Trekking im Frankenwald, viel Natur und eine gehörige Portion Sightseeing in der mittelalterlichen Stadt Kronach: Trotz widriger Umstände hat dieser Kurztrip nach Oberfranken echt Spaß gemacht. Erstmals auf einer Mehrtageswanderung in Bayern konnten wir sogar wild zelten – und das dank der Trekkingplätze im Frankenwald völlig legal!
Unser Frankenwald-Trekking stand wahrlich unter keinen guten Vorzeichen: Erst droht Corona uns die Tour zu vermasseln, dann müssen wir die Wanderung wegen eines Zehenbruchs verschieben und schließlich laufe ich mit einer frisch genähten Platzwunde an der Augenbraue los. Alles halb so wild. Doch gegen Ende der kleinen Trekking-Tour durch Franken erwischt uns am höchsten Berg im Frankenwald, dem Döbraberg, auch noch ein fettes Tief.
Bereits der Anreisetag ist regnerisch. Gut zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt von München nach Kronach. Am Bahnhof begegnet uns erstmals ein autonomer Stadtbus. Die kleine Knutschkugel sieht zwar ganz putzig aus und fährt immerhin schon bis zu 18 km/h schnell. Wir laufen aber trotzdem lieber zu Fuß zur Festung Rosenberg. Wesentlich langsamer ist das auch nicht …
Stadtrundgang durch die Lucas-Cranach-Stadt Kronach
Unser erstes Ziel liegt direkt am Bergfried der Festung Rosenberg: das JUFA Hotel Kronach im Ostflügel der Anlage. Hier stellen wir unser Gepäck ab und nehmen erst einmal einen Imbiss. Dann kommt auch schon Gästeführerin Rosi Ross, die uns nun jede Menge über die Festung und Kronachs historische Altstadt erzählen will.
Auf dem mittleren Wallgraben umrunden wir zusammen die Veste, genießen die idyllischen Einblicke von der Bastion St. Vallentin aus (Lageplan) und den – trotz einsetzendem Regen – sensationellen Blick auf Kronach. Dabei erfahren wir auch, dass Kaiser Napoleon Bonaparte von der Festung aus seinen Feldzug gegen Preußen begann. Und, dass die Anlage kürzlich Drehort des Films Resistance – Widerstand war. Von Wind und Wetter gut durchgeblasen, erreichen wir schließlich den Kommandantenbau der Festung, wo uns Rosi zu den Highlights der Fränkischen Galerie führt.



Dann geht es für uns hinab in die historische Altstadt von Kronach. Über die Festungsstraße gelangen wir in die „Obere Stadt“ und über die kleine Judengasse zum Storchenturm an der Stadtmauer. Über die Amtsgerichtsstraße geht es am Floßherrenhaus vorbei zum dreieckigen Kirchplatz der Stadt. Mittelalter pur: Sandstein- und Fachwerkhäuser mit kleinen Erkern und Wehrtürmen bilden hier ein wirklich sehenswertes Ensemble-Denkmal.
Durch den Strauer Torweg bummeln wir zum sogenannten „Schlotfegershäuschen“ und dann durch das Pottugäßchen wieder hinauf zum neuen Rathaus am Marktplatz. Bevor wir uns von Rosi verabschieden, erwartet uns dort an der Stadtmauer noch eine Besichtigung im Lehlauben- oder „Hexenturm“.
Sightseeing: Die Festung Rosenberg und die Fränkische Galerie
Nie bezwungen, nie erobert: die Festung Rosenberg ist eine der am besten erhaltenen Festungen in Bayern. Hoch über der historischen Altstadt von Kronach thront das mächtige Bollwerk der Bamberger Fürstbischöfe auf einer Höhe von 378 m ü. NHN. Am Ausbau der barocken Festungsanlage waren Baumeister wie Maximilian von Welsch und Balthasar Neumann beteiligt.
Eine Festungsführung durch die mächtige Höhenburg, die einst wichtige Handelswege nach Thüringen und in den Frankenwald schützte, solltet ihr zum Trekking-Start auf jeden Fall einplanen. Zusätzliche Eindrücke aus der Vogelperspektive vermittelt dieses Drohnenflug-Video. Am besten plant ihr gleich den ganzen Anreisetag ein, denn die Veste beherbergt auch ein Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums.
Die Fränkische Galerie ist mit über 200 Objekten aus dem 13. bis 16. Jahrhundert quasi das Schatzhaus fränkischer Kunst. So zeigt die Ausstellung Werke von Hans von Kulmbach und des Bildschnitzers und Bildhauers Tilman Riemenschneider. Eine ganze Abteilung ist gar dem bedeutendsten deutschen Maler der Reformationszeit gewidmet, dem aus Kronach stammenden Lucas Cranach.









