Trekking ultraleicht: Tipps für leichte Outdoor-Abenteuer

Ultraleicht-Trekking – das hat etwas mit harten Überlebensmärschen zu tun, bei denen man seinen Rucksack auf eine bestimmte Gewichtsgrenze hin optimiert und sich bewusst höheren Risiken aussetzt. Weit gefehlt! Ultraleicht-Trekking bedeutet nicht anderes als mehr Komfort.

Goldsteig: Steinernes Meer am Dreiländereck
Ausrutschen, umknicken, stolpern: Mit leichtem Rucksack passiert das seltener.

Geht es ums Ultraleicht-Trekking, winken viele Wanderer gleich ab: „Nee, lass mal. Ein bisschen Komfort will ich schon haben.” Und: Es kann ja auch immer mal was schief laufen. Frei nach dem Motto „Sicherheitshalber …” oder „Man weiß ja nie …” packen deshalb selbst erfahrene Trekker oft mehr ein als nötig. Auf mehrtägigen Wanderungen bist du dann schnell mit Lasten von 20 kg und mehr unterwegs. Das macht keinen Spaß und es macht deine Tour auch nicht komfortabler oder sicherer.

Selbstverständlich soll eine Wanderung kein Überlebensmarsch werden. Und selbstverständlich wollen auch wir auf unseren Touren einen gewissen Komfort. Die Frage ist nur: Wo? Tagsüber auf der Wanderung oder abends am Ziel? Für Ultraleicht-Trekker ist die Antwort klar: Weniger Ballast auf der Wanderung bedeutet mehr Genuss in der Natur! Das gilt nicht nur beim Trekking, sondern auch auf Berg- und Radtouren oder längeren Ausfahrten im Kanu.

Bibbulmun Track: Nach einem Regenguss zwischen Pemberton und Donnelly River
Ein Regenrock ist leichter und luftiger als eine Regenhose

Die Vorteile des Ultraleicht-Trekkings

Ultraleicht-Trekking ist weit mehr als nur „ein paar Kilo weniger schleppen”. Es ist eine minimalistische Grundeinstellung, die dich zurück zum Wesentlichen führt. Einige Vorzüge wirst du sofort feststellen, andere erst nach einiger Zeit:

  • Gesünder trekken: Leichtes Gepäck reduziert die Belastung des gesamten Körpers. Verspannungen der Schultermuskulatur, Rückenschmerzen und auch Knieprobleme treten seltener auf.
  • Sicherer wandern: Ein schwerer Rucksack macht unwegsames Terrain noch schwieriger. Man rutscht aus, knickt um oder stolpert. Mit einem leichten Rucksack passiert dir das wesentlich seltener.
  • Natur sehen: Mit schwerer Last trottet man – den Blick auf den Boden gesenkt – monoton vor sich hin. Mit ultraleichter Ausrüstung richtet sich dein Blick wieder in die Ferne statt auf die Fußspitzen.
  • Natur erleben: Auf manchen Touren wirst du vielleicht nur noch ein Tarp mitnehmen oder die Nacht unter freiem Himmel verbringen. Das kann ein unvergessliches Erlebnis sein …
  • Längere Touren: Mit weniger Gepäck verbrauchst Du für die gleiche Strecke weniger Energie und bist schneller unterwegs. So schaffst du Touren, die vorher gar nicht möglich gewesen wären.
  • Schnellere Erholung: Weniger Gewicht, weniger Anstrengung, weniger Müdigkeit! Mit leichtem Gepäck bist du am Ende eines Trekkingtages fitter und genießt die Zeit im Camp viel intensiver.

Ultraleicht Trekking ermöglicht dir Abenteuer wie einen monatelangen „Thru-Hike”. Auf Wegen wie dem legendären Pacific Crest Trail merken dann selbst erfahrene Ultraleicht-Trekker noch, was sie alles nicht brauchen. Viele Dinge machen das Leben nur unnötig kompliziert, unübersichtlich und lenken letztlich vom Wesentlichen ab.

Fast facts, fast hints

7,15 kg

Basisgewicht
Wanderer auf dem 4.279 km langen Pacific Crest Trail in den USA kamen im Jahr 2019 mit einem durch­schnitt­lichen Basis­gewicht von 7,15 kg ans Ziel.

14 %

Kalte Küche
Stattliche 14 % aller PCT-Wanderer waren 2019 ganz ohne Kocher unterwegs. Wandern ohne heißen Kaffee und warme Mahlzeiten? Einfach mal ausprobieren!

55 l

Rucksackgröße
Der Rucksack der PCT-Thru-Hiker fasste 2019 durchschnittlich knapp 55 l. Während der Tour reduzierten die Trekker ihr Basisgewicht nochmals um 912 g.

