noch das alte Mühltürlein und die Stadtmauer zu besichtigen. Unser Quartier beziehen wir schließlich am Stadtrand von Creußen im Landgasthof „Im Gärtlein“.
Fränkischer Gebirgsweg – Bayreuth bis Aufseß
Profil
Fränkischer Gebirgsweg – Die erste Brauerei direkt am Wanderweg
Am nächsten Tag liegen rund 20 Kilometer mit relativ wenigen Highlights am Wegesrand vor uns. Zunächst geht es aus Creußen heraus, dann über offene Felder bis wir nach rund fünf Kilometern wieder in ein ausgedehnteres Waldstück gelangen. Der Forstweg führt uns zum Tannenberg und wenig später kommen wir zur Quelle des Roten Main, die nach dem heißen Sommer nahezu trocken ist.
Durch den Wald wandern wir weiter zum „Fichta“, dem ersten Brauereigasthof, der direkt am Fränkischen Gebirgsweg liegt. Naja, ganz stimmt das im Grunde nicht: Das Bier wird zwar nach altem Familienrezept, aber im Lohnsudverfahren gebraut. Die Gärung erfolgt allerdings noch im eigenen Bierkeller in Weiglathal.
Wir suchen uns ein Plätzchen im gut gefüllten Biergarten. Die folgende Getränkeauswahl fällt leicht, denn hier wird nur eine Sorte gebraut: ein dunkles Vollbier, das seine Farbe noch vom Röstmalz hat, und nicht – wie bei großen Industriebrauereien üblich – per Zuckercouleur umgefärbt ist.
Auch wenn’s lecker ist: Weiter geht’s! Zunächst laufen wir durch die Autobahnunterführung der A9 und dann auf Forstwegen zur Neumühle an der Püttlach. Wir passieren rechts den Weiler Altenhimmel, werfen einen kurzen Blick nach links auf das Örtchen Körzendorf und machen ein letztes Päuschen an einem großen Sendemasten.
Wenig später stehen wir schon an der Marter Alte Andl. Die über zwei Meter hohe Säule aus dem Jahr 1744 trägt die Aufschrift „O Mensch, sei still und schau mich an und gedenk deiner und seiner Schuld daran“. Sie steht direkt an der Kreuzung zur alten Poststraße, deren steinerne Straßenmarkierung wir ein paar Meter neben der Marter entdecken.
Wir zweigen hier vom Fränkischen Gebirgswegs ab, um auf der Poststraße nach Glashütten zu gelangen. Dort wartet schon unser nächstes Quartier: Der gut 1,5 Kilometer entfernte Landgasthof Opel, wo wir im großen und gemütlichen Biergarten noch die letzten Sonnenstrahlen genießen.
Fränkischer Gebirgsweg – Mit Kunst über die Neubürg nach Sanspareil
Am nächsten Morgen starten wir – dem gelben Kreis folgend – auf dem Glashütten Höhen-Rundweg, der direkt gegenüber unserer Unterkunft beginnt. Gut drei Kilometer weiter westlich treffen wir am Wegpunkt „Galgen“ wieder auf den Fränkischen Gebirgsweg.
Nun beginnt der Aufstieg zur Neubürg, einen 587 Meter hohen Zeugenberg am Ostrand der Fränkischen Alb. Die Gipfelebene, im 19. Jahrhundert aus der Not heraus abgeholzt, bietet eine fantastische Sicht auf die Fränkische Schweiz, das Fichtelgebirge und das Obermainland.
Nicht nur wegen der Aussicht bleiben wir länger als geplant: Auf dem Gipfelplateau gibt es seit 2003 einen NaturKunstRaum mit Skulpturen von Künstlern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Kurz vor unserer Wanderung wurde die Land-Art-Ausstellung sogar noch einmal um fünf weitere Exponate wie den „Himmelstrichter“ erweitert.
Von der Neubürg geht es über den Streiter Berg nach Obernsees, wo wir einen Zwischenstopp beim Onkel Doktor einlegen. Nichts Ernstes, also weiter zur Knockhütte! Die ist zwar nur Sonn-/Feiertags bewirtschaftet, doch hier gibt es tatsächlich einen Getränkeautomaten. Klasse Idee!
Wir folgen dem Fränkischen Gebirgsweg, kreuzen bei Schönfeld die Bundesstraße B22 und wandern schließlich durch das abgelegene Erbach-Tal. Auf den folgenden fünf Kilometern bis Kleinhül begegnet uns keine Menschenseele – kein Auto, kein Traktor, absolute Ruhe!
