Königlich wandern am Romantischen Rhein – wer kann dazu schon nein sagen? Das Bloggerwandern Rheinland-Pfalz führt uns diesmal an den Mittelrhein. Auf steilen Weinhängen und zwischen mittelalterlichen Burgen wandern wir drei Tage am Rheinsteig und Rheinburgenweg.
Rheinsteig und Rheinburgenweg – das klingt für mich nach Heimat. Als „Kölsche Jung“ bin ich in Bayern ja nur im Exil. Um so mehr hat es mich gefreut, als die Einladung vom Rheinland-Pfalz Tourismus zum Bloggerwandern am Romantischen Rhein eintraf. Der Mittelrhein liegt von Köln aus ja quasi gleich um die Ecke. Außerdem ist das jährliche „Klassentreffen der deutschen Wander- und Outdoor-Blogger“ immer wieder ein netter Szenetreff zum Ausklang der Wandersaison.
Am unteren Mittelrhein war ich im Siebengebirge schon zu Jugendzeiten wandern („Ich will nicht auf den Drachenfels …“). Den oberen Mittelrhein kenne ich aber nur aus dem Zug heraus. Doch jedes Mal wenn mich die Bahn durchs Rheintal umleitet, klebe ich förmlich am Fenster. Dann rauschen an mir die unzähligen Burgen des Romantischen Rheins vorbei. Und mit ein wenig Glück erhasche ich sogar einen Blick auf die Loreley.
Am Rheinburgenweg durchs Breisiger Ländchen im Mittelrheintal wandern
Rheinsteig (komplett)
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Beschreibung
Der Rheinsteig führt Wanderer rechtsrheinisch auf rund 320 km von Bonn durch das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal bis Wiesbaden.
Rheinburgenweg (komplett)
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Beschreibung
Der RheinBurgenWeg führt Wanderer linksrheinisch auf rund 200 km vom Rolandsbogen bei Remagen bis zum Mäuseturm bei Bingen.
Breisiger Ländchen (Tag 1)
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Der Rundweg Breisiger Ländchen beginnt bei den Römer-Thermen, führt über die Lieshöhe nach Gönnersdorf und von dort über Waldorf und die Mönchsheide zurück zum Startpunkt. Wir sind diesem Premiumweg allerdings nur bis zum Gutshof Mönchsheide gefolgt.
Marksburg (Tag 1)
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Einmal rauf, einmal runter ging es für uns auf dem Rheinsteig Zugangsweg zur Marksburg.
Rheinsteig (Tag 2)
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Die Wanderung über die Loreley, den Spitznack und den Roßstein gilt als Königsetappe des Rheinsteigs. Wir haben nur den Anfang etwas abgekürzt.
Stahlberg-Schleife (Tag 3)
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Beschreibung
Rundwanderweg mit Start in der historischen Rhein- und Weinstadt Bacharach. Ab der Ruine Stahlberg abgekürzt auf dem Eselweg.
Hotel Zum Weissen Schwanen, Braubach
Beschreibung
Hotel Landgasthof Zum Weissen Schwanen
Brunnenstr. 4
56338 Braubach
https://zum-weissen-schwanen.de
Papa Rhein Hotel, Bingen
Beschreibung
Papa Rhein Hotel & Spa
Hafenstraße 47a
55411 Bingen am Rhein
www.paparheinhotel.de
Römerthermen, Bad Breisig
Beschreibung
Römerthermen
Albert-Mertés-Str. 11
53498 Bad Breisig
www.roemerthermen.de
Marksburg, Braubach
Beschreibung
Die Marksburg ist die einzige nie zerstörte Höhenburg am Mittelrhein. www.marksburg.de
Burg Sterrenberg, Kamp-Bornhofen
Beschreibung
Die Burg bildet mit der benachbarten Burg Liebenstein die „feindlichen Brüder“. www.burg-sterrenberg.com
Loreley-Plateau, Sankt Goarshausen
Beschreibung
Kultur- und Landschaftspark am Naturdenkmal Loreley.
Spitznack, Sankt Goarshausen
Beschreibung
Markante Felsformation mit atemberaubendem Ausblick.
Roßstein, Sankt Goarshausen
Beschreibung
Schwindelerregend schöne Ausblicke auf Oberwesel.
Burg Gutenfels, Kaub
Beschreibung
Spornburg 110 Meter über der Stadt (Privatbesitz).
Burg Pfalzgrafenstein, Kaub
Beschreibung
Auf einem Felsriff zur Eintreibung des Rheinzolls errichtet. Burg Pfalzgrafenstein
Burg Stahleck, Bacharach
Beschreibung
Höhenburg und Jugendherberge oberhalb von Bacharach. www.jugendherberge.de
Schieferhöhle, Bacharach
Beschreibung
Große Schieferhöhle im Borbachtal.
Ruine Stahlberg, Bacharach
Beschreibung
Spornburg über dem Ortsteil Steeg.
Mitte Oktober 2020 gibt es für mich eine erste Erkundungstour am Mittelrhein. Die meisten Blogger reisen bequem per Bahn zum Treffpunkt in Bad Breisig am Rheinburgenweg. Letztlich kommt ins Foyer der Römerthermen aber nur ein Drittel der 18 eingeladenen Wanderblogger. Angesichts der steigenden Infektionszahlen haben viele corona-bedingt abgesagt. Und ganz ehrlich: Hätte ich nicht ohnehin nach Monaten mal wieder meine Eltern besucht, wäre ich wohl auch nicht gekommen.
Nach dem üblichen „Hallo“ und einem Kaffee mit Begrüßungssnack geht es auch gleich los. Die kleine Runde macht sich auf den Weg zu den Rheinanlagen. Eine kurze Ortsbesichtigung in Bad Breisig muss schließlich schon sein. Und danach wollen wir natürlich auch noch ein wenig wandern.
Auf dem Weg durch die Stadt stößt auch Sven (thebackpacker.de) zu uns. Lange Anreise – Zug verspätet! Prima, jetzt sind wir also die glorreichen Sieben. Für den Historischen Stadtrundgang Bad Breisig bleibt natürlich nicht genug Zeit, aber immerhin kommen wir mal durch den Kurpark am Ufer und auf die recht leergefegte „Restaurant- & Partymeile“ am Rhein.
In den kommenden Tagen gibt es fast nur Wein. Hier laufen wir dann aber doch noch über die Biergasse zum Wanderweg Breisiger Ländchen (16,8 Kilometer, 540 Höhenmeter). Dieser Premium-Rundweg ist eine der Extratouren am Rheinburgenweg, dem linksrheinischen Gegenstück des Rheinsteigs.


