Murgleiter – Sportliches Auf und Ab im Nordschwarzwald

Die Murgleiter ist ein Fernwanderweg, der Wanderer schwer ins Schwitzen bringt. Der Premiumweg folgt 110 km dem Lauf der Murg von Gaggenau über Gernsbach, Forbach und Baiersbronn bis zum Schliffkopf. Und dabei stehen viel Natur und jede Menge Höhenmeter auf dem Programm.

Murgleiter: Fischreiher in Gaggenau
Murgleiter: Fischreiher in Gaggenau

Von der Murgleiter haben wir erstmals erfahren, als wir den Schwarzwald auf dem Westweg durchquerten. In Forbach begegneten uns gleich mehrere müde Murgleiter-Wanderer, mit denen wir auf den ersten Metern am Folgetag gemeinsam Richtung Schwarzenbach-Talsperre den Berg hinauf schnauften. Das Interesse war geweckt, und so haben wir uns erst einmal umgeschaut, welche Erfahrungen andere auf diesem Premiumweg gemacht haben.

Da war von „wurzeligen und steinigen Pfaden, die Trittsicherheit verlangen“ die Rede. Eine „sehr gute Grundkondition“ sei erforderlich und manch einer fragte sich gar, warum man sich den an „den Rand des Wahnsinns treibenden Wechsel von Auf- und Abstieg“ überhaupt antut. Zwei Jahre später haben wir die Murgleiter nun selbst in Angriff genommen und eine Antwort darauf gefunden: Weil’s Spaß macht und der Wanderweg einfach schön ist! Aber das war uns im Grunde ja schon nach der Lektüre der anderen Wanderberichte klar.

Murgleiter: Lochfels mit Durchblick
Murgleiter: Der Lochfels mit Durchblick bei Ebersteinburg

Wo und wie lang ist die Murgleiter?

Das alte Rathaus von Gernsbach
Das alte Rathaus von Gernsbach

Die Murgleiter ist ein Fernwanderweg, der durch das tief eingegrabene Murgtal im Nordschwarzwald führt. Der Startort Bad Rotenfels, ein Ortsteil von Gaggenau, ist über die ICE-Haltepunkte Karlsruhe und Baden-Baden schnell erreicht. Von hier aus verläuft die Murgleiter dann rund 110 Kilometer in südlicher Richtung bis zum Murg-Ursprung am Schliffkopf bei Baiersbronn, dem höchsten Punkt des Wegs.

Ein sportliches Auf und Ab führt Wanderer zunächst über den Merkur in die historische Altstadt von Gernsbach. Über die bizarren Granitklippen des Rockertfelsen und die Hochebene Reichentals geht es weiter ins mittlere Murgtal zu den Heuhütten bei Forbach. Von hier aus führt der Weg zur Schwarzenbach-Talsperre und dann entlang der Raumünzach nach Schönmünzach.

Karte und Höhenprofil zur Murgleiter

Liste   

Information
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Lf Hiker | E.Pointal contributor

Murgleiter Karte   

Profil

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimale Höhe: Keine Daten
Maximale Höhe: Keine Daten
Höhenmeter (aufwärts): Keine Daten
Höhenmeter (abwärts): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Auf den letzten zwei Etappen wird es wieder sportlicher. Durch den Nationalpark Schwarzwald geht es zum Huzenbacher See und über das Hochmoor Kleemisse hinab ins Tonbachtal. Bei Baiersbronn erreicht der Weg das obere Murgtal und folgt schließlich dem Hauptquellbach zur hochmoorartigen Gipfelregion des 1056 Meter hohen Schliffkopf.

Wie viele Tage dauert eine Murgleiter-Wanderung?

Murgleiter Wegzeichen
Murgleiter Wegzeichen

Für die gesamte Strecke von Gaggenau bis zum Schliffkopf planen Murgleiter-Wanderer in der Regel fünf Tage ein. Sie übernachten dann meist in den Etappenorten Gernsbach, Forbach, Schönmünzach und Baiersbronn. Das Tagespensum der Etappen liegt zwischen genussreichen 17 und sportlichen 24 Kilometern mit bis zu 1.200 Höhenmetern. Pausen, Besichtigungen und die Wege zu den jeweiligen Unterkünften sind in den offiziell angegebenen Gehzeiten von 6 bis 9 Stunden nicht berücksichtigt.

