Die neue Nitecore TIP ist leicht und kompakt, unglaublich hell und überaus ausdauernd. Unser Test zeigt, ob sich die per Micro-USB-Buchse nachladbare LED-Lampe für den Schlüsselbund auch für Reisen und ultraleichte Wandertouren eignet.
Vor rund zwei Jahren hat Nitecore mit der wiederaufladbaren Schlüsselbund-LED eine ultraleichte Lampe vorgestellt, die inzwischen bei vielen Ultraleicht-Wanderern zur Standard-Ausrüstung gehört. Und das nicht ohne Grund, denn mit gerade einmal 9,6 Gramm Gewicht, einer maximalen Leuchstärke von 45 Lumen und einer Laufzeit von bis zu 48 Stunden schlägt die kleine Immer-dabei-Lampe fast alle Konkurrenten.
Mit der TIP stellt der chinesische Hersteller Nitecore nun ein neues Modell seiner T-Serie vor. Auf den ersten Blick erscheint sie für Ultraleicht-Wanderer zunächst weniger attraktiv, denn sie ist schwerer und auch ein wenig größer. Dem gegenüber steht mit maximal 360 statt 45 Lumen aber eine weitaus größere Leuchtstärke, ein nach IP54-Standard geschütztes Aluminium-Gehäuse und eine deutlich verbesserte Bedienung.
Die Nitecore TIP LED-Lampe
Geliefert wird die in sieben verschiedenen Gehäusefarben erhältliche Nitecore TIP in einer Blister-Verpackung inklusive einem kleinen Springring und einem Schlüsselring. Die Rückseite der Verpackung listet die wichtigsten Eigenschaften der LED-Lampe, eine Bedienungsanleitung ist allerdings nicht im Lieferumfang enthalten. Diese gibt es aber über die Website des Herstellers als PDF-Dokument.
Das Gehäuse der Nitecore TIP ist aus HAIII hartanodisiertem Aluminium und der 500 mAh fassende Li-Ion-Akku ist fest verbaut. Auf der Oberseite der Lampe befinden sich zwei Bedienknöpfe und die Micro-USB-Buchse zum Nachladen ist auf der linken Gehäuseseite untergebracht. Im Gegensatz zur Nitecore Tube ist die Ladebuchse allerdings nicht mehr durch eine Staubschutzkappe geschützt. Der IP54-Standard garantiert aber trotzdem einen ausreichenden Schutz gegen Staub in schädigender Menge und allseitiges Spritzwasser.
Aufgrund der kantigen Gehäuseform lässt sich die TIP-Lampe auf jeder Gehäuseseite aufstellen. Das gilt auch für die Gehäuserückseite, wo eine Schlüsselbundaufnahme integriert ist, die einer Zugkraft von bis zu 30 Kg widerstehen soll. Vorne sorgt eine CREE XP-G2 S3 für jede Menge Licht und der Farbton erscheint im direkten Vergleich mit der Nitecore Tube etwas wärmer. Eine noch schönere Lichtfarbe liefert das ansonsten baugleiche Modell Nitecore TIP CRI, deren Licht dank einer Nichia 219B LED und einem Color Rendering Index (CRI) von über 90 dem Sonnenlicht gleichen soll. Diese CRI-Variante der TIP schafft allerdings maximal 220 Lumen und angesichts der schwächeren Leuchtstärke halte ich sie beim Outdoor-Einsatz für die schlechtere Wahl.
Für alle, die bereits die Nitecore Tube kennen, listet die folgende Tabelle die wichtigsten Eckdaten der drei Lampen aus der Nitecore-T-Serie:
Nitecore Tube | Nitecore TIP | Nitecore TIP CRI | |
---|---|---|---|
Abmessungen (L × B × H in mm) | 56,5 x 21,0 x 8,0 | 60,8 × 24,5 × 13,8 | 60,8 × 24,5 × 13,8 |
Gewicht (in Gramm) | 9,6 g | 23,5 g | 23,5 g |
Leuchtstufe 1 (Leuchtstärke, Leuchtdauer) | 1 lm, 48 Stunden | 1 lm, 46 Stunden | 1 lm, 46 Stunden |
Leuchtstufe 2 | 45 lm, 1 Stunde | 35 lm, 6,5 Stunden | 20 lm, 6,5 Stunden |
Leuchtstufe 3 | – | 150 lm, 1,5 Stunden | 90 lm, 1,5 Stunden |
Leuchtstufe 4 | – | 360 lm, 30 Minuten | 220 lm, 30 Minuten |
Bedienung der LED-Lampe
Im Vergleich zum Tube-Modell bietet die Nitecore TIP bei der Bedienung einige pfiffige Neuheiten. Schließt man zum Nachladen des Li-Ion-Akkus ein Smartphone-Ladegerät oder unterwegs eine Powerbank am Micro-USB-Port an, dann signalisiert eine rote LED an den Bedienknöpfen den Ladevorgang. Sobald der Akku nach maximal zwei Stunden vollständig geladen ist, wechselt die Farbe der Anzeige auf Grün.
