Von Waldsassen führt uns der Fernwanderweg Fränkischer Gebirgsweg durch das Land der 1000 Teiche und den Naturpark Steinwald zurück nach Franken und schließlich über die Kösseine und das Felsenlabyrinth Luisenburg nach Bad Alexandersbad.
Unser Weg heißt zwar Fränkischer Gebirgsweg, aber auf der Etappe von Waldsassen bis Fuchsmühl bleibt alles noch einmal durch und durch oberpfälzisch. Wir verlassen das Zentrum des Stiftlands und wandern über die Felder zum Schupfenteich.
Hier entstand in den vergangenen Jahren ein Artenschutzgebiet, das viele Vögel und auch seltene Insekten beheimatet. Neben einer 4-köpfigen Schwanenfamilie bekommen wir aber nur zwei weit entfernte Reiher vor die Kameralinse – der Rest ist dann doch viel zu scheu und zieht sich schnell zurück.
Fränkischer Gebirgsweg – Land der 1000 Teiche
Wenig später queren wir die Wondreb und laufen dann am Waldrand entlang und stets in Flussnähe nach Altenhammer. Dann geht es auf Feldwegen nach Großbüchlberg, wo wir bei einem alkoholfreien Weißbier erst einmal die herrliche Aussicht auf das Land der 1000 Teiche rund um Mitterteich genießen.
Es folgt ein längerer Abschnitt auf Forstwegen, der uns an der „Roten Marter“ vorbei Richtung Südwesten führt. Am Ende des Waldabschnitts gelangen wir zu Karpfen-Teichen, an denen gerade die herbstliche Fischernte in vollem Gange ist. Die dicken Karpfen sind aber bei weitem zu groß und schwer für unsere Rücksäcke …
Kurz hinter den Teichen unterqueren wir die A93 und es folgt das wohl hässlichste Stück auf dem Fränkischen Gebirgsweg: gut einen Kilometer lang geht es direkt neben der Autobahn entlang, bis wir endlich auf einen Forstweg abbiegen, dem wir gut fünf Kilometer folgen.
Wir queren den Seibertsbach und die Bahnstrecke Regensburg-Hof, lassen den Großen Teichelberg rechts liegen und als wir schließlich aus dem Wald kommen, sehen wir hoch oben bereits unser Ziel Fuchsmühl und die Türme der Kirche Maria Hilf!
Bevor wir die kleine Anhöhe erklimmen und der barocken Wallfahrtskirche einen Besuch abstatten, legen wir allerdings noch einen Zwischenstopp am Sauerbrunnen ein. Das Wasser des Natursäuerlings ist zwar offiziell kein Trinkwasser, soll aber blutbildend und verdauungsfördernd sein.
Da die Pumpe nicht funktioniert und der Brunnen offensichtlich auch eher als Aschenbecher genutzt wird, ziehen wir aber doch recht schnell weiter. Nach einer kleinen Ortsbesichtigung in Fuchsmühl gönnen wir uns zum Abschluss der Etappe dann doch lieber ein weniger gesundes, aber dafür umso besser schmeckendes Zoigl-Bierchen in unserer Unterkunft, dem Gasthof Weissenstein (Reservierung erforderlich!).
Fränkischer Gebirgsweg – Von Waldsassen zur Luisenburg
Profil
Fränkischer Gebirgsweg – Naturpark Steinwald
Kurz hinter Fuchsmühl gelangen wir am nächsten Tag in den Naturpark Steinwald. Gut einen Kilometer hinter der Waldgrenze besichtigen wir in der Nähe einer Weggabelung eine Felsplatte, in der man mit ein wenig Phantasie ein „Steinernes Pferd“ erkennen kann.
Wenige Meter weiter gelangen wir zum 723 Meter hoch gelegenen Naturdenkmal Hackelstein. Der vorgelagerte „Augsburger Felsen“ lässt sich über einen Übungsklettersteig erkunden, die eigentliche Felsburg mit ihren aufeinander getürmten Granitwollsäcken ist aber bequem über einen Stieg erreichbar und eine nahe gelegene Schutzhütte lädt zur kurzen Rast ein.
Der Fränkische Gebirgsweg führt uns nun auf recht ebenen Wegen weiter durch den Steinwald. Erst kurz vor der knapp vier Kilometer entfernten und auf einer Höhe von 863,5 Metern gelegenen Ruine Weißenstein folgt noch einmal ein kleiner Anstieg.
An der auf einer hohen Felsenklippe thronenden und recht imposanten Ruine Weißenstein tummeln sich sonntags schon einige Ausflügler, doch bis Mitte der 90er Jahre waren von vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Höhenburg nur noch ein paar einsturzgefährdete Mauerreste erkennbar. Erst die Sanierung durch den Verein Steinwaldia Pullenreuth machte die Anlage zu einer der spektakulärsten Ruinen der Oberpfalz.
Auf schönen Forstwegen und bei feinstem Sonnenschein geht es weiter zur ökumenischen Dreifaltigkeitskapelle. Rings um die Kapelle stehen zahlreiche Steinmännchen, die uns allerdings nicht etwa die Orientierung erleichtern sollen, sondern vielmehr als „Sühnesteine“ dienen.
