Westweg – Von Hausach zum Titisee und Feldberg wandern

Auf dem Westweg ist in Hausach bereits die Hälfte geschafft. Allerdings erwartet uns nun auch die schwerste Etappe des Fernwanderwegs. Anschließend geht es weiter zum Blindensee und in den Hochschwarzwald. Dort wandern wir dann am Titisee vorbei hinauf zum Feldberg.

Schaufenster-Deko: Schwarzwälder Bollenhut mit Kirschtorte
Schaufenster-Deko: Schwarzwälder Bollenhut mit Kirschtorte

Halbzeit auf dem Westweg! Nach sechs Etappen und 140 Kilometern beenden in Hausach viele Wanderer ihre Tour durch den Schwarzwald. Gleichzeitig starten hier auch einige ihren Section-Hike bis Basel. Dank der Anbindung an die badische Schwarzwaldbahn ist der Erholungsort im Kinzigtal einfach ideal als Start oder Ziel einer einwöchigen Westweg-Tour.

Für uns geht es ebenfalls weiter Richtung Schweizer Grenze und angesichts des Höhenprofils mit mehr als 1.200 Metern im Aufstieg sollte die nun anstehende siebte Etappe des Westwegs recht knackig ausfallen. Das deuten auch schon diverse Kommentare zu unseren Facebook-Berichten an: „Wünsch Euch viel Power in den Beinen“, heißt es da gleich mehrfach. Und: „Auf der ›7‹ lernt man, dass nach dem Oben mehrmals noch ein Oben kommt.“

Westweg-Portal: Etappenstart am Kinzigtaltor in Hausach
Westweg-Portal: Etappenstart am Kinzigtaltor in Hausach

Die Hiobs-Botschaften der Insider finden dort gar kein Ende: „Das Schlimmste war jedoch, dass es bis zum Titisee nur Fürstenberger Bier gibt – außer an der Donauquelle, da gibt’s noch mal Alpirsbacher Klosterbräu.“ Na dann: Prost!

Von Hausach bis zur Wilhelmshöhe bei Schonach (Westweg Etappe 7)

Schwarzwald Genießerpfade: „Schmerz ist Schwäche …“
Genießerpfade: „Schmerz ist Schwäche …“

Entsprechend vorgewarnt machen wir uns früh auf den Weg. Vom Bahnhof aus geht es zunächst zum Kinzigtaltor und dann in die Altstadt von Hausach. Der Westweg führt uns zum Klosterplatz an der Stadtkirche St. Mauritius und am historischen Rathaus vorbei durch die noch recht verschlafene „Stadt unter der Burg“.

Wenige Meter weiter geht es dann „auf die Burg“. Knackig und steil beginnt der Aufstieg zur Burg Husen rund 50 Höhenmeter über der Stadt. Knackig und steil geht es auch weiter. „Schmerz ist Schwäche“ verrät uns ein aufmunternder Hinweis für zwei andere Wanderer, der netterweise direkt unter einem Schild der Schwarzwald-Genießerpfade prangt.

Westweg Etappe 7: Hausach und das Kinzigtal im Morgenlicht
Westweg Etappe 7: Hausach und das Kinzigtal im Morgenlicht

Schattig führt uns der Westweg nun auf weichen Waldwegen stetig bergauf. Auf den folgenden 500 Höhenmetern merken wir schnell, dass die siebte Etappe im Grunde ganz einfach ist: Wähle stets den steilsten Weg, dann brauchst du auf die rote Raute der Westweg-Markierung gar nicht mehr achten …

Auf halber Strecke zum Farrenkopf wird der Weg aber wieder etwas flacher und wir erreichen die Hasenecklehütte. An der Stadtkapelle auf der Lichtung vor der Hütte verschnaufen wir kurz und spielen ein wenig auf der hölzernen Waldorgel. Dann geht es – nun wieder deutlich steiler – auch schon weiter.