Bereits auf den ersten Metern lernen wir die Markierungen des Fernwanderwegs kennen: Der Rheinburgenweg ist durch ein rotes R (Rhein) mit Zinnenkrone (Burgen) auf weißem Grund markiert. Bei unserer Extratour sind die Farben gekontert und bei Zuwegen steht das rote Zeichen auf gelbem Grund.
Nach dem ersten Anstieg genießen wir den recht trüben Blick auf Bad Breisig und Bad Hönningen. Dort, am rechten Rheinufer, gibt es ebenfalls ein Thermalbad mit Saunalandschaft. Der Weg steigt dann etwas gemächlicher an, bis wir die Reste der keltischen Höhensiedlung „Auf dem Hahn“ erreichen.


Hier oben reicht der Blick rheinabwärts bis Linz am Rhein und Bad Honnef, wo das Siebengebirge beginnt. Auf Waldwegen geht es für uns weiter zum Gutshof Mönchsheide. Hier endet unsere Kurzwanderung auf der Rundtour Breisiger Ländchen bereits nach gerade einmal knapp fünf Kilometern.
Schade, denn auch die restlichen zwölf Kilometer dieses Premium-Rundwegs sind durchaus sehenswert. Das zeigt zumindest der ausführliche und gut bebilderte Wanderbericht von Angelica Hocke. Für uns geht es nun aber erst mal mit dem Bus weiter, denn heute ist noch ein wenig Sightseeing angesagt.
Aufstieg zur mittelalterlichen Marksburg am Rheinsteig bei Braubach



Über Koblenz fahren wir ins UNESCO-Welterbe Oberer Mittelrhein und wechseln die Rheinseite. Unser nächster Zwischenstopp: Das am Rheinsteig gelegene Städtchen Braubach, wo wir auch direkt neben dem Obertor im Landgasthof Zum Weissen Schwanen übernachten wollen.
Bevor wir unsere Zimmer beziehen, geht es aber noch einmal steil hinauf. Auf dem Rheinsteig wandern wir zur Marksburg, der einzigen nie zerstörten Höhenburg am Mittelrhein! Nach Kaffee und Kuchen mit Weingott Bacchus geht es dann auch gleich auf eine – leider drastisch verkürzte – Besichtigungstour.