Quelle: 2019 Pacific Crest Trail Thru-Hiker Survey

Planung, Planung, Planung …

Der Einstieg ins Ultraleicht-Trekking beginnt nicht im nächsten Ultralight-Trekking-Shop, sondern mit der Planung kommender Touren. Bevor du teure High-Tech-Ausrüstung kaufst, solltest du erst einmal eine Bestandsaufnahme deiner Ausrüstung machen. Wiege jedes einzelne Teil und trage alle Werte in eine Tabelle ein. Websites wie lighterpack.com und packstack.io unterstützen dich bei dieser Arbeit. Stell dann verschiedene Aus­rüstungs­kom­bi­na­tio­nen zusammen und frag dich bei jedem Gegenstand: „Wäre es ein Problem, wenn ich ihn zu Hause lasse?”

Auf diese Weise wirst du auch ohne Investitionen schon einiges an Gewicht einsparen. Außerdem ermittelst du so die besten Kandidaten für die nächste Runde der Ausrüstungsdiät. Dabei fängst du mit den schwersten Gegenständen an: den „großen Vier”, also Rucksack, Schlafsack, Zelt und Isomatte. Nimm dir den Rucksack aber als letztes vor – leichtere Schlafsysteme und Zelte benötigen oft auch weniger Stauraum und wahrscheinlich kommst du nach ersten Optimierungen auch mit einem deutlich kleineren Rucksack aus.

Wochenend-Trekking: Auf dem Wasser- und Mühlenweg im Naturpark Altmühltal
Günstiger Einstieg: Das 3F UL Gear Lanshan 2 Zelt wird mit Trekking-Stöcken aufgebaut.

Jedes überflüssige Gramm zählt …

Orientiere dich bei der Zusammenstellung deiner Packlisten nicht an starren Gewichtsgrenzen. Ähnlich wie Boxer lassen sich zwar auch Trekker in Gewichtsklassen einteilen. Ausschlaggebend ist hier das Basisgewicht, also das Gewicht der gesamten Ausrüstung abzüglich aller Verbrauchsgüter wie Nahrung, Brennstoff oder Wasser. Ultraleicht-Trekking beginnt dabei unterhalb eines Basisgewichts von 5 kg (US-Hiker rechnen mit 10 lbs, was genau genommen 4535,92 g entspricht).

Es macht keinen Sinn, diese Grenzen grammgenau einzuhalten und nur aufs Gewicht zu schauen. Sonst landest du schnell bei Stupid Light und lässt womöglich Ausrüstung und Vorräte daheim, die unter den gegebenen Bedingungen notwendig wären. Jahreszeit, Wetter sowie individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten bestimmen letztlich, welche Ausrüstung erforderlich ist. Halte dich deshalb besser an die Maxime: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“ und finde deine persönliche „Ultraleichtgrenze”.

Basisgewicht: Die Gewichtsklassen beim Ultraleicht-Trekking
Basisgewicht: Die Gewichtsklassen beim Ultraleicht-Trekking

Weitere Tipps für deinen Einstieg ins leichtere und komfortablere Wandern findest du in meinem Outdoor-Handbuch Trekking ultraleicht aus der Serie „Basiswissen für draußen“ des Conrad Stein Verlags.

In „Trekking ultraleicht“ erfährst du …

  • welches das leichteste Equipment auf dem Markt ist und wo du es vor Ort oder im Internet bekommst,
  • welche Alternativen es gibt und wie du durch Mehrfachverwendung, Selbstbau und „Tuning” Gewicht und Geld sparst,
  • auf welche Ausrüstung du verzichten solltest, ohne Sicherheit und Komfort aufzugeben,
  • was du beim Einsatz ultraleichter Produkte beachten musst und wo deren Grenzen liegen,
  • warum geschickte Planung für Ultraleicht-Trekker so wichtig ist und
  • wie du schrittweise deine Ausrüstung und dich selbst auf „ultraleicht” umstellst.

Buchtipp

Trekking ultraleicht – Titelbild
© Conrad Stein Verlag

Trekking ultraleicht
von Stefan Dapprich und Stefan Kuhn
ISBN 978-3-86686-770-3

Beim Trekking entscheidet oft das Gewicht der Ausrüstung darüber, ob die Tour zum unvergesslichen Naturerlebnis wird oder zu einer endlosen Schinderei, bei der man nur noch ans Ziel kommen will. Wie du durch die richtige Wahl der Ausrüstung dein Rucksackgewicht halbieren kannst, ohne auf Sicherheit und Komfort zu verzichten, zeigt dieses Buch. Du erhälst einen Überblick, welches die leichtesten Outdoor-Produkte auf dem Markt sind und wo man diese kaufen kann, welche Alternativen es zur teuren High-Tech-Ausrüstung gibt und wie man durch Mehrfachverwendung, Selbstbau und geschickten Einsatz viele Kilogramm und Euro sparen kann. Checklisten und zahlreiche praxiserprobte Tipps helfen dir bei der Umstellung deiner Ausrüstung auf „ultraleicht“.

Buchrezensionen

Weitere Tipps zum Ultraleicht-Trekking

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