Ein tragbares Bidet macht das „große Geschäft“ beim Wandern einfach sauberer. Es ist ultraleicht, erleichtert die Katzenwäsche fernab der Zivilisation und last but not least: Ein Bidet sorgt für weniger Toilettenpapier und Taschentücher entlang unserer Wanderwege.
Als 2014 beim Kickoff-Festival des Pacific Crest Trail jeder Teilnehmer ein Wander-Bidet erhielt, hat der ein oder andere Thruhiker noch herzhaft gelacht. Doch wer die beiliegende Gebrauchsanweisung las, war schnell vom „AzBlaster“ überzeugt. Getreu dem Motto „Leave No Trace“ (Hinterlasse keine Spuren) sollte die kleine Laborflasche mit Spritzaufsatz das Toilettenpapier entlang des Wanderweges reduzieren. Und hygienischer ist’s allemal!
Umweltbewusste Wanderer vergraben ihre Hinterlassenschaften in einem sogenannten Cat Hole. Laub, Moos oder Steine statt Toilettenpapier oder gar Feuchttücher verwenden allerdings nur die wenigsten. Das hat Folgen: So erzählte uns eine Hüttenwirtin in Schweden schon vor Jahren, dass im Herbst reihenweise Klopapierfahnen durch die Gegend wehen. Das ein oder andere wird vom Regen halt frei gespült oder von Tieren ausgegraben. Und Verbrennen ist wegen der Waldbrandgefahr auch keine gute Lösung.
Vorteile tragbarer Bidets beim Wandern
Ein Bidet hilft dir nicht nur den Verbrauch von Toilettenpapier zu reduzieren und das „große Geschäft“ sauber abzuschließen. Gerade in den Sommermonaten können beim Wandern und anderen sportlichen Aktivitäten Schweiß, Schmutz und Staub zu einem unangenehmen Juckreiz am Po führen. Feuchtigkeit und die im Schweiß enthaltenen Salze bieten Reizstoffen eine zusätzliche Angriffsfläche. Im schlimmsten Fall kommt es dann zu Scheuerstellen, die einem die Tour vermiesen.
Vor allem bei längeren Trekkingtouren fernab der Zivilisation ist es daher sinnvoll, auch zwischen den Toilettengängen ein Bidet zu benutzen. Der größte Vorteil eines Bidets ist beim Ultraleicht-Trekking natürlich sein geringeres Gewicht. Toilettenpapier, das schlecht verstaut durch Regen unbrauchbar werden kann, wiegt etwa 90 Gramm pro Rolle. Ein tragbares Reisebidet bringt hingegen gerade einmal 4 Gramm auf die Waage.
Fast Facts rund ums Toilettenpapier
Die Reinigung mit einem Bidet ist – daheim und unterwegs – nicht nur viel hygienischer, sondern hat auch ökonomische und ökologische Vorteile. Hier einige Fakten, die gegen Klopapier oder gar Papiertaschentücher sprechen:
- Im Jahr 2022 verbrauchen die Deutschen voraussichtlich 9,12 Kilogramm Toilettenpapier (Quelle: statista.com)
- Der Umsatz mit Toilettenpapier beträgt 2022 in Deutschland etwa 1,99 Mrd. € (Quelle: statista.com)
- Weltweit spülen die Menschen täglich 27.000 Bäume in Form von Toilettenpapier in die Kanalisation (Quelle: nzz.ch)
- Klopapier ist ökologisch eine Katastrophe, da wir es nur einmal verwenden (Quelle: blog.wwf.de)
- Auch für Taschentücher und Toilettenpapier werden Urwälder abgeholzt (Quelle: wwf.de)
- Der Anteil recycelter Papierfasern ist zwischen 2000 und 2015 von 75 Prozent auf unter 50 Prozent gesunken (Quelle: blogs.nabu.de)
- Nur Toilettenpapier mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ besteht zu 100 Prozent aus Altpapier (Quelle: greenpeace.de)
Leichte Aufsteck-Bidets für PET-Flaschen
Auf dem Bibbulmun Track und dem Colorado Trail testeten wir deshalb erstmals das 23 Gramm leichte AzBlaster Wander-Bidet. Die zweckentfremdete Intimdusche zur sanften Nachgeburtspflege („perineal bottle“) hat sich dabei bestens bewährt. Sie ist eine ebenso saubere wie einfache Lösung.
