Murgleiter: Wandern zwischen Weinbergen und Heuhütten

Die Murgleiter ist kein Pappenstiel. Das zeigt sich im Nordschwarzwald schon auf den ersten Etappen. Rund 50 km sind es von Gaggenau bis Forbach. Im tief eingegrabenen Murgtal erwarten dich dabei ebenso viele Höhenmeter wie bei einer Zugspitz-Besteigung. Aber: Es lohnt sich!

Gaggenau: Start am Murgleiter-Portal
Gaggenau: Start am Murgleiter-Portal

Auf der Murgleiter im Nordschwarzwald geht es rauf und runter, und rauf und runter. Das zeigt uns schon das Höhenprofil. „Traumhaft schön, aber auch ganz schön anstrengend“ lautet dementsprechend das Fazit des Wandermagazins „Wanderlust“. Und um ehrlich zu sein: Angesichts brutzliger Temperaturen jenseits der 30 Grad, mehreren 1000-Höhenmeter-Etappen und unserer miesen Post-Corona-Fitness haben wir schon bei der Anreise weiche Knie.

Aber: Angst machen geht gar nicht. Deshalb packen wir für eine Verlängerung der Tour auch gleich noch Zelt und Quilt in den Rucksack. In aller Herrgottsfrühe geht es mit der Bahn von München nach Karlsruhe, wo wir in die KVV-Linie S8 Richtung Freudenstadt wechseln. Gerade mal gut 30 Minuten dauert die Fahrt über Rastatt bis zum Murgleiter-Portal in Gaggenau.

Murgleiter: Schloss Rotenfels in Gaggenau
Murgleiter: Schloss Rotenfels in Gaggenau

Da legen wir gleich einen klassischen Fehlstart hin und verpassen glatt den Ausstieg. Was wir nicht wussten: In „Bad Rotenfels Schloss“ hält der Zug nur bei Bedarf. Ok, dann drücken wir eben die Haltewunschtaste und steigen stattdessen an der Haltestelle „Bad Rotenfels Bahnhof“ aus. Letztlich laufen wir auch von hier aus nur gut fünf Minuten bis zum Start der Murgleiter.

Sightseeing in Gaggenau und erste Schritte auf der Murgleiter

Murgleiter: Der Aufstieg zum Schanzenberg
Murgleiter: Der Aufstieg zum Schanzenberg

Richtig wandern wollen wir heute gar nicht. Schließlich ist es schon fast Mittag als wir das Murgleiter-Portal erreichen. Unser erstes Ziel liegt aber nur wenige Meter weit entfernt: Das Unimog-Museum, in dessen Räumlichkeiten auch die Tourist-Info für Ausflüge rund um das Tal der Murg untergebracht ist. Wer nur mit GPX-Track bewaffnet startet, kann sich hier noch die kostenlose Wanderbroschüre zum Premiumweg Murgleiter besorgen.

Unser Museumsbesuch dauert länger als geplant. Das lag an einer Dame, die sich beim Fahrertraining auf dem Außenparcours noch einige Kniffe für den Unimog geholt hat. Mit dem 8-Gang-Getriebe (und den vier Rückwärtsgängen) des Geländeboliden kam sie wirklich erstaunlich gut zurecht. Vielleicht haben wir aber auch nur zu lange beim Kuchen im Restaurant gesessen …

Murgleiter: Blick vom Schanzenberg auf Gaggenau
Murgleiter: Blick vom Schanzenberg auf Gaggenau

Sei’s drum: Frisch gestärkt nehmen wir noch ein paar Meter der Murgleiter in Angriff. Wir schlendern langsam durch die Skulpturen am Schloss Rotenfels zur „Römischen Villa“. Dort steht auch schon der erste, kleine Anstieg der Murgleiter an. Bis zum Schanzenberg sind es aber gerade mal 50 Höhenmeter.

Oben angekommen genießen wir den Blick auf Gaggenau, besichtigen kurz die alten Schanzenanlagen und wandern weiter bis zu einem 5-Wege-Kreuz. Hier verlassen wir die Murgleiter bereits, um nach einem kurzen Abstieg durch den Kurpark zum Gästehaus Hopfensack (dauerhaft geschlossen) in Bad Rotenfels zu laufen.