Westweg: Pause an der Hasemann-Hütte auf dem Farrenkopf (788,6 m ü. NHN)
Westweg: Pause an der Hasemann-Hütte auf dem Farrenkopf (788,6 m ü. NHN)

Gut durchgeschwitzt gelangen wir schließlich zur Hasemann-Hütte auf dem „Rigi des mittleren Schwarzwalds“ oder schlicht Farrenkopf (788,6 m ü. NHN). An der nach dem Maler Wilhelm Hasemann benannten Schutzhütte mit Schlafboden (Brunnen unterhalb der Hütte) macht wirklich jeder Wanderer kurz Halt. Auch wir genießen hier noch einmal die Aussicht auf das Kinzigtal.

Dann geht es wieder abwärts. Über einen schmalen Bergrücken führt uns der Westweg nun mit schönen Fernblicken hinab zum Büchereck (661 m ü. NHN). Hinter der gleichnamigen Hütte queren wir die Landesstraße 107, um anschließend den Anstieg zur Schanze auf dem Höchst in Angriff zu nehmen.

Westweg: Almstimmung zwischen Farrenkopf und Büchereck
Westweg: Almstimmung zwischen Farrenkopf und Büchereck

Die Barocken Verteidigungsanlagen, die hier im 17./18. Jahrhundert während des Pfälzischen und Spanischen Erbfolgekrieges zur Abwehr von Einmärschen aus Frankreich errichtet wurden, kennen wir bereits ein wenig. An der Prechtaler Schanze (835 m ü. NHN) trifft der Westweg nämlich wenig später auf den ZweiTälerSteig, auf dem wir im Jahr zuvor unterwegs waren.

Der ZweiTälerSteig begleitet uns rund zwei Kilometer hinab zum Huberfelsen (759,9 m ü. NHN). Am Aufstieg zu dem schiffsbugartigen Felsen müssen wir erst einmal warten, bis eine größere Radlergruppe das Naturdenkmal räumt: „Hey, seid Ihr solange da oben gewesen, dass Ihr euch schon vermehrt habt?“

Westweg: Titanic-Feeling auf dem schiffsbugartigen Huberfelsen
Westweg: Titanic-Feeling auf dem schiffsbugartigen Huberfelsen

Mit ein wenig Titanic-Feeling genießen wir kurz die Aussicht und dann geht es auch schon weiter. Hinter dem Fährlefelsen (755 m ü. NHN) steht schließlich der letzte knackige Anstieg des Tages an. Und ja: Die Beine werden inzwischen müder und so langsam reicht’s dann auch mit den Höhenmetern …

Der Aufstieg zum Karlstein (968,9 m ü. NHN), der einst der höchste Berggipfel in Württemberg war, zieht sich ziemlich. Schließlich erreichen wir aber die wollsackverwitterte Granit-Felsgruppe, auf deren Gipfel ein Gedenkstein an die Besteigung durch Herzog Karl von Württemberg erinnert.

Die Aussicht nach Osten, Norden und Süden ist einfach fantastisch. Noch verlockender ist allerdings die Aussicht auf ein alkoholfreies Bierchen auf der Terrasse am Hotel Schöne Aussicht. Das ist nun nur noch zehn Minuten entfernt!

Auf den restlichen sechs Kilometern lassen wir den Tag recht gemütlich ausklingen. Im beschaulichen Auf und Ab wandern wir über den Höhenrücken des Naturschutzgebiets Laubeck-Rensberg. Links des Wegs erinnert ein Torbogen mit der Jahreszahl 1604 an den Herrenwälder Hof und wenig später lädt rechts des Wegs ein Holzstapel zur letzten Rast mit Blick auf Schonach.

Westweg: Die letzte Rast kurz vor der Wilhelmshöhe
Westweg: Die letzte Rast kurz vor der Wilhelmshöhe

Auf dem Lukas-Kuner-Weg erreichen wir unser Tagesziel, den Landgasthof Wilhelmshöhe (970 m ü. NHN), nach rund 21 Kilometern früher als gedacht. Im Biergarten wird auch gerade ein Tisch frei, so dass wir uns beim Etappen-Bier noch von einer Mitwanderin verabschieden und dann nahtlos zum Abendessen übergehen können.