Zum Abschluß unserer viel zu kurzen Stadtbesichtigung zieht es uns erneut zum Floßherrenhaus, denn dort ist ´s Antla Brauwirtshaus untergebracht. Auf der Terrasse müssen wir natürlich noch die „jungen Craft-Biere“ (den röstaromatischen Schwarzen Galan und eine naturtrübe Hopfenkönigin) probieren, bevor wir uns wieder auf dem Weg in die Unterkunft machen.
Im JUFA Hotel Kronach erwartet uns schließlich nicht nur ein gutes Abendessen, sondern auch eine nette Überraschung: Wir erhalten eine der runden Turmsuiten, die laut Rosi vor allem als „Honeymoon-Zimmer“ gefragt sind. Leider haben wir nur einen miesen Smartphone-Schnappschuss des Zimmers, da das Ultraweitwinkel-Objektiv aus Gewichtsgründen daheim bleiben musste. Vorenthalten wollen wir es euch aber trotzdem nicht!
Frankenwald-Trekking: Trutzige Mauern und grünes Idyll
Für die Auftaktetappe von Kronach zum Trekkingplatz Leitschtal nutzen wir den Tourenvorschlag „Trutzige Mauern und grünes Idyll“ des Frankenwald Tourismus. Nach dem Frühstück schlendern wir auf dem „Mittleren Wallgraben“ der Festung Rosenberg zum Parkplatz „Äußerer Wallgraben“ und laufen an den Kasematten vorbei durch den Festungswald.
Das Wetter ist auch heute mehr als mäßig, und als wir am Rande eines Feldes den Frankenweg erreichen, schwant uns schon nichts Gutes. Wenige Meter weiter ist es auch schon so weit: Wir flüchten in eine Schutzhütte, legen die Regenklamotten an und sitzen die übelsten Schauern erst mal aus. Schließlich geht es dann aber weiter zum Aussichtspunkt am Trimm-Dich-Pfad-Der-Seele oberhalb der Einöde Rosenhof.


Wegmarkierungen: Die Wanderwege im Frankenwald
Die hier beschriebene Trekking-Tour nutzt bereits bestehende Wege des Frankenwaldvereins und ist nicht einheitlich markiert. Sie verläuft über Abschnitte der FrankenwaldSteigla, Themenwege wie den Schanzenbinder-Weg und örtliche Rundwanderwege. Letztere sind mit einem Kürzel der Wanderregion und zweistelligen Zahlen markiert:
Kürzel | Wanderregion |
---|---|
DÖ | Rund um den Döbraberg |
KC | Kronacher Land |
KU | Kulmbach Stadt und Land |
OS | Oberes Selbitztal |
R | Rennsteigregion |
RT | Oberes Rodachtal |
US | Untere Selbitz, Saale und Bad Steben |
Anhand der ersten Ziffer erkennt Ihr auch den jeweiligen Gemeindebereich. So steht die Wegnummer „DÖ 2X“ für Wege rund um den Ort Döbra, während „DÖ 9X“ Wanderungen bei Geroldsgrün kennzeichnet.
Der Frankenweg führt uns nun durch die bewaldete Anhöhe am Vogelherd (422 m ü. NHN) nach Dörfles. Wir queren die Staatsstraße und wenig später die Kronach, die nach insgesamt acht Kilometern in die Haßlach mündet. Der Regen lässt langsam nach und hinter einem Kalkwerk geht es nun steil in den Wald hinein und über Wiesenpfade zur ehemaligen Rennesberger Linde.
Das Naturdenkmal bei den „Marterln“ fiel 2007 einem Blitzschlag beim Sturm Kyrill zum Opfer. Nun säumen neu gepflanzte Linden die beiden Bildstöcke aus dem 17./18. Jahrhundert. Wenige Meter weiter verlassen wir den Frankenweg für kurze Zeit und folgen dem Wanderweg „RT 28 – Zur Rabensteiner Höhe“ (grüne Schrift auf weißem Grund).