Graureiher an den Murgkaskaden in Gaggenau
Graureiher (Ardea cinerea) an den Murgkaskaden in Gaggenau

Nachdem wir unser Gepäck abgelegt und ein wenig verschnauft haben, geht es noch zu den Murgkaskaden in Gaggenau. Wir schauen eine ganze Zeit lang den Graureihern am Ufer zu, schlendern zum Rathaus hinüber und landen schließlich im Ratsstübel Gaggenau zum Abendessen.

Das Unimog-Museum in Gaggenau

Murgleiter: Fahrertraining auf dem Außengelände des Unimog-Museums
Fahrertraining auf dem Außengelände des Unimog-Museums

Der Unimog ist ein allradgetriebenes Allzweckfahrzeug, das über 50 Jahre lang in Gaggenau gebaut wurde. Am Start der Murgleiter zeigt euch das Unimog-Museum Fahrzeuge aus neun Jahrzehnten, vom Prototyp U 6 aus den 40er Jahren über geländegängige LKWs der erfolgreichen 404er Baureihe bis hin zum Höhenweltrekordfahrzeug U 5023, das bei einer Chile-Expedition auf fast 7.000 Meter Höhe kletterte.

Besonders gefallen hat uns das Muster eine Fahrgestells, das sehr gut die große Achsverschränkung der Unimogs zeigt. Ein weiteres technisches Highlight: Der Variopilot, durch den das Lenkrad von links nach rechts verschiebbar ist. Parallel zur mehr als 1.300 qm umfassenden Ausstellung, die ein Erweiterungsbau bald nochmals vergrößert, können Unimog-Freunde auf dem Außengelände des Museums übrigens auch selbst über Stock und Stein fahren – mit 100 % Steigung, 70 % Gefälle und 20 Grad Schräglage! Weitere Infos: unimog-museum.com

Murgleiter Etappe 1: Über den Gipfel des Merkur nach Gernsbach

Murgleiter: Wegweiser nach Bad Rotenfels
Wegweiser nach Bad Rotenfels

Nach dem Frühstück geht es zeitig los. Schließlich soll es auch heute wieder mehr als 30 Grad heiß werden. Über die Rotherma-Brücke gelangen wir zum Kurpark und erreichen nach einem kurzen Aufstieg wieder das 5-Wege-Kreuz, wo wir am Vortag die Murgleiter verlassen haben. Nun geht es mit den vorerst letzten Aussichten auf das Murgtal über Forstwege zur Schweinlachhütte und dann weiter zum Waldseebad Gaggenau.

Mal auf schmalen Pfaden, mal auf breiteren Wegen – und glücklicherweise stets im Schatten – kommen wir wenig später zur Willi-Echle-Hütte. Kurz vor dem Friedrich-Luisen-Brunnen beginnt dann der Aufstieg aus dem Höllbachtal zur Burg Alt-Eberstein (480 m ü. NHN). Die Monument-Broschüre der mittelalterlichen Burganlage verspricht hier einen traumhaften Ausblick auf das Rhein- und Murgtal sowie auf die Höhen des Nordschwarzwaldes.

Leider geschlossen: Die Burg Alt-Eberstein
Leider geschlossen: Die Burg Alt-Eberstein

Wir kommen leider nur bis zum unteren Burghof, denn Restaurant und Burganlage sind bis auf Weiteres geschlossen. Unsere Einkehr mit Aussicht hat sich damit erledigt. Einen tollen Blick ins Murgtal erhaschen wir nach ein paar Metern auf dem Ebersteinburg-Rundweg aber trotzdem noch.

Von der Lukas-Hütte in die Wolfsschlucht

Ein schmaler Pfad führt uns am imposanten Lochfels vorbei Richtung „Verbrannte Felsen“. Auf dem exponierten Felsvorsprung bietet sich nach rund elf Kilometern die Lukas-Hütte für eine erste Rast an. Gemütlich im Schatten sitzend genießen wir ein wenig den Blick ins vordere Murgtal, die Rheinebene und zu den Vogesen. Ein schönes Fleckchen!

Murgleiter: Die Lukas-Hütte am verbrannten Felsen
Murgleiter: Die Lukas-Hütte am verbrannten Felsen

Dann geht es wieder abwärts. Ein Pfad führt uns hinab zum Naturdenkmal Wolfsschlucht mit seinen von Moos und Farn überzogenen Felsen. Das kleine Idyll am Beerbach verdankt seinen Namen einer alten Sage. Einst soll hier ein angetrunkener Dorfmusiker in eine Grube gefallen sein. Die ganze Nacht lang musste er dort einen Wolf mit seinem Geigenspiel beruhigen, bis ihn der Oberjäger aus seiner misslichen Lage befreite.