Von der Wilhelmshöhe zur Kalten Herberge (Westweg Etappe 8)

Das Westweg-Portal Schonach Wilhelmshöhe
Das Westweg-Portal Schonach Wilhelmshöhe

Nach den Strapazen des Vortages stehen heute 23 gemütlichere Wanderkilometer durch den Mittleren Schwarzwald auf dem Programm. Direkt gegenüber von unserer Unterkunft haben wir allerdings einen kleinen Fehlstart: Am Westweg-Portal Schonach Wilhelmshöhe fehlt der Wanderstempel! Na gut, dann bleibt unsere Stempelkarte heute halt mal leer …

Unsere Etappe entlang der Europäischen Wasserscheide zwischen Rhein und Donau beginnt ohne nennenswerte Höhenunterschiede: Ein Bohlenpfad führt zunächst durch ein Hochmoor und dann geht es eben weiter zum Wolfbauernhof im Schonacher Turntal. Wolfsgärten, die Vögte zum Fangen von Wölfen anlegten, gaben diesem landschaftsprägenden Hof einst seinen Namen.

Westweg: Der Wolfbauernhof im Schonacher Turntal
Westweg: Der Wolfbauernhof im Schonacher Turntal

Hinter der Blindenhöhe gelangen wir nach rund drei Kilometern auf einen Bohlensteg, der uns zum Naturschutzgebiet Blindensee führt. Der kreisrunde, stille Hochmoorsee inmitten von Fichten und Bergkiefern hat weder einen Zulauf noch einen Ablauf und ist durchaus sagenumwoben.

So soll hier einst eine Kuh ertrunken sein, die der Sage nach in der Donau wieder auftauchte. Vor Jahren versuchte man deshalb wohl sogar, mit gefärbtem Seewasser eine Verbindung zur Donau nachzuweisen.

Blindensee: Am Ufer des kleinen Hochmoorsees
Blindensee: Am Ufer des kleinen Hochmoorsees

Nach einem weiteren Bohlensteg, der uns wieder aus dem Hochmoorgebiet herausführt, geht es auf breiteren und teilweise auch asphaltierten Wegen weiter. An der Elzquelle vorbei gelangen wir nach dem ersten Anstieg des Tages zur Martinskapelle am Höhengasthaus Kolmenhof.

Unterhalb des netten Biergartens gibt es dann tatsächlich eine Verbindung zur Donau: „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg“ heißt es so schön. Und hier, an der Europäischen Wasserscheide, entspringt auf 1078 m ü. NHN der wasserreichste Quellfluss der Donau: Die 46 Kilometer lange Breg.

Westweg: Am Kolmenkreuz kurz vor dem Günterfelsen
Westweg: Am Kolmenkreuz kurz vor dem Günterfelsen

Nach einem alkoholfreien Bierchen am Kolmenhof geht es weiter zum nahegelegenen Günterfelsen (1136 m ü. NHN). Die imposanten Granit-Felsblöcke dieses Naturdenkmals liegen wie ein Nest von Dracheneiern auf einer Kuppe im Wald und scheinen am Wochenende ein beliebtes Ausflugsziel zu sein.

Westweg: Der Günterfelsen zwischen Rosseck und Brend
Westweg: Der Günterfelsen zwischen Rosseck und Brend

Bis zum Aussichtsturm am Brend (1149 m ü. NHN) geht es noch ein wenig bergauf. Dann verliert der Westweg wieder an Höhe. Nach einem kleinen Zwischenanstieg am Staatsberg (1159 m ü. NHN) erblicken wir linker Hand bereits Furtwangen und unter uns die lärmende Schwarzwald-Hoch­straße.

Nach der Querung der B 500 bei Neueck (990 m ü. NHN) wird es endgültig ungemütlich. Bis zum Stollenwald folgt der Westweg nun (teilweise sogar auf recht netten Waldwegen) rund zwei Kilometer dem Verlauf der Schwarzwald-Hoch­straße. Nicht immer in Sichtweite, aber leider stets in Hörweite.