Diese Steine wurden den Erzählungen nach bis vor wenigen Jahrzehnten hier extra heraufgetragen und an der Steinmarter neben der Kapelle abgelegt, um dadurch Vergebung von Sündenstrafen zu erlangen.
Am Schlossfelsen und der Wolfsgrube vorbei geht es weiter zum Gipfel des höchsten Bergs im Steinwald. Ein echtes Gipfel-Gefühl kommt auf der 946 Meter hohen Platte allerdings nicht auf. Und um die Aussicht von dem bewaldeten Granitrücken zu genießen, müssen wir noch einmal 150 Stufen auf den 35 Meter hohe Oberpfalzturm hinauf. Aber: Es lohnt sich!
Für heute geht es nun nur noch bergab: An einer urig bewachsenen Schutzhütte vorbei zu den phantasievollen Figuren im Geisterwald bei Harlachberg und weiter zur Glasschleif in Arnoldsreuth, wo einst ein Stauweiher und Wasserräder genutzt wurden, um Schleifständer und Poliertische zur Herstellung von Spiegeln anzutreiben.
Das alte Handwerk scheint die Wochenendausflügler aber weniger zu interessieren, als der verlockende Kuchen des Biergartens. Uns ist es hier schon zu voll. Deshalb verschieben wir unsere Rast und kehren erst in der Pension Kellermühle ein, die – zumindest heute – deutlich weniger Besucher hat.
Das letzte Stück des Tages führt uns über Feldwege nach Pullenreuth, am Höllbach entlang und schließlich zum Bahnübergang bei Neusorg. Hier zweigen wir vom Fränkischen Gebirgsweg ab, beziehen im Hotel Sonnental unser Quartier und beschließen den Abend im Kegelstüberl Neusorg.
Fränkischer Gebirgsweg – Zurück nach Franken
Am nächsten Morgen haben wir keine Lust wieder entlang der Straße zurück zum Fränkischen Gebirgsweg zu laufen. Deshalb gehen wir mit den Kindern Richtung Schule, biegen dort ab und laufen auf dem Neusorg Rundweg 2 durch den Wald zurück zum Weg.
Das Wetter will auf unserem heutigen Weg aus der Oberpfalz zurück nach Franken zunächst nicht so richtig mitspielen. Recht zügig laufen wir deshalb durch die Nebelsuppe zur 922 Meter hohen Kösseine, die eine hervorragende Aussicht verspricht.
Die „Aussicht“ reicht dann aber gerade einmal, um den nahe gelegenen – und immerhin 50 Meter hohen – Sendemast in den Nebenschwaden erkennen zu können. Auch aus einer gemütlichen Einkehr wird nichts: Montag ist Ruhetag in Franken und das gilt natürlich auch für das Kösseinehaus.
Gut zwei Kilometer weiter, am kleinen und großen Haberstein, klart der Himmel dann so langsam auf. Am Kleinen Haberstein, einem Nebengipfel des 847 Meter hohen Bergs, und dem Großen Haberstein hat uns die Strecke mit ihrem naturnahen Weg und eigentümlichen Felsformationen wirklich sehr gut gefallen.
Auch der kleine Abstecher auf den über Treppen erreichbaren Gipfel des Großen Haberstein hat sich gelohnt. Auf diese Weise haben wir zumindest noch einmal die Kösseine zu Gesicht bekommen.
Außergewöhnliche Felsen soll es heute aber noch jede Menge geben. Beispielsweise das 879 Meter hohe Naturdenkmal Burgsteinfelsen. Hier standen schon Johann Wolfgang von Goethe, Königin Luise und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und genossen die Aussicht über das Fichtelgebirge.
Auch wir legen am Burgsteinfelsen ein längeres Päuschen ein und genießen noch einmal die kräftige Herbstsonne, bevor wir uns wieder auf den Weg machen und durch die Napfsteine weiterwandern zum Kaiser-Wilhelm-Felsen oder kurz Kaiserfelsen.
An dem großen Granitblock führt der Fränkische Gebirgsweg übrigens nicht vorbei, sondern gleich hindurch. Für uns ist das schon ein kleiner Vorgeschmack auf die gut einen Kilometer später folgende Kraxelpartie.
Der krönende Abschluss der doch etwas längeren Etappe ist nämlich eine Tour durch die Luisenburg. Wir folgen den blauen Pfeilen im Aufstieg, und den roten im Abstieg. Das größte Granitsteinmeer Europas stellen wir zu einem späteren Zeitpunkt aber noch einmal genauer vor.
Nach unserer Kriechtour durch das Felsenlabyrinth laufen wir schließlich Richtung Bad Alexandersbad, beziehen am Ortsrand unser Quartier im Landhaus am Forst und genießen beim Abendessen im Soibelmanns Hotel Bad Alexandersbad noch den „Fichtelstoff“, ein Craftbier vom Hönicka-Bräu im nahe gelegenen Wunsiedel.