Nach dem Schotterweg im Anstieg zur Hohe Wart (468 m ü. NHN) geht es auf schmaleren Pfaden durch mehrere Waldabschnitte, bis wir uns am Abzweig nach Zeyern endgültig vom Frankenweg verabschieden. Ein Jogger ist hier oben deutlich schneller unterwegs – er begegnet uns gleich zweimal.
Linker Hand wandern wir nun auf dem „RT 26 – Kübelberg-Weg“ über offene Felder, und rechter Hand erhaschen wir die ersten Ausblicke ins Tal der Rodach. Hinter der kleinen Kündles-Kapelle folgt ein kurzes Stück Straße. Ab der Eichleite, die zum Gasthaus Berghof führt, kann man aber auf der Böschung statt entlang der Straße hinauf zur Redwitzerhöh gehen.



Unsere einsame und aussichtsreiche Höhenwanderung endet am Weiler Tempenberg mit seiner kleinen Wegkapelle und einem Bildstock direkt am Wegesrand. Sanft absteigend geht es weiter zur Einöde Kübelberg, wo der „RT 26“ nach rechts abzweigt. Der Abstieg durch den Wald wird nun steiler und steiler. Über einen fast alpin anmutenden Hang mit Heidesträuchern gelangen wir schließlich auf einem kleinen Pfad in den Markt Steinwiesen (365 m ü. NHN).
Den Ort erreichen wir am Tourismushaus Oberes Rodachtal, in dem auch das „Best of Wandern“ Testcenter Frankenwald untergebracht ist. Ein paar Meter weiter besteht eine letzte Einkaufsmöglichkeit im Nahkauf Steinwiesen. Auch wir tanken hier noch auf und holen uns ein Bierchen für den Abend.



Das letzte Wegstück ist recht unspektakulär. Vom Tourismushaus wandern wir in nördlicher Richtung zum Ortsrand, queren die „Große Leitsch“ und nutzen dann den breiten „RT 24 – Zweiwasser-Weg“. Oberhalb des Weilers Leitsch verlassen wir den Weg und laufen geradeaus ins Leitschtal. Hinter dem Helbelesbach erreichen wir schließlich den „RT 25 – Hubertusweg“, der uns zum Trekkingplatz Leitschtal im Talgrund führt.
Gegen vier Uhr schlagen wir unser Zelt auf der großen Holzplattform auf. Als wir unser Bier in der Großen Leitsch kaltstellen wollen, entdecken wir auch die Getränkekiste des Trekkingplatzes. Die letzten Sonnenstrahlen ausnutzend, genießen wir – gegen ein Trinkgeld in die Vertrauenskasse – also erst einmal ein „frisch gekühltes“ auf den Sitzbänken an der Feuerstelle.