EtappeStartortZielortKm
1GaggenauGernsbach23,0
2GernsbachForbach24,2
3ForbachSchönmünzach17,4
4SchönmünzachBaiersbronn23,4
5BaiersbronnSchliffkopf21,5

Man kann diese Wanderung natürlich auch schneller angehen: Den aktuellen Streckenrekord, die Fastest Known Time (FKT), hält Daniel Hernes mit 16:29:05 Stunden (Stand 07/2022). Der Offenburger Ultraläufer, der 2020 erstmals auf dem Kandelhöhenweg einen FKT-Rekord aufstellte, will übrigens alle Fernwanderwege im Schwarzwald laufen.

Welche Etappe der Murgleiter ist am schönsten?

Murgleiter: Wegegebot im Nationalpark Schwarzwald
Wegegebot im Nationalpark Schwarzwald

Da ist sie wieder! Die immer gleiche Frage, die wir am liebsten gar nicht beantworten würden. Die Eindrücke auf den einzelnen Etappen einer solchen Fernwanderung sind einfach zu unterschiedlich. Beim Zieleinlauf am Schliffkopf haben wir uns beispielsweise den Hintern abgefroren. Trotzdem war die Sturmstimmung mit rabenschwarzen Wolken und den letzten Sonnenstrahlen des Tages einfach klasse.

In den ersten Tagen haben uns vor allem die wildromantische Wolfsschlucht und der Pfad durch die Felsenlandschaft vor Reichental gut gefallen. Sehenswert ist auch die historische Altstadt von Gernsbach. Aber ein abendlicher Stadtrundgang durch die „Murgtalperle“ ist für Wanderer ja eher eine After-Work-Party und sagt letztlich wenig über den Wanderweg aus.

Murgleiter: Der Huzenbacher See im Nationalpark Schwarzwald
Murgleiter: Der Huzenbacher See im Nationalpark Schwarzwald

Nun aber zur eigentlichen Antwort: Die Königsetappe der Murgleiter war für uns der Abschnitt zwischen Schönmünzach und Baiersbronn. Die morgendliche Runde auf weichen Wegen durch die Wälder rund um Schwarzenberg bietet schöne Ausblicke, die Teichblüte am Huzenbacher See ist einfach bezaubernd und der Weg durch den Nationalpark Schwarzwald hinein ins Tonbachtal verläuft meist auf schmalen und naturnahen Pfaden.

Erfahrungsberichte zu allen Etappen der Murgleiter

Letztlich muss sich jeder selbst ein Bild machen – erst hier in unseren Erfahrungsberichten, und dann vor Ort. Vielleicht sind ja die Aussicht vom Latschigfelsen und die Holzbrücke in Forbach die Highlights deiner Murgleiter-Tour. Oder die idyllischen Heuhüttentäler im mittleren Murgtal. Was euch sonst noch alles erwartet, zeigen unsere Bilder und Wanderberichte. Darin findest du jede Menge Erfahrungen, Infos und Tipps zu allen fünf Etappen.

Murgleiter: Wandern zwischen Weinbergen und Heuhütten

Murgleiter: Der Laschigfelsen in Forbach
Murgleiter: Der Laschigfelsen in Forbach

Die Murgleiter ist kein Pappenstiel. Das zeigt sich im Nordschwarzwald schon auf den ersten Etappen. Rund 50 km sind es von Gaggenau bis Forbach. Im tief eingegrabenen Murgtal erwarten dich dabei ebenso viele Höhenmeter wie bei einer Zugspitz-Besteigung. Aber: Es lohnt sich!

Murgleiter: Wandern zwischen Hochmooren und stillen Seen

Murgleiter: Finale der Etappe von Forbach nach Schönmünzach
Murgleiter: Finale der Etappe von Forbach nach Schönmünzach

Die Murgleiter führt Wanderer bei Baiersbronn gleich mehrmals durch den Nationalpark Schwarzwald. Zu den Highlights der drei Etappen ab Forbach zählen der Huzenbacher See, das abgelegene Tonbachtal und die urwüchsigen Grinden am 1055 Meter hohen Schliffkopf.

Muss ich an der Murgleiter meine Unterkünfte vorbuchen?