Durch das Schartentor gelangen wir zur Schmiede und zur Reitertreppe der Anlage. Die Aussicht Richtung Spay ist vom Kräutergarten hinter der rheinseitigen Großen Batterie einfach nur klasse. Schon hier wird klar: Wer den Rheinsteig wandert, sollte für die Marksburg deutlich mehr Zeit einplanen.
In den Innenräumen geht es weiter: Wir besichtigen Burgküche, Kemenate, Rittersaal, Kapelle und Rüstkammer. Alles im „Schweinsgalopp“, aber die Bilder geben trotzdem einen guten Eindruck der Anlage. So schön wie bei diesem Dronenflug haben wir die einzigartige Burg aber natürlich nicht erlebt.


Wir steigen wieder nach Braubach ab und gönnen uns eine heiße Dusche. Dann geht es auch schon zur nächsten Burg. Auf Burg Sterrenberg wartet bereits Ritter Albrecht von Lewenstein. Der berichtet uns im Feuerschein von Luckarda von Bolanden und der Sage der Feindlichen Brüder.
In der Burg erwarten uns die Winzer der Weingüter Matthias Müller, Hillesheim und Didinger sowie Weinprinzessin Johanna König. Während der Weinprobe beim 5-Gänge-Menü plaudere ich mit meiner Nachbarin Jana (Fußläufig erreichbar) ein wenig über unsere Touren auf dem Bibbulmun Track. Und schlussendlich nehme ich zwei neue Erkenntnisse mit!


Zum einen: Grauer Burgunder kann selbst eingefleischte Riesling-Fans entzücken. Und: Der Mittelrhein kann auch Spätburgunder. Ina Didinger hat mit dem 2018 Bopparder Hamm jedenfalls einen Pinot noir präsentiert, wo ich nur sagen kann: Wow, der nimmt es allemal mit entsprechenden deutschen Spitzenweinen aus dem nahegelegenen Ahrtal oder vom Kaiserstuhl auf!
Warum heißt es eigentlich Romantischer Rhein?
„Für mich sind nur die Gegenden schön, welche man gewöhnlich rau und wild nennt; denn nur diese sind erhaben, nur erhabene Gegenden können schön sein, nur diese erregen den Gedanken der Natur.“ Klingt gut und trifft auf viele Wanderregionen zu, oder? Stammt aber nicht von mir, sondern ist ein Zitat von Friedrich Schlegel. Seine Beschreibung einer Rheinfahrt machte ihn zu einem der Mitbegründer der Rheinromantik.
Ende des 18. Jahrhunderts entdeckten viele Literaten, Maler und Musiker das Rheintal. In ihren Werken beschrieben sie dessen Natur, seine Geschichte und natürlich auch die Sagen. Es kam, wie es kommen musste: Briten wie Lord Byron machten den Romantischen Rhein über den deutschen Sprachraum hinaus bekannt. Das Obere Mittelrheintal wurde ein touristisches „Muss“ und ganz ehrlich: Das ist es bis heute!
Auf der Rheinsteig-Königsetappe über den Spitznack & Roßstein wandern
Der zweite Tag des Bloggerwanderns steht ganz im Zeichen des Rheinsteigs. Nach dem gemeinsamen Frühstück im Hotel geht es mit dem Bus zur Loreleystadt St. Goarshausen. Von der Rheinmole aus wollen wir über den Treppenaufstieg zum Rheinsteig hinauf und dessen Königsetappe vom Loreley-Felsen bis Kaub folgen.
Die steile Loreley-Felswand und die Sage von Clemens Brentano machte vor allem Heinrich Heine weltbekannt. Sein Loreley-Lied hatte jeder schon mal auf den Lippen: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten …“. Mit ihrem Gesang lockt darin eine Jungfrau die Rheinschiffer auf gefährliche Felsen im hier gerade einmal 113 Meter breiten Strom.
Wir sehen die Sagengestalt nur im Vorbeifahren. Als bronzene Statue der Bildhauerin Natascha Alexandrova Prinzessin Jusupov hockt sie im Morgennebel auf dem Damm bei St. Goarshausen. Leibhaftig begegnet sie uns nach dem Aufstieg und den ersten Schweißperlen im neu gestalteten Kultur- und Landschaftspark auf dem Loreley-Plateau.
Tasmin Fetz verkörpert hier die Loreley mit ihrem goldenen Kamm. Sie erzählt uns noch mehr über die romantische Sage. Und über die trübe Aussicht tröstet sie uns schließlich mit den Tränen der Loreley hinweg. Im dichten Morgennebel lässt sich der Verlauf des Rheins heute nämlich nur erahnen.