Zum Abendessen sind wir noch immer völlig alleine auf dem Trekkingplatz. Wir verspeisen die letzten, längst überlagerten Trekking-Mahlzeiten unseres Thruhike auf dem Colorado Trail und verkrümeln uns schließlich im warmen Schlafsack. Als es längst dunkel ist, tut sich draußen doch noch etwas: Ein weiterer Wanderer irrt über den Platz, baut sein Zelt auf und versucht sich erfolglos an einem Lagerfeuer. Na dann: Gut‘ Nacht!
Tipp: Zeltheringe für Trekkingplätze mit Holzplattformen
Als wir bei unserer Wanderung auf dem Rennsteig erstmals auf einem Trekkingplatz unser Zelt aufstellten, waren wir ganz nett am Fluchen: Holzplattformen! Wer hat sich denn sowas ausgedacht? Das fragten sich auch die anderen Zelt-Fans, die vorsorglich die beiden Bodenflächen gebucht hatten. Zum Glück war es damals nicht windig, und so kamen wir auch mit ein paar zusätzlichen Abspannleinen aus.
Diesmal hatten wir vorgesorgt und zusätzliche Fishbone-Zeltheringe (Fischgräten-Zeltheringe) eingepackt. Am Trekkingplatz Frankenwald Leitschtal haben die sich bestens bewährt: Die 16 Gramm leichten Klemm-Heringe werden einfach in die Spalten der Holzplattform geschoben und dann um 90 Grad gedreht. Das dürfte wirklich die komfortabelste Lösung zum Zelten auf Holzplattformen sein.
Frankenwald-Trekking: Tiefe Täler und luftige Höhen
Beim Frühstück am nächsten Morgen lernen wir unseren Zeltnachbarn dann kennen. Thorsten will heute auch zum Trekkingplatz auf der Rehwiese. Während uns auf der zweiten Etappe „Tiefe Täler und luftige Höhen“ erwarten, hat er sich allerdings für die Wanderroute der „3-Täler-Tour“ entschieden.
Wir packen unsere sieben Sachen, verabschieden uns bis zum Abend von Thorsten und wandern knapp zwei Kilometer zurück bis linker Hand ein Weg zum Mühlberg (519 m ü. NHN) abzweigt. Oben angekommen laufen wir auf dem FrankenwaldSteigla „Ködeltour“ durch Wiesen und Wald. Ab und an naschen wir ein paar Himbeeren am Wegesrand und dabei verfehlen wir wohl auch einen Abzweig im Abstieg nach Steinwiesen. Noch einmal hinauf? Nein, wir halten einfach mal die grobe Richtung …
Das funktioniert prima und so erreichen wir Steinwiesen genau am Nahkauf-Supermarkt. Wir geben unser Leergut ab und versuchen wenige Meter weiter unser Glück in der Bäckerei. Die will gegen elf Uhr schon schließen, aber einen Coffee to Go ergattern wir noch. Tipp: Am ehemaligen Bahnhof gibt es nicht nur ein kostenloses, öffentliches WC für die „Morgentoilette“, sondern auch eine kleine Ausstellung im Infozentrum Naturpark Frankenwald.
Kurz hinter dem Bahnhof, unterhalb vom Flurkreuz am Rollenberg, beginnt nun der Aufstieg über den „RT 23 – Schlegelshaider Höhenweg“. Auf breiten Waldwegen und teilweise auch durch lichte Birkenwäldchen geht es gut 200 Höhenmeter hinauf zum Scheitelpunkt am Hellkamm (576 m ü. NHN).


Ein leicht abfallender Waldweg führt uns zur Kreisstraße 34, der wir 200 Meter folgen, bis wir links wieder in den Wald abbiegen. Wir erreichen eine Rodungsfläche mit weiter Sicht und gelangen dann in einen Fichtenhochwald. Nach einer scharfen Rechtskurve verlieren wir erneut den Weg und laufen zu weit talabwärts. Doch der nächstbeste Abzweig bringt uns auf netten, aber recht steilen Wegen ebenfalls hinauf nach Schlegelshaid (633 m ü. NHN).
Wir lassen uns auf dem Höhenrücken die Wasserflaschen auffüllen und laufen dann über den „Schanzenbinderweg“ (blauer Schrägbalken, weißer Grund) zur Rodungssiedlung Wolfersgrün. Der Themenwanderweg ist einer alten Handwerkszunft gewidmet, die Futterkörbe aus Wurzelbändern und Fichtenästen fertigte. Uns führt er nun durch den Wald hinab ins Lamitztal.


Im Tal verläuft der Weg schnurstracks zum idyllischen Floßteich Lamitztal. Hinter dem Teich wechseln wir linker Hand auf den Europäischen Fernwanderweg E6 und schnaufen ein letztes Mal auf schmalen Pfaden den Berg hinauf. An der Kreisstraße ist schließlich der Scheitelpunkt erreicht. Von hier aus geht es nur noch wenige Meter hinab bis zu einem großen Wegekreuz, an dem auch der Trekkingplatz Rehwiese liegt.
Heute wird es nicht ganz so einsam. Zwei Pärchen haben bereits ihre Zelte am Rande der Lichtung aufgestellt, ein drittes Paar trifft zeitgleich mit uns ein. Und: In der Getränkekiste fehlt das Etappenbier! Als wir das Zelt gerade aufgebaut haben, kommt aber Platzwart Thomas Hüttner vorbei und verspricht Abhilfe: „Ich schau nachher noch mal mit einem Tragerl vorbei!“