Westweg: Netter Pfad hinter dem Brend (1149,3 m ü. NHN)
Westweg: Netter Pfad hinter dem Brend (1149,3 m ü. NHN)

Erst im Anstieg zur Heubacher Höhe (1055 m ü. NHN) lässt der lästige Straßenlärm ein wenig nach. Nette Basteleien am Wegesrand begleiten uns nun auf den anstehenden 150 Höhenmetern und am Schweizergrund unterqueren wir noch einmal die B 500. Hier wabert der Lärm aber über uns hinweg.

Oben angekommen erwarten uns die Aussicht zurück ins Tal und erneut die Schwarzwald-Hoch­straße. Und die werden wir auf den letzten 2,5 Kilometern bis zum Gasthaus Kalte Herberge, dem Ziel unserer heutigen Westweg-Etappe, dann auch leider nicht mehr los.

Westweg: Ziege an der Hochstrasse
Westweg: Ziege an der Hochstrasse

So langsam lässt der Verkehr der Wochenendausflügler aber ein wenig nach. Halbwegs lärmgeschützt können wir dann sogar noch im kleinen Biergarten hinter unserer Unterkunft zu Abend essen. Der Wirt hat die Tische hier dankenswerterweise für seine Hausgäste reserviert.

Westweg: Die Kalte Herberge – unser Tagesziel
Westweg: Die Kalte Herberge – unser Tagesziel

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Information
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Lf Hiker | E.Pointal contributor

Westweg – Etappe 7 bis 10   

Profil

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimale Höhe: Keine Daten
Maximale Höhe: Keine Daten
Höhenmeter (aufwärts): Keine Daten
Höhenmeter (abwärts): Keine Daten
Dauer: Keine Daten

Von der Kalten Herberge nach Hinterzarten (Westweg Etappe 9)

Westweg: Entlang der Bundesstraße am Lachenhäusle
Westweg neben der Bundesstraße

Mit der neunten Westweg-Etappe gelangen wir in den Hochschwarzwald, wo uns in den nächsten Tagen die höchst gelegenen Abschnitte unserer Wanderung erwarten: Feldberg, Belchen und Blauen. Auf den ersten Kilometern der heutigen Etappe können wir unseren lästigen Begleiter vom Vortag, die Schwarzwald-Hoch­straße, noch nicht abschütteln.

Teilweise verläuft der Westweg hier direkt neben der Bundesstraße aber hinter dem Lachenhäusle wird es dann wieder ruhiger. Wir wandern nun durch die Glashöfe und am Gasthaus zum Kreuz vorbei zur Türkenlouis-Schanze am Hohlen Graben. Hier sicherten um 1679 wohl bis zu 4000 Soldaten den Thurnerpass (1030 m ü. NHN) auf der Ost-West-Route durch den Schwarzwald.

Westweg: In der Nähe der Glashöfe
Westweg: Die Glashöfe auf dem Weg zum „Süßen Häusle“

Am „Süßen Häusle“ (hier geht’s durch ein kleines Gartentor) queren wir noch einmal die B 500 und dann führt uns der Westweg auf beschaulicheren Pfaden hinauf zum Doldenbühl (1095 m ü. NHN). Im Wechsel von Wald und Wiesen geht es über die Fahrenhalde weiter zur Weißtannenhöhe (1190 m ü. NHN).

Dort erinnert eine Stele an Luise und Ida Gersbach. Die beiden Cousinen waren hier zu Pfingsten 1928 wandern und wurden Opfer eines Doppelmords. Der Mord auf der Weißtannenhöhe erregte damals großes Aufsehen. Die Polizei bemühte sogar Hellseher und aus der Bevölkerung gingen mehr als 1.000 Hinweise ein. Trotzdem ließ sich die vermutlich geplante Tat nie aufklären.

Über die Fürsatzhöhe (1075 m ü. NHN) gelangen wir gut 2,5 Kilometer weiter zum Wanderheim Berghäusle (Hubert-Kölble-Haus). Der kleine Biergarten der bewirtschafteten und nett gelegenen Hütte ist glücklicherweise geöffnet, und so kehren wir auf ein kühles, alkoholfreies Bierchen ein.