Dann übernimmt aber endgültig Wanderguide Wolfgang Blum die Regie und wir starten auf die nur leicht gekürzte Rheinsteig-Königsetappe. Keine andere Etappe ist länger (offiziell 21,5 Kilometer) oder hat mehr An- und Abstiege (rund 750 Höhenmeter) als der Abschnitt zwischen St. Goarshausen und Kaub.
Zunächst geht es aber noch recht gemütlich weiter. Durch die Weinberge hindurch folgen wir ein kurzes Stück dem asphaltierten Weg des Loreley Weinlehrpfads. Hinter dem Abraham-Brunnen geht es dann – nun wieder auf weichen Waldwegen – weiter zum Leiselfeld.


Hinter der großen Wiesenfläche erwartet uns eine der spektakulärsten Aussichten am Rheinsteig: Der Spitznack (190 m ü. NHN). Trotz letzter Nebelreste bietet uns die markante Felsformation schwindelerregende Aussichten. Der Blick schweift vom Loreley-Felsen durch das enge, rund 120 Meter tiefer liegende Rheintal bis zum Jungferngrund bei Oberwesel.
Rau, wild und erhaben hat Friedrich Schlegel das Rheintal beschrieben. Und auch wenn die meisten den Aussichtspunkt am Spitznack inzwischen wohl weniger wortgewandt als Instagram-Hotspot bezeichnen: hier ist sofort klar, was der Frühromantiker damals meinte.


Apropos Instagrammer: Als Ralf alle Blogger für das Outdoor Magazin ablichtet, sehen wir auch, wer sich auf dieser Plattform intensiver rumtreibt. Weg mit der Wollmütze, raus aus der warmen Jacke heißt es nun: Echte Outdoorer sind bei Wind und Wetter im T-Shirt unterwegs! Ein wenig Spott bleibt da nicht aus, doch Namen verraten wir hier natürlich nicht …
Wieder komplett bekleidet geht es nach der Fotosession auf Waldwegen bergan und hier und da auch über offene Felder. Schließlich queren wir den Bornichbach und erreichen den Aussichtspunkt Waldschule, wo uns die Winzergenossenschaft Loreley Bornich zu einem Imbiss erwartet. Gulaschsuppe gibt’s und dazu ein „wönziges Schlöckchen“ Riesling.


Der Nebel über dem Rheintal lichtet sich nun endlich ein wenig. So ganz kann sich die Sonne heute aber nicht durchsetzen. Wir machen uns wieder auf den Weg. Nach einem kurzen Zwischenanstieg steigen wir den steilen Pfad zum Urbach hinab und gewinnen auf der anderen Talseite wieder an Höhe.
Die Burg Herzogenstein nehmen wir am Aussichtspunkt „Alte Burg“ gar nicht wahr. Aber von der unvollendeten Anlage sind auch nur noch wenige Überreste erhalten. Was wir durchaus wahrnehmen ist der folgende Anstieg zum Aussichtspunkt oberhalb des Roßstein (211 m ü. NHN).



Der felsige und teilweise mit Stahlseilen gesicherte Steig führt uns zur Christophorus-Statue von Adele Daniels. Der Schutzpatron der Reisenden erinnert hier an einen Unfall, bei dem ein Mitarbeiter des Limburger Bischofs verstarb.
Mit dem Jesuskind auf den Schultern dürfte Christophorus im Anstieg etwas mehr ins Schwitzen kommen als wir. Doch dafür genießt er hier oben einen herrlichen Blick auf das Rheintal und das gegenüber liegende Oberwesel mit seinen zahlreichen Wehr- und Tortürmen.