Der Geiger eilte damals wohl nach Hause und gelobte seiner Frau, nie mehr über den Durst zu trinken. Wir hingegen genehmigen uns einen Schluck Wasser, wundern uns über eine Felsnische mit Buddha-Figur und eilen dann weiter zum Sattel zwischen Merkur und Schlossberg.

Murgleiter: Felsformation in der Wolfsschlucht
Murgleiter: Felsformation in der Wolfsschlucht

Am Hotel Wolfsschlucht, wo wir die Landesstraße queren, ist plötzlich richtig was los. Leider bemerken wir dann erst an der Merkurstraße, dass wir in dem ganzen Trubel glatt den Abzweig zum Aussichtspunkt Teufelskanzel mit seinem tollen Blick auf Baden-Baden verpasst haben. Sei’s drum …

Im Zick-Zack auf den Hausberg Baden-Badens

Wir wandern weiter, aus dem Tal dröhnt Festmusik hinauf und schließlich erreichen wir den „Zick-Zack-Weg“. Nun folgt ein Anstieg über 300 Höhenmeter. Kehre für Kehre wird die Musik leiser, Kehre für Kehre schnaufen wir ein wenig mehr und schließlich taucht die Bergstation der Merkurbahn vor uns auf.

Murgleiter: Zick-Zack-Weg hinauf zum Merkur
Murgleiter: Zick-Zack-Weg hinauf zum Merkur

Auch auf dem Hausberg Baden-Badens ist heute jede Menge los. Sonntagsausflügler, Wanderer, Mountainbiker und Schwarzwaldgeier tummeln sich auf der Terrasse des Merkurstüble und genießen die Aussicht über die Stadt, die Berge des Nordschwarzwaldes und das Murgtal. Der Blick reicht bis in die Oberrheinebene, zu den Vogesen, die Haardt und den Odenwald.

Wir erwischen noch ein schattiges Plätzchen und verschnaufen erst mal bei einem alkoholfreien Weißbier. Anschließend geht es auf den 669 Meter hohen Gipfel des Merkur. Der höchste Punkt ist kaum zu verfehlen: Hier steht nicht nur der Abguss eines Votivsteins, der dem altrömischen Gott Mercurius geweiht war, sondern auch der 1837 erbaute Merkurturm.

Murgleiter: Der Merkur-Turm auf dem 669 Meter hohen Gipfel
Murgleiter: Der Merkur-Turm auf dem 669 Meter hohen Gipfel

Der Abstieg Richtung Gernsbach gestaltet sich recht unspektakulär. Während die letzten Mountainbiker mühsam den Berg hinaufschnaufen, wandern wir auf breiten Forstwegen hinab zum Binsenwasen. Am mitten im Wald gelegenen Naturfreundehaus Weise Stein verspeisen die Bäume bereits die Verkehrsschilder und wenig später erreichen wir den Träufelbach.

Die Altstadt der „Murgtalperle“ Gernsbach

Am Träufelbachsee folgt ein letzter Anstieg und dann sind auch schon die ersten Häuser der Papiermacherstadt Gernsbach zu sehen. Wir wandern noch bis zum Storchenturm, eines der Wahrzeichen der Stadt, zweigen hier nach links ab und beziehen unsere Unterkunft im Hotel Mühlen­appartments. Frisch geduscht geht es später noch einmal in die historische Altstadt.

Murgleiter: Durchfahrt verboten!
Murgleiter: Durchfahrt verboten!

Gernsbach wird wegen seiner sehenswerten Altstadt und romantischen Lage auch „Die Murgtalperle“ genannt. Nicht zu unrecht! Unser Stadtrundgang führt uns zunächst an der Liebfrauenkirche vorbei zum Kornhaus. Hier hat der Gemeinderat die Hauptstraße wenige Tage später zur Fußgängerzone umgewidmet. Eine gute Entscheidung! Ohne Durchgangsverkehr macht der Bummel über den Marktplatz zum Alten Rathaus sicher noch mehr Spaß.

Das Alte Rathaus, eines der bedeutendsten Wohngebäude der Spätrenaissance in Süddeutschland, entstand 1617/1618 im Auftrag eines Murgschiffers und Holzhändlers. Wenige Meter weiter kommen wir zur Hofstätte mit ihren historischen Fachwerkhäusern und Gründerzeitbauten. Und schließlich genießen wir an der Murg noch ein wenig die Abendsonne an der Stadtbrücke.