Als wir schon alle unser Abendessen zubereiten, kommt auch Thorsten den Berg hinaufgeschnauft. Sein Rucksack wiegt mehr als unsere zwei zusammen und war dann wohl doch etwas schwer. Kaum ist er zu Atem gekommen, schaut auch Platzwart Thomas wieder vorbei. Er hält Wort, hat Bürgermeister Stefan Münch aus Geroldsgrün im Schlepptau und im Handumdrehen sind wir alle auf ein Feierabendbier am Lagerfeuer eingeladen.
In gemütlicher Runde erzählen die beiden, dass der 2020 neu eingerichtete Trekkingplatz an der Rehwiese recht gut angenommen wird. Natürlich gab es auch Zwischenfälle: Mal lieferte ein Pizza-Service bis in den Geroldsgrüner Forst und mal brachte eine Familie eine überaus üppige Campingausrüstung mit dem Geländewagen zum Trekkingplatz. Insgesamt ist das Verständnis für die naturnahen Zeltplätze aber sehr groß.
Frankenwald-Trekking: Von Schanzenbindern und Prinzregenten
Für die dritte Etappe und den Weg auf die höchste Erhebung im Frankenwald haben wir den Tourenvorschlag „Von Schanzenbindern und Prinzregenten“ herausgesucht. Mit mehr als 22 Kilometern sowie 839 Höhenmetern im Aufstieg und 680 Höhenmetern im Abstieg, ist es wohl die anstrengendste Etappe dieser Trekking-Tour.
Nach dem Frühstück geht es auf dem Europäischen Fernwanderweg E6 zunächst wieder hinab zum Floßteich Lamitztal. Im Talgrund angekommen folgen wir erneut dem „Schanzenbinderweg“, diesmal aber in südlicher Richtung. Am Schlossberg vorbei geht es bei leichtem Regen auf schönen, vom Gras überwucherten Waldwegen nach Schnaid hinauf.
Genauer gesagt wandern wir jetzt nach Schnaid, Schnaid und nochmals Schnaid! Nach einem längeren Weg durch den Wald am Hinterschlag zum heute recht windigen Sportplatz Berghaus erreichen wir über die Höhen unterhalb der Platte zunächst die Mittlere Schnaid (573 m ü. NHN).
Die vordere Schnaid lassen wir rechts liegen, und laufen auf der Ortsstraße direkt zur Hinteren Schnaid (544 m ü. NHN). Trotz des widrigen Wetters kann man uns den Schneid nicht abkaufen, und so geht’s weiter durch frische Rodungsflächen hinab zur Lorchenmühle im romantischen Thiemitztal.


Auf der anderen Talseite wandern wir nun wieder auf schmaleren Pfaden erneut knapp 200 Höhenmeter bergauf nach Gemeinreuth. Durchgeschwitzt, und angesichts des Wetters auch ein wenig fröstelnd, kommen wir dort am oberfränkischen Wirtshaus „Waldlust“ vorbei, das sogar geöffnet ist.
Eigentlich kehren wir ja nur ein, um etwas zu trinken, uns aufzuwärmen und das T-Shirt zu wechseln. Letztlich ist das gut besuchte Wirthaus aber doch so einladend, dass wir zumindest noch einen gemischten Salat bestellen. Frisch gestärkt geht es auf dem „DÖ 81 – Zegast-Weg“ weiter über die Felder.


Über die Forstwege bei Sängenwald gelangen wir nach Gottmannsgrün, wo mit dem Gasthof Zegasttal eine weitere Einkehrmöglichkeit besteht. Durch das Zegasttal geht es – in Hörweite zur Bundesstraße – nach Schönbrunn. Knapp einen Kilometer weiter wird es wieder ruhiger, und nach einem kleinen Zwischenanstieg laufen wir über einen Waldweg nach Schwarzenstein.
Das Wetter zieht nun wieder zu. Deshalb sparen wir uns den Abstecher zum Aussichtspunkt Schwamma, und steigen direkt zur Rauschenhammermühle im Tal der Wilden Rodach ab. „Wild“ klingt vielversprechend – letztlich führt uns der Frankenweg nun aber rund zwei Kilometer über eine geschotterte Autopiste am Sägewerk Dorschenmühle vorbei Richtung Bischofsmühle.


