Die Malerweg-Königsetappe am vierten Tag führt über die Schrammsteine auf einem Gratweg zum Aussichtspunkt Breite Kluft und dann an den Affensteinen vorbei zum Lichtenhainer Wasserfall. Über die Felsenhöhle Kuhstall geht es schließlich ins Kirnitzschtal zur Neumannmühle.
Am vierten Tag unserer Wanderung durch die Sächsische Schweiz steht eine der längsten und schönsten Malerweg-Etappen an. Heute jagt ein Highlight das nächste und so machen wir uns angesichts der im Spätherbst schon recht kurzen Tageslänge doch recht früh auf den Weg.
Normalerweise verläuft die dritte Malerweg-Etappe von Hohnstein bis Altendorf. Wir sind am Vortag aber schon ins Kirnitzschtal abgestiegen und starten deshalb vom Hotel Forsthaus aus auf die vierte Etappe. Statt auf der Kirnitzschtalstraße zurück zum Malerweg zu gehen, wählen wir dabei – dem Rat des Hoteldirektors folgend – eine direkte Variante zu den Schrammsteinen.
Die wild zerklüfteten Schrammsteine
Altendorf bis Neumannmühle
Profil
Unsere Route führt vom Hotelparkplatz aus direkt den Steinbruchweg hinauf und weiter bis zur Wildwiese, wo am 1. Oktober 1990 die Gründung des Nationalpark Sächsische Schweiz erfolgte. Rund 500 Meter weiter treffen wir an einer Wegkreuzung schließlich wieder auf den Malerweg.
Der Wanderweg führt uns nun links am Kletterfelsen Falkenstein vorbei zu den Schrammsteinen, einer langgestreckten und stark zerklüfteten Felsengruppe, die viele als das Herzstück des Elbsandsteingebirges betrachten. Wochenenden und insbesondere lange Wochenenden sollte man hier tunlichst meiden, denn die Schrammsteine gehören zu einem der beliebtesten Touristenziele in der Sächsischen Schweiz.
Der Zugang zu den Schrammsteinen erfolgt über die westlichen Ausläufer der Felsgruppe am imposanten Schrammtor. Gut 700 Meter hinter dem Großen Schrammtor müssen sich Wanderer dann entscheiden, auf welchem Weg sie auf den Schrammsteinrücken hinaufklettern wollen.
Links zweigt zunächst der 1890 angelegte und in den 1990er Jahren sanierte Wildschützensteig ab, der erste Steig, der die 417 Meter hohe Schrammsteinaussicht für Wanderer erschloss.
Weiter geradeaus folgt der etwas leichtere Jägersteig, der auch für den Abstieg verwendet werden darf. Dieser ebenfalls mit steilen Eisentreppen und -leitern gesicherten Variante folgt der Malerweg und auch wir entscheiden uns angesichts unserer größeren Rucksäcke und der doch recht feuchten Wegbedingungen für den Aufstieg über den Jägersteig.
Der Gratweg zur Schrammsteinaussicht
Am Ende des Jägersteigs zweigt der Malerweg rechts ab, während links ein rund 400 Meter langer Gratweg zur Schrammsteinaussicht führt. Diesen kleinen Abstecher über Eisenleitern und -treppen sollten Malerweg-Wanderer auf jeden Fall einplanen.
Obwohl die Sicht bei unserer Wanderung nicht gerade optimal war, ist der Blick von der exponierten Schrammsteinaussicht einfach fantastisch. Das Titelbild dieses Beitrags zeigt beispielsweise die Aussicht auf die Torsteine und den einzeln stehenden Falkenstein. Bei gutem Wetter sind aber auch die linkselbischen Tafelberge, der Lilienstein, der Große Winterberg und der Rosenberg in Tschechien zu sehen.
Über die Breite Kluft zu den Affensteinen
Nachdem wir die Schrammsteinaussicht tatsächlich mutterseelenallein genießen konnten, geht es auf dem Gratweg über den Schrammsteinrücken wieder zurück zum Jägersteig und dann weiter auf dem Malerweg zur Breiten Kluft.