Im Jahr 2018 griff ein Kickstarter-Projekt die Idee des AzBlaster auf und entwickelte einen Steckaufsatz für fast alle PET-Getränkeflaschen. Mit nur zwölf Gramm ist der CuloClean deutlich leichter und auch viel kompakter als ein AzBlaster. Zu Corona-Zeiten, als ausverkauftes Toilettenpapier die größte Sorge der Deutschen war, entwickelte sich die kleine Po-Dusche dann zu einem echten Verkaufsschlager.
Paul the Backpacker hat das Gewicht dieses tragbaren Bidets noch einmal unterboten. Seine in den USA erhältlichen Holey Hiker Backpacking Bidets, die er per 3D-Druck in Kleinstserien herstellt, passen zwar nicht auf jede Flasche, wiegen dafür aber nur sieben Gramm.
Das Konzept beider Modelle hat uns überzeugt. So lässt sich der CuloClean besser dosieren als der AzBlaster und die Bedienung von oben statt von hinten ist wesentlich zielgenauer. Und wer sich vorher ein paar Gedanken über den „Workflow“ macht, kann auch getrost seine Trinkflasche verwenden.
Bidet und Dusche für den Schlüsselbund
Die leichten Holey Hiker Backpacking Bidets kamen für uns allerdings nicht in Frage, da die Versandkosten nach Europa höher sind als der eigentliche Produktpreis. Nach der Anschaffung eines 3D-Druckers suchten wir daher auf Portalen wie Thingiverse und Printables.com nach leichten Alternativen.
Um es kurz zu machen: Das Ergebnis war ernüchternd. Das Gewicht aller Bidet-Modelle war deutlich höher und am Flaschenhals leckten sie immer. Was blieb also anderes übrig, als ein kleines MYOG-Projekt zu starten und ein eigenes Wander-Bidet zu entwickeln, das für uns auch noch einige Vorteile hat:
- Kompakte Bauhöhe durch einen horizontalen Schlitz für den Wasserstrahl
- Geringes Gewicht – die leichteste Version wiegt weniger als 4 Gramm!
- Schraubverschluss für sicheren Halt ohne Wasserverlust
- Befestigung am Rucksack oder Schlüsselbund dank Keychain-Adapter
- Ausdruck in Signalfarbe zur Vermeidung von Geräteverlusten
Und weil uns zudem die Idee einer Campingdusche gefiel, die es bereits als Kurgo Hunde-Reisedusche für PET-Flaschen zu kaufen gibt, haben wir auch eine solche Kappe gedruckt.
Bedienungsanleitung zum Trekking-Bidet
Mit unserem Schlüsselanhänger-Adapter hast du deine Po-Dusche immer griffbereit. Fädle einfach ein kurzes Dyneema-Seil durch die Öse des Adapters und verknote die Enden. Nun kannst du das Bidet außen am Rucksack an einer Schlaufe, einem D-Ring oder den Daisy-Chains des Trageriemens befestigen. Die Bedienung ist dann ganz einfach:
- Bei der Analhygiene gibt es in vielen Ländern eine „schmutzige“ und eine „saubere“ Hand. Mache dir dieses Prinzip zu eigen und verwende für alle weiteren Schritte die linke Hand als schmutzige Hand.
- Schraub das Bidet auf eine gefüllte PET-Flasche und verdrücke dich in die Büsche. Wähle ein ruhiges Örtchen abseits des Weges und meide vorhandene Wasserstellen oder mögliche Lagerplätze.
- Grabe ein Cat Hole, bevor du dein Geschäft verrichtest. Benutze dazu die Schuhhacke, deine Trekkingstöcke, einen Zelthering oder eine spezielle Trekking-Schaufel.
- Nimm zum Reinigen die Bidet-Flasche in die saubere Hand. Führe die Flasche nach hinten, kippe sie und drücke kräftig, um alles sauber zu sprühen. Achte dabei auf die Ausrichtung des Bidet-Schlitzes!
- Wenn das Sprühen nicht ausreicht, benutze die schmutzige Hand, um etwaige Rückstände aus der Ritze zu entfernen. Wenn dir das zu eklig ist, benutze ein oder zwei Blätter Toilettenpapier – das reicht!
- Beseitige alle Hinterlassenschaften getreu dem Motto „Leave No Trace“. Die meisten schütten einfach das Cat Hole wieder zu, du kannst aber auch alles in einer Plastiktüte mitnehmen.
- Für eine erste Einhandwäsche spritzt du mit der sauberen Hand etwas Handdesinfektionsmittel in die „schmutzige“ linke Hand. Mit einem weiteren Spritzer machst du dann eine Zweihandwäsche.