Wir hatten diese Probleme glücklicherweise nicht, können die Situation vor Ort aber trotzdem ganz gut einschätzen. In einigen Etappenorten der Murgleiter ist die Auswahl an Unterkünften nicht allzu üppig. Am Schliffkopf – mitten im Nationalpark Schwarzwald – gibt es gerade mal ein Hotel, und wer am Startort Gaggenau übernachten möchte, sollte wohl ebenfalls vorbuchen. Deshalb listen wir hier zur ersten Orientierung einfach mal unsere Unterkünfte:

OrtUnterkunft
GaggenauGästehaus Hopfensack (dauerhaft geschlossen)
GernsbachHotel & Mühlenapartments
ForbachHotel am Mühlbach
SchönmünzachFlair Hotel Sonnenhof
BaiersbronnHotel Gasthof Falken
SchliffkopfNationalpark-Hotel Schliffkopf
Leckereien im „Sternedorf“ Baiersbronn
Murgleiter: Leckereien im „Sternedorf“ Baiersbronn

In größeren Orten wie Baiersbronn gibt es natürlich jede Menge Hotels und Pensionen, doch um lästige (dank Konus-Gästekarte aber kostenlose) Bus- und Bahntransfers oder zeitraubende Last-Minute-Buchungen vom Trail zu vermeiden, solltest du unserer Meinung nach am besten für alle fünf Etappen deiner Wanderung vorab buchen. Bei Tagesetappen mit bis zu neun Stunden Gehzeit wirst du den Komfort vorgebuchter Unterkünfte sicher lieben lernen.

Gibt es einen Gepäcktransport auf der Murgleiter?

Ebenso wie für andere Wege gibt auch für die Murgleiter individuelle Wanderreisen inklusive Gepäcktransfer. Für uns hat der Schwarzwald Tourismus beispielsweise über die Baiersbronn Touristik eine Wanderpauschale gebucht, in der auch der Gepäcktransport von Unterkunft zu Unterkunft enthalten war. Ähnliche Touren organisieren auch „Original Landreisen“ oder „Kleins Wanderreisen“, und wer mit Hund unterwegs ist, wird bei travel4dogs.de fündig.

Murgleiter: Schöner, weicher Waldweg bei Schwarzenberg
Murgleiter: Schöner, weicher Waldweg bei Schwarzenberg

Das „Wandern ohne Gepäck“ ist aber alles andere als umweltfreundlich. Es macht auch keinen Sinn, selbst ohne CO2-Ausstoß unterwegs zu sein, und derweil das Gepäck durch die Gegend zu fahren. Unser Tipp: Beschränkt euch auf das Nötigste und packt alles in einen kleinen Rucksack. Das reicht! Und für alle, die das nicht schaffen: Wandert die Murgleiter einfach ohne Quartierwechsel! Von Forbach aus erreicht ihr alle Etappenorte mit Bus und Bahn.

Kann ich an der Murgleiter zelten?

Nationalpark Schwarzwald: Übernachten verboten!
Nationalpark: Übernachten verboten!

Für Trekking-Fans gibt es entlang der Murgleiter zumindest ein paar Möglichkeiten zum Zelten und Übernachten. Neben einigen Campingplätzen im Nordschwarzwald finden sich nahe am Weg auch zwei Trekking-Camps und eine Schutzhütte mit Schlafboden. Mikroabenteuer über ein verlängertes Wochenende sind damit kein Problem, und bei entsprechender Fitness lässt sich die Murgleiter sogar ab Gernsbach mit Zelt begehen.

OrtZeltplatz / Übernachtung
ForbachWegscheidhütte mit Schlafboden
Schwarzenbach-TalsperreTrekking-Camp Schwarzenbach
ErbersbronnCampingplatz Erbersbronn
SchönmünzachNaturcamping Schönmünz
BaiersbronnNaturcamp Tannenfels
SchliffkopfTrekking Camp Erdbeerloch

Aber Achtung: Das oft geduldete Übernachten oder Lagern in offenen Schutzhütten ist ohne entsprechende Genehmigung ebenso illegal wie wildes Camping. In Schutzzonen wie dem Nationalpark Schwarzwald, etwa rund um den Schliffkopf, sind Übernachtungen in Schutzhütten meist ausdrücklich untersagt. Entsprechende Hinweise vor Ort solltet Ihr auf jeden Fall respektieren.

Murgleiter: Der gut zwei Kilometer lange See der Schwarzenbach-Talsperre
Murgleiter: Der gut zwei Kilometer lange See der Schwarzenbach-Talsperre

Warum heißt dieser Wanderweg eigentlich Murgleiter?

Die Murgleiter hat eine sehr gute Anbindung an die S-Bahnstrecke der Murgtalbahn. Jede Etappe bietet dir mehrfach die Möglichkeit, in die Orte des Murgtals oder die Baiersbronner Täler abzusteigen. Wer nicht ganz so sportlich unterwegs ist oder mehr Zeit für Besichtigungen haben möchte, kann die Route dadurch in kleinere Etappen aufteilen. Der kürzeste Weg zur Bahnstation führt dabei stets über gut gekennzeichnete Zuwege, die zusammen mit der Bahnlinie und dem Wanderweg eine Art Leiter bilden – die Murgleiter.