Abendstimmung an der Murg in Gernsbach
Murgleiter: Abendstimmung an der Murg in Gernsbach

Schließlich treibt uns der Hunger aber doch wieder zurück zur Hofstätte, wo es einst bis zu sechs Gasthäuser gab. Wir kehren direkt ums Eck in der Restauration Brüderlin ein, die seit 1892 in Familienbesitz ist, und beschließen den Abend bei einem guten Glas Wein.

Gernsbach-Tipp: Wer die Stadt zeitiger erreicht als wir, kann noch durch den Katz‘schen Garten bummeln oder den Storchenturm besteigen (sonntags, 15 bis 17 Uhr). Solltet Ihr noch früher ankommen, ist sonntags auch das Museum der Harmonie in den oberen Stockwerken des Alten Rathauses geöffnet.

Liste   

Information
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Lf Hiker | E.Pointal contributor

Murgleiter-Tour   

Profil

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimale Höhe: Keine Daten
Maximale Höhe: Keine Daten
Höhenmeter (aufwärts): Keine Daten
Höhenmeter (abwärts): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Murgleiter-Erweiterung   

Profil

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimale Höhe: Keine Daten
Maximale Höhe: Keine Daten
Höhenmeter (aufwärts): Keine Daten
Höhenmeter (abwärts): Keine Daten
Dauer: Keine Daten
Topografische Karte: Unsere Route auf der Murgleiter ist blau eingezeichnet, während unsere zweitägige Erweiterung der Tour rot markiert ist. GPX-Tracks für dein Smartphone und detaillierte Etappenbeschreibungen im PDF-Format sind über die Website der Murgleiter kostenlos erhältlich.

Murgleiter Etappe 2: Mit grandiosen Aussichten nach Forbach

Das alte Rathaus von Gernsbach
Murgleiter: Das alte Rathaus von Gernsbach

Am Frühstücksbuffet halten wir uns heute nicht lange auf, denn die zweite Murgleiter-Etappe ist mit rund 1300 Höhenmetern und 26 Kilometern die schwerste. Der Weg führt uns zunächst wieder zum Alten Rathaus, dessen Fassade nun in der Morgensonne erstrahlt. Durch verwinkelte Gassen laufen wir an den mächtigen Zehntspeichern vorbei zur Stadtmauer und dann weiter zum Alten Amtshof, der dem Domstift Speyer zur Verwaltung des Weinzehnten diente.

Nach einem kurzen Aufstieg zum Kriegerdenkmal am Rumpelstein kommen wir zum Murgleiter-Portal, dem offiziellen Etappenbeginn in Gernsbach. Kurz hinter dem Wingolfsbrunnen beginnt dann der Eberpfad, der nun rund zwei Kilometer lang relativ eben entlang der Hangkante verläuft.

Murgleiter: Pfad zwischen Gernsbach und Obertsrot
Murgleiter: Pfad zwischen Gernsbach und Obertsrot

Auf einer Bergnase erreichen wir am Rande der Weinhänge Schloss Eberstein, das rund 130 Meter hoch über Obertsrot liegt. Die Murgleiter führt uns nun an den Rebstöcken des Weinguts vorbei steil hinunter in den Gernsbacher Ortsteil, wo wir auf die andere Uferseite der Murg wechseln (185 m ü. NHN).

Hoch zur Elsbethhütte am Rockertfelsen

Die folgenden fünf Kilometer bis zum Rockertwald geht’s nur noch aufwärts. Und mit uns geht’s jetzt schon abwärts. Bei der schwülen Hitze ziehen sich die rund 450 Höhenmeter auf den breiten Forstwegen ganz schön in die Länge. An der Rehackerbrunnenhütte legen wir deshalb erst einmal eine kleine Pause ein, um unsere Wasserflaschen zu füllen und durchzuschnaufen.

Murgleiter: Pfad zwischen Obertsrot und Rockertfelsen
Murgleiter: Pfad zwischen Obertsrot und Rockertfelsen

Ab dem Wegekreuz Eichrodtsruh wird es wieder pfadiger und der schöne Weg führt uns die letzten Meter hinauf zur Elsbethhütte. Der Aussichtspunkt mit Pavillon liegt schattig in einem herrlichen Fleckchen Natur und gewährt uns noch einmal einen sehr schönen Blick auf Gernsbach und das Murgtal.