Pfadig wird es wieder beim idyllischen Floßteich an der Bischofsmühle. Der „HRW 4 – Prinz-Luitpold-Weg“ führt uns am Ufer des Teichs entlang in ein enges Seitental. Nach einer Bachquerung erwartet uns dort ein längeres Treppchen: 166 Stufen sind es hinauf zur ehemaligen Burg Radeck (590 m ü. NHN), von der leider keine Mauerreste mehr erhalten sind. Das kleine Dorf Rodeck lässt sich dann auf dem Frankenweg am Waldrand umgehen.
Wir folgen aber dem „DÖ 21 – Türkengrund-Weg“ und geben noch einmal Gas, denn nun regnet es richtig. Den wolkenverhangenen Döbraberg (794,6 m ü. NHN) erreichen wir über den Europäischen Fernwanderweg E6. Wenige Meter weiter kommen wir dann oberhalb der Bergwachthütte zum menschenleeren Trekkingplatz Döbraberg. Nun heißt es schnell sein: Zelt aufbauen, Bier aus der Getränkekiste fischen und ab in den Schlafsack!
Ein Glühwein wäre heute sicher passender als ein Etappenbier. Die nötige Bettwärme bringt uns aber eine Nudelsuppe, die wir in der Zeltapsis zubereiten. Besuch bekommen wir dann auch noch: Mit einem fetten Regenschirm bewaffnet, schaut Platzwart Randolf Hartmann zur Apsis herein.
Über Facebook schickt uns Randolf wenig später noch ein Photo, damit wir zumindest mal erahnen können, welch tolle Abendstimmung es am Döbraberg sonst gibt. Und in der Tat: Der Sonnenuntergang an der Süd-West-Seite des Gipfelplateaus ist bei besserem Wetter wirklich vom Feinsten!
Frankenwald-Trekking: Auf den Spuren der Handweber
Normalerweise hätten wir heute eine andere Route gewählt: Der Tourenvorschlag „Durchs Paradies zum Gipfel des Frankenwaldes“ führt in umgekehrter Richtung vom Döbraberg zur Burg Schauenstein, und dann auf dem Fränkischen Gebirgsweg über Selbitz nach Naila (19,8 km). Nun kübelt es aber fürchterlich, deshalb wählen wir unsere kürzere Schlechtwetter-Variante und wandeln stattdessen „Auf den Spuren der Handweber“.
Nachdem wir gefrühstückt und im strömenden Regen unser Zelt abgebaut haben, geht es vom Trekkingplatz am Döbraberg erst mal steil hinauf zum Gipfelplateau des Döbraberg. Den Aufstieg auf den Prinz-Luitpold-Turm können wir uns getrost sparen. In der dichten Nebelsuppe sind wir froh, dass wir den 18 Meter hohen Aussichtsturm überhaupt erkennen.
Wir folgen ein kurzes Stück dem Europäischen Fernwanderweg E6 in nördlicher Richtung und wechseln dann auf den Frankenweg. Der führt uns nun fast 350 Höhenmeter hinab: Mal auf schmalen Pfaden, dann wieder auf naturbelassenen Forstwegen geht es zunächst nach Kleindöbra und dann an diversen Teichen vorbei in den Culmitzgrund.
Selbst im Regen ist der Weg schöner als gedacht, und die kurzen Waldpassagen bieten zumindest ein wenig Schutz vor Wind und Wetter. Die „matschigen Smartphone-Fotos“ bieten davon zwar nur einen kleinen Eindruck, aber bei miesem Wetter bleibt die dicke Kamera halt gut verpackt im Rucksack.