Eingeschaltet wird die LED-Lampe durch einen kurzen Druck auf die Power-Taste. Dabei startet die Nitecore TIP dank Memory-Funktion in der zuletzt genutzten Leuchtstärke. Zwischen den Leuchtstufen 1 (Ultralow) bis 3 (High) wechselt man dann mit dem Mode-Button, der neben der Power-Taste angeordnet ist. Der Turbo-Modus mit 360 Lumen lässt sich hingegen nur durch einen langen Druck auf die Mode-Taste aktivieren. Das funktioniert selbst dann, wenn die Lampe komplett ausgeschaltet ist. Ebenso lässt sich der Ultralow-Modus durch einen langen Druck auf die Power-Taste aktivieren.
Überaus nützlich ist die Ladezustandskontrolle der Nitecore TIP. Drückt man im ausgeschalteten Zustand kurz die Mode-Taste, dann signalisiert die rote LED in den Bedienknöpfen den Ladezustand des Akkus. Leuchtet sie dreimal hintereinander kurz auf, dann ist der Akku noch zu über 50 Prozent gefüllt. Blinkt sie nur zweimal ist es weniger und leuchtet sie gar nur einmal auf, dann ist der Akku bereits auf weniger als zehn Prozent entleert.
Last but not least verhindert die Lock-Funktion ein versehentliches Einschalten der Nitecore TIP. Um diese Verriegelung zu aktivieren, drückt man beide Bedientasten gleichzeitig bis die Lampe kurz aufleuchtet. Und um die Nitecore TIP bei Bedarf wieder zu aktivieren, werden erneut beide Bedientasten gleichzeitig gedrückt. Einen Haken hat das Ganze laut Reddit-Nutzern allerdings: Die Lock-Funktion wird über einen Microchip kontrolliert, und der verbraucht Strom. Normalerweise soll der Akku im Standby-Modus mehr als ein Jahr halten, im Lock-Modus reduziert sich dies auf maximal eine Woche.
Fazit des Praxistest
Die Nitecore TIP ist ein echtes Leuchtwunder. Ihre Lichtfarbe ist durchaus angenehm und der Lichtkegel deutlich weniger konzentriert als bei normalen LED-Taschenlampen. Stattdessen flutet das Licht der Nitecore TIP eher die Umgebung.
Im Ultralow-Modus, der absolut ausreicht um nachts etwas aus dem Rucksack herauszusuchen, bietet die Lampe eine ebenso lange Laufzeit wie die bewährte Nitecore Tube. Bereits die TIP-Leuchtstufe 2 liefert mit 35 Lumen in etwa ebenso viel Licht wie eine Petzl e+LITE Stirnlampe oder die Nitecore Tube im High-Modus. Der Unterschied ist kaum wahrnehmbar und die Nitecore TIP hält hier beispielsweise beim Zeltaufbau oder Kochen im Camp im direkten Vergleich zur Tube rund sechs mal länger durch.
Die 150 Lumen der TIP-Leuchtstufe 3 reichen mit bis zu 90 Minuten Laufzeit im Gegensatz zur kürzlich getesteten Cooyoo Quantum SS (30 Minuten Laufzeit) sogar für kleinere nächtliche Wanderungen, wenn es versehentlich einmal später geworden ist. Den Turbo-Modus mit 360 Lumen (das entspricht bei der Zimmerbeleuchtung in etwa einem herkömmlichen 40-Watt-Spot!) wird man bei Outdoor-Unternehmen hingegen eher selten nutzen – höchstens vielleicht, wenn man nachts auf dem Campingplatz den Autoschlüssel oder anderen Kleinkram verliert.