Durch bizarre Felsenformationen aus Granit und mit grandiosen Aussichten wandern wir am Naturdenkmal Rockertfelsen vorbei und erreichen kurz hinter dem Rockertkopf (637 m ü. NHN) den Scheitelpunkt. Auf breiteren Forstwegen geht es nun erst mal wieder abwärts. Erholung pur!

Murgleiter: Die Elsbethhütte kurz vor dem Rockertfelsen
Murgleiter: Die Elsbethhütte kurz vor dem Rockertfelsen

Nicht verpassen sollte man den Abzweig zum Dachsstein (613 m ü. NHN), denn an guten Tagen ist von hier aus sogar der Hohlohturm zu sehen. Wenig später führt uns die Murgleiter zur Fatima Kapelle, wo der Abstieg ins Fachwerkdorf Reichental folgt, den höchstgelegenen Ortsteil von Gernsbach (390 m ü. NHN).

Durch Heuhüttentäler zum Latschigfelsen

Die Öffnungszeiten des kleinen Dorfladens sind für Murgleiter-Wanderer leider denkbar ungünstig. Aber das Wasser aus dem Sägemühlbrunnen vor dem Waldmuseum reicht zur Not ja auch. Mit frisch gefüllten Flaschen wandern wir dann wieder aufwärts über die brütend heiße „Hochebene“ Reichentals.

Murgleiter: Blick über die Obstwiesen hinter Reichental
Murgleiter: Blick über die Obstwiesen hinter Reichental

Ab dem Waldrand wird es schattiger und die Steigung moderater. Die Murgleiter folgt nun rund drei Kilometer meist breiteren Forstwegen. An der Hohmißwiesen wandern wir erstmals durch eines der für diese Region typischen Heuhüttentäler und erreichen wenig später den Rastplatz am Wetzsteinbrunnen mit erfrischend kühlem Wasser.

Ein kurzes Stück geht es nun noch bergauf bis zum Grenzweg Hohe Schaar. Wer fit genug ist, kann von hier aus einen Abstecher auf den gleichnamigen Aussichtsberg über dem mittleren Murgtal einplanen. Uns macht die sommerliche Hitze und unsere mangelnde Post-Corona-Fitness aber langsam zu schaffen und so folgen wir weiter der Murgleiter.

Murgleiter: Heuhütten am Forkelgrund
Murgleiter: Heuhütten am Forkelgrund

Bei den Heuhütten am Forkelgrund beginnt schließlich der letzte größere Anstieg des Tages. Es geht noch einmal knapp 200 Höhenmeter hinauf zum Pavillon auf dem Laschigfelsen (724 m ü. NHN), dessen fantastische Aussicht wir bereits auf unserer Westweg-Wanderung genießen durften.

Der Abstieg nach Forbach im mittleren Murgtal

Noch imposanter finden wir den Blick vom Kleinen Latschigfelsen, der auf den ersten Metern des nun folgenden Abstiegs etwas abseits des Weges liegt. Für den steilen Weg hinunter ins gut 350 Höhenmeter tiefer liegende Kauersbachtal nutzt die Murgleiter dann die gleiche Trasse wie Westweg.

Murgleiter: Pavillon auf dem Laschigfelsen
Murgleiter: Pavillon auf dem Laschigfelsen

Mit weichen Knien erreichen wir schließlich die Heuhütten und den netten Hexenbrunnen an der Ringwiese bei Gausbach. Bis Forbach sind es von hier aus noch knapp drei Kilometer. Aber: Inzwischen ist es schon richtig spät geworden und um sieben Uhr sollen wir bereits zu Abend essen. Umplanen!

Wir nehmen den letzten Anstieg am Langenberg in Angriff und wandern angesichts der Zeit noch bis zur Brückwaldanlage. Dort zweigen wir zur evangelischen Kirche ab, erreichen Forbach so direkt an der historischen Holzbrücke über die Murg und sind Punkt sieben Uhr in unserer Unterkunft.

Murgleiter: Der lange Abstieg ins Kauersbachtal
Murgleiter: Der lange Abstieg ins Kauersbachtal

Beim letzten Aufenthalt im Hotel am Mühlbach mussten wir corona-bedingt auswärts essen. Doch heute werden unsere „Strapazen“ mit einem schönen 3-Gänge-Menü entlohnt: Frischer Tomaten-Avocado-Salat, Schweinefilet mit Rotweinsauce an Wildreis mit Kräuterbutter und zum abschließenden Espresso noch einen Johannisbeer-Baiser-Kuchen vom Feinsten.