Über einen asphaltierten Weg kommen wir gut vier Kilometern später nach Culmitz. Hinter dem kleinen Ort geht es noch einmal rund 100 Höhenmeter hinauf, bis wir über Wiesen Marlesreuth erreichen. Ein kleines Museum in einem der ältesten, noch erhaltenen Privathäuser des Ortes dokumentiert hier das kärgliche Leben der Handweber (Besichtigung nach Vereinbarung).
Angesichts des miesen Wetters scheint langsam etwas Frust aufzukommen: für uns zieht sich die Ortsdurchquerung ziemlich in die Länge und nicht immer gibt es Bürgersteige rechts und links der Straße. Am Ortsrand erreichen wir schließlich aber den „OS 47 – Ozünder-Weg“, der dann für richtig nasse Füße sorgt und über die Felder Richtung Garles (620 m ü. NHN) führt.
Karte unserer Trekking-Tour im Frankenwald
Frankenwald-Trekking Karte
Profil
Alternativ-Route Etappe 4
Profil
Wind und Regen pfeifen uns nun richtig um die Ohren. Schließlich erreichen wir aber den Waldrand und einen letzten Aussichtspunkt auf Naila mit überdachter Sitzgruppe. Der herrliche Blick bleibt uns natürlich verwehrt, aber zumindest kann man hier mal ohne Dauerberieselung kurz verschnaufen.
Durch die Felder und über Wiesen geht es schließlich hinab nach Naila. Am Ortsrand sorgen unsere Regenröcke bei dem ein oder anderen für große Augen. Völlig durchnässt legen wir uns in der öffentlichen Toilette am Zentralparkplatz notdürftig trocken und treten die Heimreise mit der Bahn an.
Und, ist das nun Trekking pur? Nein, denn auch wenn das Wetter mal garstig ist: letztlich seid ihr selbst im dünn besiedelten Frankenwald immer sehr zivilisationsnah unterwegs und müsst euch dank der gut gepflegten Getränkekisten auf den Trekkingplätzen auch nicht um die Wasserversorgung kümmern.
Aber: Für Trekking-Einsteiger, Mikroabenteuer über ein verlängertes Wochenende oder einfach mal, um mit dem Zelt auf Wanderschaft zu gehen, sind die Trekkingplätze im Frankenwald einfach ideal. Uns hat der Kurztrip durch Oberfranken jedenfalls jede Menge Spaß gemacht – trotz, oder vielleicht gerade wegen dem teilweise nicht so tollem Wetter …
Wild zelten in Bayern: Trekking im Frankenwald
Neben den bereits vorgestellten Trekkingplätzen gibt es von April bis Oktober noch drei weitere Möglichkeiten, im Frankenwald ganz legal wild zu zelten. Alle Trekkingplätze bieten auf Bodenflächen oder Holzplattformen Platz für mindestens vier Zelte. Achtung: Ihr müsst vorab online reservieren und dürft nur eine Nacht am jeweiligen Platz bleiben.
- Trekkingplatz Frankenwald Leitschtal
- Trekkingplatz Frankenwald Rehwiese
- Trekkingplatz Frankenwald Döbraberg
- Trekkingplatz Frankenwald Kobach
- Trekkingplatz Frankenwald Thüringer Warte
- Trekkingplatz Frankenwald Am Knock
Brauchwasser ist vor Ort ebenso vorhanden wie eine Feuerstelle mit Sitzbänken und ein Brennholzlager. Zudem gibt es eine Outdoor-Toilette und – gegen eine kleine Gebühr – Erfrischungen aus der Getränkekiste.
Buchtipp

Frankenwald
Esterbauer Verlag
ISBN 978-3-85000-843-3
Um ehrlich zu sein: Über den Frankenwald in Oberfranken, die erste mit dem Siegel „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ zertifizierte Region in Bayern, gibt es recht wenig Wander-Literatur. Eine Ausnahme ist der Wanderführer „Frankenwald – Die schönsten Touren im Frankenwald“, aus dem Esterbauer Verlag.
Das Buch erschien 2021 und stellt insgesamt 44 Touren vor, darunter 31 Tages- und Halbtagestouren auf den FrankenwaldSteigla. Die fünf bis 17 Kilometer langen Wanderungen zählen zu den schönsten Wanderwegen im Frankenwald und sind inzwischen überaus beliebt. Über das ein oder andere FrankenwaldSteigla lassen sich auch die Trekkingplätze im Frankenwald erreichen – wir waren rund um Steinwiesen beispielsweise auf der „Ködeltour“ unterwegs. Im Wanderführer des Esterbauer Verlags sind sämtliche FrankenwaldSteigla und einige weitere Routen detailliert mit Höhenprofil und mehreren topografischen Karten im Maßstab 1:35.000 beschrieben. Grundlegende Infos fehlen dabei ebenso wenig wie kleine Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Gasthäusern und Übernachtungsmöglichkeiten
Linktipp
- Naturpark Frankenwald – Trekking-Tour von Kulmbach nach Kronachli>
- couchflucht.de – Trekking-Bericht von Sabrina Bechtold
- littleredhikingrucksack.de – Trekking-Bericht von Anne Abendroth
- trekking-bayern.de – Verzeichnis der Trekkingplätze in Bayern