Übrigens: Mit sehr leichten PET-Flaschen erzeugst du einen stärkeren Wasserstrahl, der dir manuelle Nacharbeiten beim Reinigen meist erspart. Und wer das Prinzip der „schmutzigen Hand“ beachtet, kann mit etwas Übung auf eine zusätzliche Bidet-Flasche ganz verzichten und getrost seine Trinkwasserflasche verwenden.
Druckdaten laden und selber ausdrucken
Unsere 3D-Druckdateien für das Bidet, die Dusche und den Keychain-Adapter stellen wir hier zum kostenlosen Download zur Verfügung. Die STL-Dateien lassen sich mit einem Slicer leicht für deinen 3D-Drucker aufbereiten. Normalerweise bestehen Verschlüsse für Getränkeflaschen aus HDPE. Dieses Material lässt sich jedoch nicht drucken, deshalb empfehlen wir ein PETG-Filament für dein Bidet.
Wir verwenden dieses Material mit einer Druckgeschwindigkeit von 40 mm/s bei einer Drucktemperatur von 235 °C. Die Druckplatte wird dabei auf 75 °C angeheizt. Für den Druck verwenden wir eine Schichtdicke von 0,2 mm und eine Wanddicke von 0,8 mm. Die Füllung wird auf 100 % eingestellt.
| Bauteil | PCO 1810 | PCO 1881 |
|---|---|---|
| Bidet | 4,3 g | 3,7 g |
| Dusche | 3,5 g | 3,0 g |
| Keychain-Adapter | 2,6 g | 2,6 g |
| Keychain-Adapter Duo | 3,1 g | 3,1 g |
Mit Ausnahme des Keychain-Adapter Duo kannst du alle Bauteile ohne Stützstrukturen drucken. Die Gewinde der beiden Adapter musst du jedoch mit feinem Schmirgelpapier und Stahlwolle etwas nachbearbeiten, damit sich Bidet und Dusche geschmeidig aufschrauben und wieder lösen lassen.
Schraubverschlüsse für PET-Flaschen
PET-Flaschen für Wasser und kohlensäurehaltige Getränke sind als leichte Trinkflaschen bei Wanderern sehr beliebt. Diese Getränkeflaschen entstehen aus einem sogenannte PETling mit fertigem Verschlussgewinde. Wer seine PET-Flaschen auch auf einem Wasserfilter wie dem Sawyer Micro Squeeze SP2129 einsetzt, wird jedoch schnell feststellen, dass die PET-Rohlinge durchaus unterschiedliche Verschlussgewinde haben:
- PCO 1810: Der Ur-Standard für Getränkeflaschen hat einen Gewindedurchmesser von 28 Millimetern.
- PCO 1881: Diese neue materialsparende Variante hat den gleichen Durchmesser, aber ein kürzeres Gewinde.
Tipp für eigene Projekte: Weitere Details und Maßzeichnungen zu den genormten Mündungsgrößen PCO 1810 und PCO 1881 sind bei der International Society of Beverage Technologists (ISBT) erhältlich.
Buchtipp
How to shit in the woods
von Ulrike Katrin Peters
und Karsten-Thilo Raab
ISBN 978-3-86686824-3
Über die kleinen und großen Geschäfte in der freien Natur lassen sich tatsächlich ganze Bücher schreiben. Ein echter Klassiker ist zum Beispiel das Outdoor-Handbuch von Ulrike Katrin Peters und Karsten-Thilo Raab, das im Conrad Stein Verlag bereits in der 6. Auflage erschienen ist. Auf fast 100 Seiten geben die beiden Autoren praktische Tipps, wie man nun wirklich am besten „in den Wald sch…“.
Auf amüsante Weise und mit dem einen oder anderen Lacher erfährt der Leser aber auch einiges über andere Aspekte dieses für viele doch recht unangenehmen Tabuthemas. Neben einer kleinen Geschichte des Toilettengangs und zahlreichen Anekdoten hält der ultimative Toiletten-Ratgeber für Naturliebhaber beispielsweise auch Tipps zur Menstruation oder zu Durchfallerkrankungen bereit. Und letzteres kann auf Wanderungen – da spreche ich in der Tat aus eigener Erfahrung – eine echte „Kackkatastrophe“ sein. Kurzum: Viel Einleuchtendes zur Theorie des Sich-Erleichterns.
Links
- ultraleicht-trekking.com – AZBlaster: Die Alternative zum Klopapier
- culoclean.com – Das tragbare CuloClean-Bidet für Plastikflaschen
- andrewskurka.com – Howto: Pooping in the outdoors (Blog-Serie)
- littleredhikingrucksack.de – Pee Rag: Der Pinkel-Lappen für Mädels