Es dauert nicht mehr lange, bis wir die Silhouette der Burg Zwernitz sehen. Für eine Besichtigung kommen wir aber zu spät nach Sanspareil. Und das ist gleich doppelt schade, denn die Burg ist ab dem folgenden Tag bis einschließlich März für Besichtigungen geschlossen.
Auch der Morgenländische Bau, in dem einst der Bayreuther Hof seine Feste feierte, ist schon geschlossen. Aber: Es gibt ja noch den Felsengarten Sanspareil! Und so lustwandeln wir noch ein wenig durch die bizarren Felsformationen und Grotten bis zum Ruinentheater, das Markgräfin Wilhelmine zur Hochzeit ihrer Tochter anlegen ließ.
Den Abend beschließen wir in unserer kultigen Unterkunft am Pferdeparadies Sanspareil. Bei einem Bier begleiten unsere Blicke den letzten Ausritt des Tages und schließlich gibt’s auch noch selbstgemachte Pizza aus dem hauseigenen Ofen.
Fränkischer Gebirgsweg – Im Kainach-Tal und auf dem Brauereienweg
Am nächsten Morgen starten wir früh, denn heute stehen rund 27 Kilometer auf dem Programm. Zudem dürfen wir auch nicht all zu spät am Etappenziel eintrudeln, denn für den Abend ist noch eine Brauereibesichtigung geplant. Vorbei an der Burg Zwernitz wandern wir nach Zedersitz, dann (unnötiger Weise) bis fast an die Autobahn heran und schließlich weiter gen Süden.
Auf den nächsten Kilometern kommen wir durch ein menschenleeres, aber zu dieser Zeit noch recht schattiges Tal. Wir erreichen den Kaiserbach, wandern an den Kletterwänden des Säukirchner Turms vorbei und gelangen wenig später zum Felsendorf Krögelstein.
Im Gegensatz zu früheren Wegbeschreibungen führt uns der Fränkische Gebirgsweg hier nicht mehr ins Ortszentrum, sondern zunächst zur Pfarrkirche hinauf und dann wieder hinab ins Kaiserbachtal. Gut zwei Kilometer weiter erreichen wir den nächsten Ort, in dem sich der Kaiserbach und der Schwalbach zur Kainach vereinen.
Der Fränkische Gebirgsweg folgt dem Flusslauf und bringt uns ins stille und idyllische Kainachtal. Genau so hatten wir uns die Fränkische Schweiz vorgestellt: Das Kastental verzaubert uns mit seinen steilen, bewaldeten Rändern und den windungsreichen Bachschlingen, die glücklicherweise von Uferbebauung und Begradigung verschont blieben.
Nach knapp drei Kilometern wandern wir durch das obere Tor in die historische Altstadt von Hollfeld. Wir schlendern Richtung Marienplatz, gelangen zum Rathaus, das im Mittelalter noch als „Fleisch- und Kaufhaus mit Kramläden“ genutzt wurde, und erreichen schließlich die Gangolfskirche, deren Wehrturm das Wahrzeichen der Stadt ist.
Von den Terrassengärten hinter der Kirche erblicken wir die monumentale Mona Lisa auf der Fassade einer ehemaligen Brauerei und auf der anderen Seite des Wiesent-Tals besichtigen wir die Hollfelder Salvatorkirche, bevor wir am Ortsausgang noch einmal unsere Vorräte aufstocken.
Da wir schon recht spät dran sind, machen wir auf den folgenden fünf Kilometern ein wenig Tempo. Auf Forststraßen und Feldwegen geht es nach Sachsendorf, wo wir erst einmal auf ein „nahezu endlos verträgliches und süffiges pädagogisches Bier“ einkehren.
Der kleine Biergarten des Brauerei-Gasthof Stadter ist eine von vier Stationen auf dem Brauereienweg, der – parallel zum Fränkischen Gebirgsweg – durch die Gemeinde Aufseß führt. Mit vier Brauereien hat Aufseß die weltweit größte Brauereiendichte pro Einwohner! Wer auf Junggesellenabschiede und feuchtfröhliche Wegbegleiter verzichten will, sollte diesen Abschnitt aber tunlichst unter der Woche wandern.
Wir machen uns wieder auf den Weg – natürlich zur nächsten Brauerei! Durch das Aufseß-Tal wandern wir an der Felsnadel Himmelssteuberer vorbei zum Schloß Oberaufseß, genießen kurz vor der Schloßberghöhle die Aussicht vom Galeriefelsen und erreichen schließlich Aufseß.