Über die Felder geht es nun gemächlicher weiter und bei Dörscheid beginnt bereits der Abstieg ins Rheintal. Oberhalb von Kaub, der wohl kleinsten Stadt in Rheinland-Pfalz, kommen wir noch durch die Hänge des Weinguts Hillesheim. Dessen Weine konnten wir bereits auf Burg Sterrenberg kosten.
Direkt am Rheinsteig bestückt Winzer Hillesheim auch einen „Wein-Schrein“. Wir zücken den Ausweis, öffnen das Türchen und gönnen uns noch ein „wönziges Schlöckchen“. Das edle Tröpfchen genießen wir hier übrigens bei feinster Sicht auf Burg Gutenfels und die im Rhein gelegene Burg Pfalzgrafenstein.


Schließlich steigen wir nach Kaub hinab und laufen am Blüchermuseum vorbei zum Blücherdenkmal am Rheinufer. So viel Blücher in Kaub? Natürlich! Gebhard Leberecht von Blücher überquerte hier nämlich im Januar 1814 mit rund 50.000 Soldaten den Rhein. Diese drängten in den Befreiungskriegen dann die napoleonischen Truppen zurück.
Wir werfen noch einen schnellen Blick auf die Zollburg Pfalzgrafenstein, die wie ein steinernes Schiff auf einem Felsriff im Rhein ankert. Dann geht’s wieder in den Bus. Wir fahren nach Bingen, wo wir direkt neben der Rheinfähre im frisch eröffneten Hotel Papa Rhein einchecken.



Von Bingen sehen wir nach dem Duschen nicht mehr viel. Es reicht gerade einmal für einen kleinen Spaziergang am Rheinufer und einen kurzen Blick auf den Binger Rheinkran. Aber: Hier landen wir sicher noch einmal! Bei Bingen treffen nämlich gleich vier Weinanbaugebiete aufeinander: Rheinhessen, Nahe, Rheingau und Mittelrhein. Deren Weine verköstigen wir dann auch beim Abendessen in der Vinothek Bingen.
Bingen ist aber auch einer der Etappenorte am Rheinburgenweg und Soonwaldsteig. Letzteren hatte ich dieses Jahr schon fest im Visier. Corona-bedingt mussten wir dann aber doch umplanen. Sei’s drum. Wir trösten uns derweil mit den leckeren Binger Stadtmäusen der Konditorei Röthgen. Vielleicht wird’s ja nächstes Jahr was mit dieser Trekking-Tour.
Steckbrief: Rheinsteig
Der als Premiumwanderweg zertifizierte Rheinsteig führt auf der rechten Rheinseite von Bonn bis Wiesbaden. Auf diesem Fernwanderweg überwinden Wanderer rund 320 Kilometer, steile Weinhänge und insgesamt mehr als 10.000 Höhenmeter. Am unteren Mittelrhein führt der Weg zunächst über das Siebengebirge. Auf der Strecke zwischen Koblenz und Rüdesheim durchquert der Rheinsteig das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal und schließlich endet er im Rheingau.
Der offiziell in 21 Etappen aufgeteilte Rheinsteig eignet sich ideal für einen dreiwöchigen Wanderurlaub. Dank der guten Verkehrsanbindung lässt er sich aber auch zum Sightseeing am Romantischen Rhein mit seinen unzähligen Burgen und mittelalterlichen Örtchen nutzen. Zu dem ein oder anderen Abstecher laden auch seine Premium-Rundwege ein, die den Rheinsteig um weitere Touren mit 8 bis 21 Kilometern ergänzen.
Auf der Stahlberg-Schleife am Rheinburgenweg bei Bacharach wandern
Frühstück am letzten Tag des Bloggerwanderns bedeutet vor allem eines: Früh aufstehen! Schließlich wollen wir vor der Abreise noch einmal wandern. Mit dem Bus geht es nach Bacharach, das bereits Viktor Hugo als eine der „schönsten Städte der Welt“ beschreibt. Ganz unrecht hat der französischer Schriftsteller damit nicht: Die mittelalterlichen Fachwerkhäuser und Wehrtürme verleihen dem kleinen Weinort noch heute einen ganz besonderen Reiz.
Wir laufen durch die Altstadtgassen schnurstracks zum idyllischen Malerwinkel. Dort starten wir auf die Rheinburgenweg Extratour Stahlberg-Schleife (offiziell rund 12,7 Kilometer und 550 Höhenmeter). Über Treppen führt uns der Premium-Rundweg dann auch gleich steil hinauf.
Erster Zwischenstopp nach knapp 100 Höhenmetern: Burg Stahleck, die bereits 1136 erwähnt wurde und einst eine der stärksten Anlagen am Mittelrhein war. Die trutzige Höhenburg ist eine Rekonstruktion aus dem 20. Jahrhundert basierend auf einem Kupferstich von Matthäus Merian.
Von der noch leeren Aussichtsterrasse der wahrscheinlich schönsten Jugendherberge Deutschlands genießen wir den Blick auf Lorch und den Rhein. Den besten Blick auf die Burg selbst gibt’s allerdings am Rheinburgenweg in den Weinhängen oberhalb des Postenturms (Titelbild dieses Beitrags).