Größe und Gewicht der Nitecore TIP dürften angesichts der Vorteile gegenüber vergleichbaren LED-Lampen auch für Ultraleicht-Wanderer gerade noch tragbar sein. Der Nutzung als Stirnlampe stehen sie jedenfalls nicht entgegen. Ein kleines Stück elastisches Gewebeband an der Unterseite des Mützenschirms hält die 23,5 Gramm schwere / leichte Nitecore TIP problemlos in Stellung. Und wer der Konstruktion beim Wandern nicht traut, der kann die Lampe auch mit einem zusätzlichen Bändchen sichern.
Abzuwarten bleibt allerdings, ob sich bei längeren Touren Dreck in der nicht verschlossenen Micro-USB-Buchse ansammelt. Wer dem Vorbeugen will, der kann sich bei Ebay & Co. aber auch eine kleine Silikonkappe zur Abdeckung des Anschlusses besorgen.
Technische Daten der Nitecore TIP
Angabe | Werte |
---|---|
LED | Cree XP-G2 S3 mit 50.000 Stunden Lebensdauer |
Leuchtstufen | 1 Lumen (Stufe 1: „Ultralow“) 35 Lumen (Stufe 2: „Mid“) 150 Lumen (Stufe 3: „High“) 360 Lumen (Stufe 4: „Turbo“) |
Leuchtweite | 74 Meter |
Leuchtdauer | 46 Stunden (Stufe 1: „Ultralow“) 6 Stunden 30 Minuten (Stufe 2: „Mid“) 1 Stunde 30 Minuten (Stufe 3: „High“) 30 Minuten (Stufe 4: „Turbo“) |
Stromquelle | Fest verbauter Li-Ion-Akku mit 500 mAh Kapazität |
Ladetechnik | Per Micro-USB-Buchse mit Smartphone-Ladegeräten |
Sonstiges | Sturzresistent bis 1,5 Meter; Geschützt gegen Staub in schädigender Menge und allseitiges Spritzwasser nach IP54-Standard |
Abmessungen | 60,8 × 24,5 × 13,8 Millimeter (Länge × Breite × Höhe) |
Gewicht | 23,5 Gramm einsatzbereit mit Akku (nachgewogen) |
Lieferumfang | LED-Lampe mit Li-Ion-Akku, Schlüsselring und Springring |
Preis | 33,90 Euro beispielsweise bei Amazon oder nitecore.de |
Update: Nitecore TIP aus China
Inzwischen liegen mir auch zwei Nitecore TIP Lampen aus dem Online-Shop Gearbest vor. Bei beiden Lampen scheint der hohe Energieverbrauch im Lock-Modus nicht mehr aufzutreten. Allerdings besitzen die Lampen des chinesischen Versenders ein etwas anderes Leuchtbild:

Die Helligkeit der von Gearbest versendeten Lampe ist durchaus ähnlich, doch insbesondere im Randbereich ist die Ausleuchtung nicht ganz so gleichmäßig wie bei der baugleichen Lampe des deutschen Nitecore-Importeurs.
Super ausführlicher und extrem gut recherchierter Bericht, vielen Dank dafür.
Ich hatte mir letztens einige dieser LED-Lampen bei Gearbest bestellt und das zum Preis von nur ca. 12 Euro das Stück. Sie kamen jetzt zu Weihnachten sehr gut an.
Im Turbo Modus werden Sie nach kurzer Zeit extrem heiß, so dass man sich die Finger verbrennen könnte.
Praktisch finde ich die Nutzung als Stirnlampe an einem Käppi, dass muss ich den Beschenkten noch als Tipp mitgeben.
Hallo, danke für Deinen Kommentar. Im Turbo Modus werden die Lampen in der Tat recht heiß, allerdings kann man sich an meinen Lampen keineswegs die Finger verbrennen. Meine zuletzt gelieferte Nitecore TIP CRI hatte übrigens auch einen Halteclip dabei, der die Micro-USB-Buchse sehr gut vor Staub schützt und eine noch einfachere Befestigung an der Baseball-Cap ermöglicht.
Ich schreibe sonst eigentlich nie etwas unter Testberichte aber hier muss ich ein großes Lob für die gute Recherche und den objektiven Bericht aussprechen.
Ich war schon lange auf der Suche nach einer starken und leichten Lampe, die sich per USB laden lässt und meine Thrunite TI3 ersetzen soll.
Am schwanken war ich zwischen der Tube, der TIP und der Tini. Nach diesem Bericht wird es definitiv die normale TIP.
Danke!