Nach unserer Rast dauert es nicht mehr lange, bis wir in der Ferne schon die Skisprungschanze von Hinterzarten erblicken. Der Westweg führt uns aber erst einmal hinab in den Kurort Titisee. Am Golfplatz vorbei gelangen wir in den Ortskern, und schließlich auf der Seestraße – entlang an unzähligen Läden mit Kuckucksuhren und anderen Schwarzwald-Devotionalien – ans Ufer des weltweit bekannten Titisees.

Westweg: Boote und Anleger am Titisee
Westweg: Boote und Anleger am Titisee

Hier zweigt die Ostvariante des Westwegs ab, die über das Herzogenhorn und den Hotzenwald nach Basel führt. Und: Hier ist jede Menge los! Corona-bedingt fehlen zwar die Touristen aus Übersee, aber mit Riesenrad, Anleger und Bootsverleih ist es rund um die Uferpromenade schon rummelig genug.

Für uns geht es auf der westlichen Variante des Westwegs weiter. Kurz hinter dem Kurpark und Strandbad beginnt der letzte Anstieg des Tages. Mit schönen Blicken vom Buchfelsen auf den See geht es am Campingplatz Bühlhof vorbei hinauf zum Bankenhansenkreuz (980 m ü. NHN).

Westweg: Blick aufs Maria-Luise-Kromer-Haus am Titisee
Westweg: Blick aufs Maria-Luise-Kromer-Haus am Titisee

Ab hier müssen wir auf eine Umleitung ausweichen, denn die Westweg-Route zum Adler-Skistadion an der Keßlerhöhe (1015 m ü. NHN) ist aufgrund von Bauarbeiten gesperrt. Wir laufen stattdessen zum Schwarzwald-Querweg Freiburg-Bodensee, der südlicher verläuft und uns ebenfalls ans Ziel bringt.

Hinterzarten ist ebenso wie Titisee ein heilklimatischer Kurort, doch hier geht es deutlich ruhiger zu. Wir laufen bis zum Bahnhof und trinken vor dem Schwarzwaldhof erst einmal ein Etappen-Bier. Schließlich entscheiden wir uns für ein zweites Glas und essen hier auch gleich, denn abends ist fast jeder Tisch ausgebucht und allzu viele Alternativen gibt es auch nicht.

Westweg: Die Kirche und Adler-Schanze in Hinterzarten
Westweg: Die Kirche und Adler-Schanze in Hinterzarten

Letztlich war das gar keine schlechte Idee, denn kurz nachdem wir unsere Unterkunft – das kleine Hotel am Bach – erreichen, beginnt es auch schon zu tröpfeln. Und: Der Regen hält dann auch tatsächlich den ganzen Abend an.

Von Hinterzarten über den Feldberg zum Notschrei (Westweg Etappe 10)

Westweg: Feldberg-Aufstieg durch den Stuckwald
Westweg: Aufstieg durch den Stuckwald

Die zehnte Etappe führt uns auf den Feldberg, die höchste Erhebung aller deutschen Mittelgebirge. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit hausgemachten Marmeladen und Aufstrichen queren wir neben unserer Unterkunft den Zartenbach und laufen hinauf zum Wolfgrund (890 m ü. NHN).

Am Waldrand entlang geht es weiter zum Keßlerhof in Oberzarten, wo wir wieder auf den Westweg treffen. Der führt uns nun langsam, aber stetig bergauf durch den Wald. Bis zum Feldberg-Gipfel liegen schließlich rund 600 Höhenmeter vor uns. Kurz hinter dem Abzeig zum Mathislesweiher, einem Moorsee im Naturschutzgebiet Eschengrundmoos, wird der Weg aber wieder flacher und wenig später erreichen wir den Häuslebauer Hof (1080 m ü. NHN).

