Fränkischer Gebirgsweg im „Goldenen Oktober“: Auf dem ersten Abschnitt unserer mehr als 450 Kilometer und drei Wochen langen Herbsttour wandern wir von Blankenstein an der Saale durch den Frankenwald in die Textilstadt Münchberg.
Früh starten wir Richtung Franken – unser Ziel: Der Fernwanderweg Fränkischer Gebirgsweg. Auf mehr als 450 Kilometern wollen wir die Laubfärbung im „Goldenen Oktober“ genießen und drei Wochen lang von Unterkunft zu Unterkunft wandern. Gepäck? Minimal! Im Rucksack steckt nur eine zweite Garnitur Klamotten, Regenzeug und ein wenig Technik für Live-Berichte – unsere Packliste ist wirklich übersichtlich.
Gegen Mittag erreichen wir nach gut fünf Stunden Zugfahrt Blankenstein im thüringischen Saale-Orla-Kreis. Am Mündungsbereich der Selbitz in die Saale treffen hier rund um das „Drehkreuz des Wanderns“ gleich fünf deutsche Weitwanderwege aufeinander!
Am „Drehkreuz des Wanderns“ in Blankenstein und im bayrischen Untereichenstein auf der gegenüber liegenden Seite der Selbitz beginnen (oder enden) der Rennsteig (169 km), der Kammweg (289 km) und der Frankenweg (520 km), der 2015 eröffnete FrankenwaldSteig (242 km) sowie der von uns gewählte Fränkische Gebirgsweg (425 km).
Fränkischer Gebirgsweg – Gemütlich durch den Frankenwald
Entlang der Sächsischen Saale laufen wir zunächst ein kurzes Stück durch Thüringen bis zur alten Papierfabrik Blankenberg.
Vor der Wiedervereinigung verlief hier der Todesstreifen der innerdeutschen Grenze: „Grenzen trennten – Brücken verbinden“ mahnt deshalb auch ein Schild an der 1992 wiedererrichteten Fußgängerbrücke über die Saale, die uns über die thüringische Landesgrenze nach Bayern bringt.
Fränkischer Gebirgsweg – Blankenstein bis Münchberg
Profil
Zurück in Bayern steigen wir auf Waldwegen an, bis wir über die Felder hinweg nach Issigau kommen, wo wir die Pfarrkirche Simon und Judas besichtigen wollen. Das Gotteshaus wird allerdings gerade saniert und ist komplett eingerüstet. In der Hoffnung auf eine Erfrischung legen wir auch am Schloss Issigau (mit Campingplatz!) einen Zwischenstopp ein. Doch die Gaststätte hat noch geschlossen und so geht’s auch hier gleich weiter.
Hinter dem Ort glauben wir beim Blick über den Frankenwald in der Ferne schon seine höchste Erhebung, den Döbraberg, ausmachen zu können. Durch Wald wandern wir über Rothleiten weiter nach Rodesgrün. Da auch hier die Gaststätte noch geschlossen ist, gibt es das erste fränkische Bier – mit Schäufele und fränkischem Sauerbraten – aber erst im Gasthof Goldene Krone in Selbitz, wo wir auch die Nacht verbringen.
Am zweiten Tag laufen die meisten Wanderer auf dem Fränkischen Gebirgsweg bis Münchberg. Wir lassen es bewusst etwas gemütlicher angehen, denn die kleineren Museen der Region, die meist ehrenamtlich betrieben werden, haben sonntags geöffnet und locken heute mit einem Zwischenstopp.
Fränkischer Gebirgsweg – Museumstour durch Schauenstein
Der Morgen ist zwar schön sonnig, aber noch empfindlich kalt und der Rauhreif bedeckt noch die Schattenreste. Auf den ersten Metern hinter Selbitz plücken wir uns am Wegrand ein paar Äpfel als Proviant und dann geht es auch schon weiter über die herbstlich leer geräumten Felder.
Bei Hüttung erreichen wir schließlich wieder ein längeres Waldstück, durch das wir bis kurz vor Schauenstein weiterwandern.
In der kleinen Stadt lohnt sich ein Abstecher nach rechts zur wenige Meter vom Fränkischen Gebirgsweg entfernten Burg Schauenstein, die neben einer Gaststätte auch ein Heimatmuseum und das Oberfränkische Feuerwehrmuseum beherbergt.
Wir sind allerdings viel zu früh vor Ort, denn die Museen öffnen erst um 13:30 Uhr. So machen wir noch einen kleinen Bummel über den denkmalgeschützten Marktplatz und kehren dann auf ein alkoholfreies Weißbier im kleinen Biergarten vor der Burg ein. Aus dem Besuch der gegenüber liegenden Kirche wird auch hier nichts: Wegen Renovierung geschlossen!