Fränkischer Gebirgsweg
Der 2007 eröffnete Fernwanderweg Fränkischer Gebirgsweg beginnt an der bayerischen Landesgrenze zu Thüringen und führt rund 428 Kilometer durch das nordöstliche Franken. Ebenso wie der Frankenweg beginnt er in Blankenstein / Untereichenstein am Südende vom Rennsteig und Kammweg. Auf der Strecke bis Hersbruck, wo der Fränkische Gebirgsweg erneut auf den Frankenweg trifft, sind hier allerdings über 10.000 Höhenmeter und deutlich mehr Kilometer zu bewältigen.
Das liegt vor allem daran, das der als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland zertifizierte Fernwanderweg im Zickzack durch Franken führt: So verläuft der Fränkische Gebirgsweg zunächst in südöstlicher Richtung durch den Frankenwald nach Waldsassen in der Oberpfalz. Weiter geht es in westlicher Richtung auf Höhen bis über 1.000 Metern durch das Fichtelgebirge nach Bayreuth. Schließlich macht der Weg in einen großen Bogen durch die Fränkische Schweiz und führt dann in südlicher Richtung ins Nürnberger Land. Tipp: Wer in Hersbruck noch nicht genug hat, wandert weiter auf dem Frankenweg bis Harburg am Ostrand der Schwäbischen Alb.
Buchtipp
Fränkischer Gebirgsweg
von Christof Herrmann
ISBN 978-3-7633-4463-5
Der 158 Seiten starke Rother Wanderführer beschreibt den Fränkischen Gebirgsweg in 21 Etappen, so dass für eine Komplettwanderung („Thruhike“) ein dreiwöchiger Urlaub reicht. Autor Christof Herrmann liefert zunächst Informationen zu Anforderungen, Ausrüstung sowie An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Rother-typisch folgen die ausführlichen Etappenbeschreibungen mit Wegverlauf, Wanderzeiten, Karte (Maßstab 1:100.000) und Höhenprofil sowie Einkaufs-, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Infokästen weisen dabei auf Sehenswürdigkeiten hin und liefern knappe, aber hinreichende Hintergrundinformationen zur Region. Öffnungszeiten fehlen ebenso wenig wie Rufnummern und weiterführende Webadressen.
Wir waren damals noch mit der Erstauflage aus dem Jahr 2015 unterwegs. Inzwischen ist der Autor den Weg aber erneut gelaufen, um jede einzelne Information für die 2021 erschienene 2. Auflage zu aktualisieren. Dank der guten Ausschilderung wird sich aber ohnehin kaum jemand verlaufen und auf der offiziellen Website des Wegs gibt es zudem GPS-Daten, in denen die neuesten Änderungen der Streckenführung meist schon enthalten sind.
Wer mehr zur Natur am Fränkischen Gebirgsweg erfahren möchte, dem empfehle ich zudem Geotope in Oberfranken (Erdwissenschaftliche Beiträge zum Naturschutz, Band 2) von Roland Eichhorn, Stefan Glaser, Ulrich Lagally und Johann Rohrmüller. Das Buch ist inzwischen vergriffen, aber auf der Website der Bayerischen Staatsregierung lässt sich die PDF-Ausgabe kostenlos herunterladen.
Unsere Wanderberichte zum
Fränkischen Gebirgsweg
- Fränkischer Gebirgsweg – Startseite & Basisinformationen
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Blankenstein bis Münchberg
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Münchberg bis Waldsassen
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Waldsassen zur Luisenburg
- Fränkischer Gebirgsweg – Von der Luisenburg bis Bayreuth
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Bayreuth bis Aufseß
- Fränkischer Gebirgsweg – Von Aufseß bis Hersbruck
- Fränkischer Gebirgsweg – Unsere Packliste zum Weitwandern
Linktipp
- fraenkischer-gebirgsweg.de – Offizielle Website des Wanderwegs mit Etappen-Infos, Wander-Broschüre und GPX-Daten
- einfachbewusst.de – Impressionen zur Wanderung von Blogger und Buchautor Christof Herrmann (2014)
- hikr.org – Bericht zur einer Winterwanderung mit Biwak-Übernachtungen (2018)
Bei den schönen Bildern bekomme ich richtig Lust auf diesen Weg!!
Kann man ihn auch gut mit kürzeren Etappen (durchschn. 15 km) und Hotelübernachtung planen?
Hallo Aurora, eine Wanderung mit rund 15 km / Tag und Hotelübernachtungen sollte auf dem Fränkischen Gebirgsweg fast immer möglich sein. Ich würde aber zur Reservierung raten – nicht weil es überfüllt wäre, aber einige Gasthäuser & Pensionen stellen ihre Zimmer nur bei entsprechende Voranfrage bereit. LG Stefan
Schöner Bericht. Den Klettersteig am Augsburger Felsen fanden wir auch nett, als wir da waren.
Hallo Volker,
freut mich, dass dir der Bericht und die Region so gut gefallen. Die kleinen Kletterien am Wegesrand mussten wir allerdings auslassen … 😉
LG Stefan