Buchtipp

Rother Wanderführer Schwarzwald Mitte/Nord
© Bergverlag Rother

Schwarzwald – Mitte/Nord
von Martin Kuhnle
ISBN 978-3-7633-4420-8

Dieser Rother Wanderführer ist ein Tipp für alle, die öfters zwischen Pforzheim, Baden-Baden und Offenburg unterwegs sind oder die Murgleiter – so wie wir – beispielsweise mit Abschnitten des Renchtalsteigs kombinieren wollen. Martin Kuhnle beschreibt in seinem Buch nämlich nicht nur die Murgleiter, sondern auch zehn weitere Mehrtagestouren im mittleren und nördlichen Schwarzwald: Strombergtour, Hügellandwanderweg, Nordrandweg, Gäurandweg, Seensteig, Renchtalsteig, Querweg Gengenbach – Alpirsbach, Kleiner Hansjakobweg, Großer Hansjakobweg und den Querweg Lahr – Rottweil.

Der Murgleiter widmet der Autor immerhin 20 der insgesamt 208 Seiten. Rother-typisch umfassen die Etappenbeschreibungen sämtliche Details zum Wegverlauf und den jeweiligen Wanderzeiten, ein Höhenprofil und eine topografische Karte im Maßstab 1:100.000 sowie Hinweise auf Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Letztere sollte man vor der Tour allerdings sicherheitshalber gegenchecken, da die aktuelle Auflage bereits aus dem Jahr 2013 stammt. Das gilt insbesondere für die Einkehrmöglichkeiten des Wanderführers, da hier die Öffnungszeiten ebenso wie etwaige Rufnummern oder weiterführende Webadressen fehlen.

Murgleiter: Kurz mal Sonnenschein zum Finale am Schliffkopf
Murgleiter: Dunkle Wolken und Sonnenschein am Schliffkopf

Daten, Infos & GPX-Track zum Fernwanderweg Murgleiter

  • Start: Murgleiter-Portal am Unimog-Museum bei Gaggenau – Bad Rotenfels
  • Ziel: Schliffkopf-Gipfel bei Baiersbronn
  • Gesamtstrecke: Rund 110 km Kilometer
  • Höhenmeter: Offiziell sind 4.977 m im Aufstieg und 4.084 m im Abstieg zu bewältigen – insgesamt also mehr als 9.000 Höhenmeter.
  • Niedrigster Punkt: Unimog-Museum (135 m ü. NHN)
  • Höchster Punkt: Schliffkopf (1.056 m ü. NHN)
  • Markierung: Grünes „m“, das blau unterstrichen ist, in einer ebenfalls blauen Raute mit grauem Grund
  • Wegbeschaffenheit: 38% Naturweg, 52% leicht befestigt, 10% Asphalt / Beton laut der Zertifizierung als Premiumwanderweg durch das Deutsche Wanderinstitut
  • Dauer: 5 Tagesetappen mit 6 bis 9 Stunden reiner Wanderzeit
  • Beste Zeit: Mai bis Oktober
  • Wegsituation: Aktuelle Infos zu etwaigen Wegesperrungen und Umleitungen liefern die Websites Baiersbronn Touristik und Nationalpark Schwarzwald.
  • Anreise & Abreise: Die An- und Abreise erfolgt mit der Rheintalbahn (Mannheim – Basel). Ab Karlsruhe sind die Etappenorte Bad Rotenfels, Gernsbach, Forbach, Schönmünzach und Baiersbronn mit der Stadtbahnlinie S8/S81 des Karlsruher Verkehrsverbund erreichbar. Zum Schliffkopf verkehrt ab Baiersbronn Bahnhof die Linie 21 des Omnibusverkehr Klumpp.
  • Wanderkarte: Wandern „Im Tal der Murg“ vom Verlag Wegweiser und die Baiersbronner Wanderkarte von Verlag & Agentur map.solutions oder die Karten vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (Blätter W225 Baden-Baden und W235 Freudenstadt), alle im Maßstab 1:25.000
  • GPX-Daten: Kostenloser Download aller Etappen über die offizielle Website des Wanderwegs.
  • Wander-Broschüre: Eine PDF-Version ist als Download verfügbar, die Printausgabe lässt sich kostenlos im Web bestellen.
  • Offizielle Webseite: Internet-Angebot des Landratsamt Rastatt