Irgendwann öffnen sich dann die Museumstüren, so dass wir mit der Besichtigung beginnen können. Um es kurz zu machen: Das Warten hat sich absolut gelohnt und beide Museen werden auf HappyHiker zu einem späteren Zeitpunkt noch genauer vorgestellt! Nach der Besichtigung lassen wir uns zu Kaffee und Kuchen überreden, bevor es weiter geht ins gut zwei Kilometer entfernte Neudorf.
In Neudorf gab es Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Weberfamilien und die Weberei wurde auch als Nebenerwerb betrieben. Das Weberhaus-Museum (Eintritt kostenlos) bietet uns einen Einblick in diese Zeit, denn es ist heute noch größtenteils so eingerichtet, wie es die Weberfamilie Wolfrum damals benutzte. Bei schönstem Sonnenschein erscheint das kleine Häuschen überaus idyllisch, doch das Leben der Weber dürfte damals deutlich weniger idyllisch gewesen sein.
Von Neudorf sind es schließlich nur noch gut vier Kilometer bis zum Tagesziel. Über die Felder und kurz vor Günthersdorf noch einmal durch ein schönes Waldstück geht es nach Edlendorf. Dort quartieren wir uns im Hotel Ostermaiers Waldeck ein und beschließen den zweiten Wandertag.
Fränkischer Gebirgsweg – Auf in die Textilstadt Münchberg
Am nächsten Morgen hat das fantastische Wetter der vergangenen Tage erst einmal ein Ende. Der Frankenwald präsentiert sich kalt und grau, die Sonne kämpft noch, wird aber heute nicht als Sieger vom Platz gehen. Am Feuerwehrhäuschen in Edlendorf, das wir gestern zunächst für eine Kapelle hielten, biegen wir rechts ab und folgen dem Fränkischen Gebirgsweg bergauf.
Nach gut einem Kilometer erreichen wir den Waldrand und erblicken die ersten Windräder. Der Weg nähert sich nun der Autobahn A9, doch zum Glück hat man die Route inzwischen ein wenig verlegt, so dass man nicht mehr ganz so nah an das Lärm-Monster herankommt.
Das Gasthaus in der Einöde Schwarzholzwinkel hat noch geschlossen und so gelangen wir über das ebenso verschlafene Rabenreut schnell nach Laubersreuth, wo wir schließlich auch die Autobahn unterqueren.
Knapp zwei Kilometer geht es anschließend über die Felder, bis wir das Kriegerdenkmal Rohrbühl erreichen. Ein „Kriegerdenkmal“ ist der 23 Meter hohe Rohrbühlturm im Grunde gar nicht mehr, denn die Tafeln mit den Namen der Gefallenen wurden bereits Anfang der 70er Jahre abmontiert.
Heute wird das in den Sommermonaten geöffnete Mahnmal eher als Aussichtsturm genutzt und so erklimmen auch wir die 121 Stufen, um einen Blick auf die Münchberger Hochfläche und die Stadt zu wagen. Die Aussicht ist heute zwar nicht gerade berauschend, aber der Aufstieg lohnt sich trotzdem.
Vielleicht liegt’s auch nur am tristen Wetter, aber nachdem wir die letzten Kilometer der heutigen Etappe zurückgelegt haben, erscheint uns Münchberg doch recht trist. Unser Zimmer im Braunschweiger Hof ist noch nicht fertig und so starten wir im Nieselregen zu einem ersten Stadtrundgang.
In den umliegenden Gaststätten bekommen wir kein Etappen-Bierchen – einige haben dauerhaft geschlossen, die anderen öffnen erst am Abend. In der Bismarckstraße kommen wir schließlich an einem längst vergessenen Lebenmittelladen vorbei, der als Filmkulisse dienen könnte, und wenige Meter weiter finden wir tatsächlich noch eine Kneipe, in der wir uns ein wenig aufwärmen und ein Bierchen trinken können.
Die Stadt für uns zum Leben erwecken, das schafft erst Adrian Roßner vom Verein MünchBürger, der uns mitnimmt auf eine historische Führung durch die Altstadt (Voranmeldung erforderlich). Adrian zeigt uns die historischen Gebäude der Stadt, erzählt begeistert Geschichten aus deren Geschichte, plaudert über die Blütezeit der alten Textilstadt und verrät auch die Bausünden rund um die Stadtkirche Peter und Paul.
Spätestens als Adrian auch noch das kleine Stadtmuseum für uns öffnet, haben wir auch Münchberg lieb gewonnen – die Stadt hat mehr zu bieten, als der erste Blick vermuten lässt. Wir beschließen den Abend mit einem schönen Essen im Hotel und erfahren von Adrian auch noch einiges über den Fichtelgebirgsverein, der ab Münchberg auch den Fränkischen Gebirgsweg betreut.