Forbach-Tipp: Wie uns andere Wanderer berichteten, eignet sich das Hotel am Mühlbach auch sehr gut für eine Murgleiter-Wanderung ohne tägliche Unterkunftswechsel. Mit der Murgtalbahn sind ab Forbach die Etappenorte Gaggenau, Gernsbach und Baiersbronn erreichbar und zwischen Baiersbronn und Schliffkopf verkehrt die Buslinie 21.

Hotel am Mühlbach: Nachtisch zum Abendessen
Hotel am Mühlbach: Nachtisch zum Abendessen

Steckbrief: Murgleiter

Murgleiter Wegzeichen
Wegzeichen der Murgleiter

Die Murgleiter ist ein 110 Kilometer langer Fernwanderweg, der durch das tief eingegrabene Murgtal im Nordschwarzwald führt. Die Wanderung von Bad Rotenfels bei Gaggenau bis zum Schliffkopf nahe Baiersbronn dauert normalerweise fünf Tage. Steile Auf- und Abstiege führen Wanderer zunächst über den Merkur bei Baden-Baden in die historische Altstadt von Gernsbach. Über die bizarren Granitklippen des Rockertfelsen und die Hochebene Reichentals geht es weiter zu den typischen Heuhütten bei Forbach im mittleren Murgtal.

Von hier aus führt der Premiumwanderweg zur Schwarzenbach-Talsperre und dann entlang der Raumünzach bis Schönmünzach. Nun wird es wieder sportlicher. Durch den Nationalpark Schwarzwald geht es zum Huzenbacher See und über das Hochmoor Kleemisse hinab ins Tonbachtal. Bei Baiersbronn erreicht der Weg das obere Murgtal und folgt schließlich dem Hauptquellbach zur hochmoorartigen Gipfelregion des 1.056 Meter hohen Schliffkopf. Die Murgleiter präsentiert sich dabei ebenso schön wie anspruchsvoll: insgesamt sind auf den 18 bis 24 Kilometer langen Tagesetappen rund 5.000 Höhenmeter zu bewältigen.

Buchtipp

Rother Wanderführer Schwarzwald Mitte/Nord
© Bergverlag Rother

Schwarzwald – Mitte/Nord
von Martin Kuhnle
ISBN 978-3-7633-4420-8

Dieser Rother Wanderführer ist ein Tipp für alle, die öfters zwischen Pforzheim, Baden-Baden und Offenburg unterwegs sind oder die Murgleiter – so wie wir – beispielsweise mit Abschnitten des Renchtalsteigs kombinieren wollen. Martin Kuhnle beschreibt in seinem Buch nämlich nicht nur die Murgleiter, sondern auch zehn weitere Mehrtagestouren im mittleren und nördlichen Schwarzwald: Strombergtour, Hügellandwanderweg, Nordrandweg, Gäurandweg, Seensteig, Renchtalsteig, Querweg Gengenbach – Alpirsbach, Kleiner Hansjakobweg, Großer Hansjakobweg und den Querweg Lahr – Rottweil.

Der Murgleiter widmet der Autor immerhin 20 der insgesamt 208 Seiten. Rother-typisch umfassen die Etappenbeschreibungen sämtliche Details zum Wegverlauf und den jeweiligen Wanderzeiten, ein Höhenprofil und eine topografische Karte im Maßstab 1:100.000 sowie Hinweise auf Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Letztere sollte man vor der Tour allerdings sicherheitshalber gegenchecken, da die aktuelle Auflage bereits aus dem Jahr 2013 stammt. Das gilt insbesondere für die Einkehrmöglichkeiten des Wanderführers, da hier die Öffnungszeiten ebenso wie etwaige Rufnummern oder weiterführende Webadressen fehlen.

Jetzt Teil 2 unseres Wanderberichts lesen!

Linktipp

Werbung & Transparenz: Ich danke dem Unimog-Museum für den kostenfreien Eintritt und Frau Baur von der Schwarzwald Tourismus GmbH, die uns auf der Murgleiter mit Übernachtungen und Verpflegung unterstützt hat. Meine Meinung und Berichterstattung bleiben davon unbeeinflusst! Werbelinks sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Wenn du auf einen dieser Provisions-Links (Affiliate-Links) klickst und über diesen Link einkaufst, erhält HappyHiker eine geringe Provision. Für dich fallen dabei keine Extra-Kosten an. Weitere Infos …

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