Die Breite Kluft bietet uns noch einmal eine schöne Aussicht auf die linkselbischen Tafelberge und den 406 Meter hohen Rauschenstein. Auf recht einfachen Waldwegen und den Zurückesteig geht es nun weiter zum Kleinen Prebischtor und dann über die Holzleitern und Holzstufen der kleinen Domstiege hinunter ins Sandloch.
Kurz bevor wir wieder in das Kirnitzschtal gelangen, passieren wir noch die Affensteine mit ihren bizarren Felsentürmen. Wenig später ist der kleine Beuthenfall erreicht und an der Kirnitzschtalstraße entlang geht es schließlich zum Lichtenhainer Wasserfall, wo wir erst einmal im Gasthaus einkehren und uns mit Kuchen und Glühwein für den Rest des Weges stärken.
Der Kuhstall und die Himmelsleiter
Hinter dem Parkplatz am Lichtenhainer Wasserfall führt der Malerweg über eine Steinbrücke auf die andere Uferseite der Kirnitzsch und dann auf breiten Waldwegen hinauf zum Felsentor Kuhstall. Dieser Abschnitt wird auch unter der Woche viel begangen, denn zahlreiche Ausflügler fahren mit der Kirnitzschtalbahn bis zum Lichtenhainer Wasserfall und wandern dann das kurze Stück zur historischen Bergwirtschaft am Kuhstall hinauf.
Der Kuhstall mit seinem 11 Meter hohen und 17 Meter breiten Felsbogen soll einst (von Raubrittern oder örtlichen Bauern) als Viehpferch genutzt worden sein. Im frühen 19. Jahrhundert entwickelte sich die Schichtfugenhöhle dank ihrer schönen Aussicht auf die zahlreichen Kletterfelsen der Region dann zu einer der Hauptattraktionen der Sächsischen Schweiz.
Nicht versäumen sollte man den Aufstieg zu den Resten einer mittelalterlichen Burganlage auf dem Gipfelplateau oberhalb der Felsenhöhle. Eine schmale Himmelsleiter, die etwa 50 Meter links hinter dem Felsentor beginnt, führt uns über schmale Metallstufen – 108 sollen es wohl sein – durch eine enge Felsspalte steil hinauf. Platzangst ist hier absolut nicht angebracht, aber zumindest muss man keinen Gegenverkehr befürchten, denn der Abstieg erfolgt über eine Holz-Treppe westlich des Kuhstalls.
Weiter zur historischen Neumannmühle
Vom Kuhstall aus geht es hinunter durch die Nasse Schlucht und dann auf dem Hausstieg durch die Ferkelschlüchte, wo wir immer wieder anhalten müssen, um die wunderschönen Pilze rechts und links des Wegs zu bestaunen. Kurz vor der Felsenmühle und noch vor der Kirnitzschtalstraße biegt der Wanderweg schließlich nach rechts ab. Am rechten Flussufer entlang sind es dann nur noch 800 Meter bis zum Etappenziel, der Neumannmühle.
Wer so wie wir rechtzeitig ankommt, der kann die älteste Säge- und Holzschliffmühle im Kirnitzschtal von Mai bis Oktober auch besichtigen. Anschließend geht es dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite in die Berghütte Neumannmühle, deren Matratzenlager im Touristenboden wir auch für die Übernachtung nutzen. Bevor es ins Bett beziehungsweise in den Schlafsack geht, stärken wir uns in dem kleinen Gasthaus aber natürlich noch für die morgen anstehende Wanderung auf dem Malerweg von der Neumannmühle bis Schmilka.