Fränkischer Gebirgsweg
Der 2007 eröffnete Fernwanderweg Fränkischer Gebirgsweg beginnt an der bayerischen Landesgrenze zu Thüringen und führt rund 428 Kilometer durch das nordöstliche Franken. Ebenso wie der Frankenweg beginnt er in Blankenstein / Untereichenstein am Südende vom Rennsteig und Kammweg. Auf der Strecke bis Hersbruck, wo der Fränkische Gebirgsweg erneut auf den Frankenweg trifft, sind hier allerdings über 10.000 Höhenmeter und deutlich mehr Kilometer zu bewältigen.
Das liegt vor allem daran, das der als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland zertifizierte Fernwanderweg im Zickzack durch Franken führt: So verläuft der Fränkische Gebirgsweg zunächst in südöstlicher Richtung durch den Frankenwald nach Waldsassen in der Oberpfalz. Weiter geht es in westlicher Richtung auf Höhen bis über 1.000 Metern durch das Fichtelgebirge nach Bayreuth. Schließlich macht der Weg in einen großen Bogen durch die Fränkische Schweiz und führt dann in südlicher Richtung ins Nürnberger Land. Tipp: Wer in Hersbruck noch nicht genug hat, wandert weiter auf dem Frankenweg bis Harburg am Ostrand der Schwäbischen Alb.
Buchtipp
Fränkischer Gebirgsweg
von Christof Herrmann
ISBN 978-3-7633-4463-5
Der 158 Seiten starke Rother Wanderführer beschreibt den Fränkischen Gebirgsweg in 21 Etappen, so dass für eine Komplettwanderung („Thruhike“) ein dreiwöchiger Urlaub reicht. Autor Christof Herrmann liefert zunächst Informationen zu Anforderungen, Ausrüstung sowie An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Rother-typisch folgen die ausführlichen Etappenbeschreibungen mit Wegverlauf, Wanderzeiten, Karte (Maßstab 1:100.000) und Höhenprofil sowie Einkaufs-, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Infokästen weisen dabei auf Sehenswürdigkeiten hin und liefern knappe, aber hinreichende Hintergrundinformationen zur Region. Öffnungszeiten fehlen ebenso wenig wie Rufnummern und weiterführende Webadressen.
Wir waren damals noch mit der Erstauflage aus dem Jahr 2015 unterwegs. Inzwischen ist der Autor den Weg aber erneut gelaufen, um jede einzelne Information für die 2021 erschienene 2. Auflage zu aktualisieren. Dank der guten Ausschilderung wird sich aber ohnehin kaum jemand verlaufen und auf der offiziellen Website des Wegs gibt es zudem GPS-Daten, in denen die neuesten Änderungen der Streckenführung meist schon enthalten sind.
Wer mehr zur Natur am Fränkischen Gebirgsweg erfahren möchte, dem empfehle ich zudem Geotope in Oberfranken (Erdwissenschaftliche Beiträge zum Naturschutz, Band 2) von Roland Eichhorn, Stefan Glaser, Ulrich Lagally und Johann Rohrmüller. Das Buch ist inzwischen vergriffen, aber auf der Website der Bayerischen Staatsregierung lässt sich die PDF-Ausgabe kostenlos herunterladen.
Unsere Wanderberichte zum
Fränkischen Gebirgsweg
- Fränkischer Gebirgsweg – Startseite & Basisinformationen
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Blankenstein bis Münchberg
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Münchberg bis Waldsassen
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Waldsassen zur Luisenburg
- Fränkischer Gebirgsweg – Von der Luisenburg bis Bayreuth
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Bayreuth bis Aufseß
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Aufseß bis Hersbruck
- Fränkischer Gebirgsweg – Unsere Packliste zum Weitwandern
Linktipp
- fraenkischer-gebirgsweg.de – Offizielle Website des Wanderwegs mit Etappen-Infos, Wander-Broschüre und GPX-Daten
- einfachbewusst.de – Impressionen zur Wanderung von Blogger und Buchautor Christof Herrmann (2014)
- hikr.org – Bericht zur einer Winterwanderung mit Biwak-Übernachtungen (2018)
Oh, das macht so viel Lust auf den Weg, vor allem, da wir im Frühjahr den Altmühltal-Panoramaweg gemacht haben.
Hallo Steffen,
uns haben beide Wanderungen gut gefallen – allerdings hatten wir auch auf beiden Wegen sehr gutes Wetter. Man kann übrigens den Frankenweg nutzen, um die beiden Wege zu verbinden. Ab Hersbruck, wo der Fränkische Gebirgsweg endet, führt der Frankenweg weiter gen Süden, bis er kurz hinter Gunzenhausen bei Spielberg auf den Altmühltal Panoramaweg trifft.
LG Stefan
Wirklich toller Wanderbericht! Auch der ganze Blog ist top – klasse Bilder, gute Texte und super viel nützliche Informationen… Danke!