Unser Quartier beziehen wir im Brauereigasthof Rothenbach und nach einer warmen Dusche zeigt uns Braumeister Frank Rothenbach auch Sudhaus, Gärkeller und Abfüllanlage. Hier wird übrigens alles – auch die „Gluggerla“ genannten Limonaden – in klassischen Flaschen mit Bügelverschluss abgefüllt. Vom Inhalt überzeugen wir uns natürlich auch: Bei der abschließenden Bierprobe verkosten wir zu viert gleich acht verschiedene Biere. Willkommen im Bierland Franken!
Fränkischer Gebirgsweg
Der 2007 eröffnete Fernwanderweg Fränkischer Gebirgsweg beginnt an der bayerischen Landesgrenze zu Thüringen und führt rund 428 Kilometer durch das nordöstliche Franken. Ebenso wie der Frankenweg beginnt er in Blankenstein / Untereichenstein am Südende vom Rennsteig und Kammweg. Auf der Strecke bis Hersbruck, wo der Fränkische Gebirgsweg erneut auf den Frankenweg trifft, sind hier allerdings über 10.000 Höhenmeter und deutlich mehr Kilometer zu bewältigen.
Das liegt vor allem daran, das der als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland zertifizierte Fernwanderweg im Zickzack durch Franken führt: So verläuft der Fränkische Gebirgsweg zunächst in südöstlicher Richtung durch den Frankenwald nach Waldsassen in der Oberpfalz. Weiter geht es in westlicher Richtung auf Höhen bis über 1.000 Metern durch das Fichtelgebirge nach Bayreuth. Schließlich macht der Weg in einen großen Bogen durch die Fränkische Schweiz und führt dann in südlicher Richtung ins Nürnberger Land. Tipp: Wer in Hersbruck noch nicht genug hat, wandert weiter auf dem Frankenweg bis Harburg am Ostrand der Schwäbischen Alb.
Buchtipp
Fränkischer Gebirgsweg
von Christof Herrmann
ISBN 978-3-7633-4463-5
Der 158 Seiten starke Rother Wanderführer beschreibt den Fränkischen Gebirgsweg in 21 Etappen, so dass für eine Komplettwanderung („Thruhike“) ein dreiwöchiger Urlaub reicht. Autor Christof Herrmann liefert zunächst Informationen zu Anforderungen, Ausrüstung sowie An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Rother-typisch folgen die ausführlichen Etappenbeschreibungen mit Wegverlauf, Wanderzeiten, Karte (Maßstab 1:100.000) und Höhenprofil sowie Einkaufs-, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Infokästen weisen dabei auf Sehenswürdigkeiten hin und liefern knappe, aber hinreichende Hintergrundinformationen zur Region. Öffnungszeiten fehlen ebenso wenig wie Rufnummern und weiterführende Webadressen.
Wir waren damals noch mit der Erstauflage aus dem Jahr 2015 unterwegs. Inzwischen ist der Autor den Weg aber erneut gelaufen, um jede einzelne Information für die 2021 erschienene 2. Auflage zu aktualisieren. Dank der guten Ausschilderung wird sich aber ohnehin kaum jemand verlaufen und auf der offiziellen Website des Wegs gibt es zudem GPS-Daten, in denen die neuesten Änderungen der Streckenführung meist schon enthalten sind.
Wer mehr zur Natur am Fränkischen Gebirgsweg erfahren möchte, dem empfehle ich zudem Geotope in Oberfranken (Erdwissenschaftliche Beiträge zum Naturschutz, Band 2) von Roland Eichhorn, Stefan Glaser, Ulrich Lagally und Johann Rohrmüller. Das Buch ist inzwischen vergriffen, aber auf der Website der Bayerischen Staatsregierung lässt sich die PDF-Ausgabe kostenlos herunterladen.
Unsere Wanderberichte zum
Fränkischen Gebirgsweg
- Fränkischer Gebirgsweg – Startseite & Basisinformationen
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Blankenstein bis Münchberg
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Münchberg bis Waldsassen
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Waldsassen zur Luisenburg
- Fränkischer Gebirgsweg – Von der Luisenburg bis Bayreuth
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Bayreuth bis Aufseß
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Aufseß bis Hersbruck
- Fränkischer Gebirgsweg – Unsere Packliste zum Weitwandern
Linktipp
- fraenkischer-gebirgsweg.de – Offizielle Website des Wanderwegs mit Etappen-Infos, Wander-Broschüre und GPX-Daten
- einfachbewusst.de – Impressionen zur Wanderung von Blogger und Buchautor Christof Herrmann (2014)
- hikr.org – Bericht zur einer Winterwanderung mit Biwak-Übernachtungen (2018)