Daten & Infos zur 4. Malerweg-Etappe
- Start: Altendorf, Sebnitzer Straße
- Ziel: Neumannmühle, Kirnitzschtal
- Gesamtstrecke: 18,5 Kilometer
- Höhenmeter: 604 Meter bergauf und 667 Meter bergab
- Dauer: 7 Stunden reine Wanderzeit
- Anreise: Bus 260 der OVPS von Bad Schandau / Pirna oder Sebnitz bis Haltestelle „Altendorf Erbgericht“ oder ab Bad Schandau mit der historischen Kirnitzschtalbahn der OVPS bis Haltestelle „Ostrauer Mühle/Zeltplatz“ etwas weiter auf dem Wanderweg
- Abreise: Bus 241 der OVPS ab Haltestelle „Kirnitzschtal Neumannmühle“ in Richtung Bad Schandau mit Anschluß nach Pirna
- Wanderkarte: Große Karte der Sächsischen Schweiz 1:30000, Rolf Böhm
- GPX-Daten: Kostenloser Download beim Tourismusverband Sächsische Schweiz
- Wander-Broschüre: Per Post bestellen oder kostenloser Download beim Tourismusverband Sächsische Schweiz
- Unsere Variante: Vom Hotel Forsthaus im Kirnitzschtal über den Steinbruchweg und die Wildwiese direkt zu den Schrammsteinen und dann weiter auf dem Malerweg (19,3 Kilometer Gesamtstrecke inklusive Schrammsteinaussicht und Himmelsleiter am Kuhstall)
Buchtipp
Malerweg
von Thorsten Hoyer
ISBN 978-3-86686-773-4
Wir hatten eine ältere Auflage des Wanderführers aus dem Conrad Stein Verlag als E-Book im PDF-Format im Rucksack. Der kleine Führer von Thorsten Hoyer beschreibt den Streckenverlauf des Wanderwegs und die Sehenswürdigkeiten vor Ort recht genau.
Was wir vermisst haben: Ab und an – etwa an der Bastei – wären zusätzliche Detailkarten und genauere Infos zu den verschiedenen Aussichtspunkten sinnvoll. Zudem war der Wanderführer aus dem Jahr 2010 hier und da nicht mehr ganz aktuell – aber das dürfte sich mit der aktualisierten Neuauflage vom August 2023 ja hoffentlich geändert haben.
Unsere Wanderberichte zum Malerweg
- Der Malerweg – Wandern in der Sächsischen Schweiz
- Malerweg – Von Pirna-Liebethal bis Stadt Wehlen (Etappe 1)
- Malerweg – Von Stadt Wehlen bis Hohnstein (Etappe 2)
- Malerweg – Von Hohnstein bis Altendorf (Etappe 3)
- Malerweg – Von Altendorf zur Neumannmühle (Etappe 4)
- Malerweg – Von der Neumannmühle bis Schmilka (Etappe 5)
- Malerweg – Von Schmilka bis Kurort Gohrisch (Etappe 6)
- Malerweg – Vom Kurort Gohrisch bis Weissig (Etappe 7)
- Malerweg – Von Weissig bis Pirna (Etappe 8)
- Malerweg – 7 Sehenswürdigkeiten am Wanderweg
Linktipp
- saechsische-schweiz.de – Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V.
- audreyimwanderland.com – Blogger-Bericht von Audrey Backhaus, 2019
- dasfliegendeklassenzimmer.org – Blogger-Bericht von Dr. Anja Joest, 2016
- wandern-saechsische-schweiz.de – Blogger-Bericht von Ingo Geier
Hi Stefan,
da war ich also mit zwei Jahren Verspätung auf deinen Spuren unterwegs. Ist der Malerweg nicht einfach grandios? Ich habe deine Beiträge erst im Nachgang gelesen und konnte viele Parallelen finden, zumal für uns beide dies die schönste Etappe von allen war. Hab daher deinen Beitrag bei mir verlinkt. Wenn du gelegentlich mal schauen möchtest, mach das gern hier: https://audreyimwanderland.com/2019/12/01/malerweg_etappe-4_von-altendorf-nach-neumannmuehle/
Schönen 1. Advent,
Audrey
Hallo Audrey,
trotz mäßigem Wetter hat uns der Malerweg bestens gefallen und auch der Forststeig steht noch auf unserer ToDo-Liste. Die Highlights sind dort zwar nicht ganz so dicht gestreut wie auf dieser Malerweg-Etappe, aber dafür kann man dort auch mal wieder mit Zelt losziehen.
Auch Dir eine schöne Adventszeit …
Stefan