Etwas gemächlicher geht es nun ins Steeger Tal. Über die Höhen wandern wir zum Zechborn, wechseln die Flußseite und steigen in den Weinbergen des Steeger Hambusch wieder bergan. Auf Waldwegen geht es dann ins Borbachtal. Kurz bevor wir den Borbach queren und den Rückweg antreten, kommen wir noch an mehreren Schieferhöhlen vorbei.
An der letzten und größten Höhle legen wir noch einen Zwischenstopp ein. Angeblich soll hier das Große Mausohr leben, die größte heimische Fledermausart. Bewaffnet mit Smartphone und Taschenlampe starten wir unsere kleine Höhlenexkursion. Aber: Fehlanzeige. Wir sehen die kleinen Vampire nicht und holen uns nur nasse Füße.


Also wandern wir weiter. Am Fuße eines Weinhangs führt uns die Stahlberg-Schleife nun zur Burg Stahlberg. Holzalterbestimmungen deuten darauf hin, dass die imposante Spornburg zwischen 1158 und 1168 erbaut wurde. Erhalten sind noch die Ringmauer, ein Rundturm und Reste eines eckigen Turms.
Die Zeit drängt, deshalb kürzen wir die Stahlberg-Schleife etwas ab und wechseln nun auf den Rundwanderweg Esel. Dessen Name erinnert übrigens an den Einsatz der Grautiere im Weinanbau. Im leichten Auf und Ab folgen wir dem Esel durch die Weinlagen oberhalb von Steeg bis zum Rheinburgenweg.


Dann geht es rund 150 Höhenmeter richtig steil hinab. Mit Seilen gesicherte Steige führen uns durch die Weinhänge zurück nach Bacharach. Spätestens hier bekommen wir eine Vorstellung davon, wie mühsam der Weinanbau in den Steillagen des Mittelrheins wirklich ist.
Im Abstieg sehen wir noch einmal sehr schön Burg Stahleck, die Kirche St. Peter und die Wernerkapelle. Dann kommen wir zum alten Postenturm, der einst Teil der Wehrbefestigung war und später als Wasserspeicher diente. Hier tummeln sich trotzt Corona erstaunlich viele ausländische Touristen.



Uns ist das etwas zu rummelig. Zudem dürfte der Blick vom Weinhang aus ohnehin viel besser gewesen sein. Also steigen wir weiter ab zum alten Badehaus der Stadt. Ein paar Meter weiter verschwinden wir schließlich zwischen zwei schmucken Fachwerkhäusern in der Rosenstraße.
Der Weg zwischen den beiden Häusern gleicht mehr einem Schlitz als einer Gasse und führt uns nach Klein-Venedig. Wir queren einen kleinen Bach und gelangen schließlich zum „Alten Haus“ im Ortskern von Bacharach.
Direkt nebenan gibt es zum Abschluss noch eine Winzervesper im „Grünen Baum“ vom Weingut Friedrich Bastian. Dessen Trauben wachsen sogar auf einer Rheininsel! Ein warmes Süppchen, ein letztes Glas Riesling und dann geht’s über die Stadtmauer zum Bahnhof und wieder Richtung Heimat.
Fazit: Ein gesunde Mischung aus Natur und Kultur – Rheinsteig und Rheinburgenweg stehen für genau das, was deutsche Fernwanderwege aus unserer Sicht ausmacht. Trotzdem war ich etwas skeptisch, denn entlang großer Flüsse gibt es meist auch jede Menge Lärm durch viel genutzte Verkehrsadern.
Am Mittelrhein führen links und rechts des Stroms Bahnlinien und Straßen durchs Tal. Deren Lärm hielt sich bei unseren Wanderungen aber in Grenzen und beschränkte sich auf die Talorte. Ebenfalls erfreulich: Der vergleichsweise hohe Anteil an Naturwegen auf der Königsetappe des Rheinsteigs.
Steckbrief: Rheinburgenweg
Wer die rechte Rheinseite schon kennt oder weniger Zeit mitbringt, der sollte sich den ebenfalls als Premiumwanderweg zertifizierten Rheinburgenweg (früher: Rheinburgen-Wanderweg) einmal näher anschauen. Auf einer Länge von knapp 200 Kilometern führt dieser Fernwanderweg vom Rolandsbogen bei Remagen über Koblenz bis zum Mäuseturm bei Bingen. Auch links des Rheins erwarten den Wanderer mittelalterliche Sehenswürdigkeiten, atemberaubende Aussichtspunkte und steile Anstiege. Auf den offiziell 13 Etappen sind insgesamt immerhin rund 6.000 Höhenmeter zu bewältigen.
Wer damit nicht genug hat, plant zusätzlich eine der Rheinburgenweg Rundtouren ein. Neben den von uns angetesteten Premium-Rundwegen Breisiger Ländchen und Stahlberg-Schleife gibt es davon noch satte 19 weitere Wege mit Strecken zwischen 5 und 20 Kilometern.
Bloggerwandern am Rheinsteig & Rheinburgenweg im Mittelrheintal
2020 hat die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH bereits zum sechsten Mal ein Bloggerwandern veranstaltet. Mitte Oktober sollten sich eigentlich insgesamt 18 Wander- und Outdoor-Blogger am Mittelrhein treffen. Corona-bedingt hat sich die Runde in letzter Sekunde dann aber doch drastisch reduziert.
Teilnehmer: Der Entspannende (Frank Hamm), Fußläufig erreichbar (Jana Seifert), HappyHiker (Stefan Kuhn), Outdoorsuechtig (Jörg Thamer), theBackpacker.de (Sven Becker), Urban Hiker (Nick Wassong) und Wanderzentrale (Felix Zündorf). Ebenfalls mit von der Partie: Ralf Bücheler (Outdoor Magazin), Salomé Weber (Maier Sports) und Karin Hünerfauth (Rheinland-Pfalz Tourismus).
Buchtipp

Rheinsteig – RheinBurgenWeg
von Jürgen Plogmann
ISBN 978-3-7633-4354-6
Dieses 2018 in der fünften Auflage erschienene Buch ist ideal für Wanderer, die ab und an mal die Rheinseite wechseln wollen. Autor Jürgen Plogmann beschreibt nämlich sowohl den Rheinsteig (rechtsrheinisch, 20 Etappen von Süden nach Norden) als auch den Rheinburgenweg (linksrheinisch, 13 Etappen von Norden nach Süden). Zusätzlich erlaubt er sich auch noch einen Abstecher ins Steeger Tal bei Bacharach, der fast identisch ist zu unserer Tour auf der Stahlberg-Schleife.
Nach einigen touristischen Hinweise zur besten Wanderzeit, den Anforderungen oder möglichen Rheinquerungen mit Personen- und Autofähren folgt zunächst eine kleine Landeskunde des Mittelrheintals. Die folgenden Etappenbeschreibungen umfassen Rother-typisch sämtliche Details zum Wegverlauf und den jeweiligen Wanderzeiten, ein Höhenprofil und eine topografische Karte im Maßstab 1:100.000 sowie Hinweise auf Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Zudem geht der Autor auf Sehenswürdigkeiten am Wegesrand ein. In kleinen Infokästen erfährt der Leser dabei, wo durch Zufall die Spätlese erfunden wurde oder wie es dazu kam, dass der Freistaat Flaschenhals nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sein eigenes Notgeld druckte. Fazit: Ein guter Wegbegleiter für Tages- und Fernwanderer.
Linktipp
- rheinsteig.de – Offizielle Website des Wanderwegs
- rheinburgenweg.com – Offizielle Website des Wanderwegs
- soultrails.de – Verzeichnis aller Schutzhütten am Rheinsteig
- gastlandschaften.de – Kostenlose App mit Tourenplaner für Wanderer
Hallo Stefan, vielen Dank für die schöne Nachlese, die mich sofort wieder erinnern läßt, das wir ein tolles Wochenende erleben durften. Es war mir eine wahre Freude!
Liebe Karin, besten Dank für die perfekte Organisation des Bloggerwanderns. Hat wieder mal jede Menge Spaß gemacht!
Sieht klasse aus, sehr schöner informativer Beitrag.