Westweg: Der Häuslebauernhof am Feldbergmassiv
Westweg: Der Häuslebauer Hof am Feldbergmassiv

Hier legen die ersten Wanderer bereits eine Pause ein. Wenn wundert’s? Die Sitzbank sieht überaus einladend aus, der Ausblick bietet pure Schwarzwald-Idylle und im Milchhisli gibt’s sogar im Brunnenwasser gekühlte Getränke.

Uns ist es für eine Pause noch zu früh, deshalb laufen wir – nun mit ein paar Regentröpfchen im Gesicht – weiter zur Schutzhütte am Rufenholzplatz. Ab hier wird der Weg dann wieder deutlich steiler. Schmalere Steige führen uns nun bis zur Aussicht auf den grün schimmernden Feldsee.

Westweg: Auf dem Bohlenweg zum Feldbergsteig
Westweg: Auf dem Bohlenweg zum Feldbergsteig

Bis zur Waldgrenze sind es nun nur noch rund 100 Höhenmeter. Dann führt uns der Westweg durch das Quellgebiet des Seebachs (Oberlauf der Wutach) und im letzten Stück über Bohlenpfade hinauf zum Grüblesattel (1419 m ü. NHN) zwischen Seebuck und Feldberg.

Wir laufen – nun wieder bei feinstem Gipfelwetter – auf dem Feldbergsteig weiter zur Wetterradaranlage im Friedrich-Luise-Turm. „Steig“ ist vielleicht nicht ganz passend, denn auf dem breiten Weg flanieren die Ausflügler scharenweise Richtung Feldberg-Gipfel (1493 m ü. NHN).

Westweg: Der Friedrich-Luise-Turm am Feldberggipfel
Westweg: Der Friedrich-Luise-Turm am Feldberg-Gipfel

Trotzdem ist die Stimmung im Gipfelbereich einfach einzigartig. Knorrige, vom Sturm gebeugte Bäume säumen vereinzelt den Wegesrand, linker Hand grast friedlich eine Schafherde und ab und an fegt einem der Wind kräftig durch die Haare. Dazu: Eine Panorama-Aussicht, so weit das Auge reicht …

Vom Rondell auf dem Gipfelplateau führt uns der Feldbergsteig auf schmaleren Pfaden hinab zur höchstgelegenen Almhütte Baden-Württembergs, der Sankt-Wilhelmer-Hütte (1380 m ü. NHN). Der Hüttenbetrieb wurde corona-bedingt zwar eingestellt, aber die Pächter haben zumindest einen Selbstbedienungsausschank eingerichtet, so dass auch wir kurz Halt machen.

Westweg: Kühe an der Sankt-Wilhelmer-Hütte / Feldberg
Westweg: Kühe an der Sankt-Wilhelmer-Hütte / Feldberg

Der Sankt-Wilhelmer-Hütten-Weg führt uns nach der Rast weiter bergab zur Waldgrenze. Dann geht es sanft ansteigend zum Stübenwasen, dem sechsthöchsten Berg im Schwarzwald (1389 m ü. NHN). Mit einer Traumaussicht auf Todtnauberg lädt auf den baumlosen Hochflächen im Gipfelbereich die 44 Meter lange und angeblich größte Baumliege der Welt zum Verweilen ein.

Auch wir genießen hier kurz den Panoramablick ins Tal. Nach ein paar Minuten geht es aber auch schon weiter. Am Berggasthof Stübenwasen (1270 m ü. NHN) kommen wir endgültig wieder in den Wald. Auf meist recht breiten Forstwegen geht es dann weiter bis zur Biathlon-Arena am Notschrei.

Westweg: Hinter dem Berggasthof Stübenwasen geht es wieder durch den Wald
Westweg: Hinter dem Berggasthof Stübenwasen geht es wieder durch den Wald

Bei der oft beschriebenen Westweg-Einteilung in 12 Tagesetappen würden wir heute noch bis zum Wiedener Eck wandern. Auf den letzten Etappen und insbesondere am Belchen wollen wir uns aber etwas mehr Zeit lassen. Deshalb zweigen wir heute bereits an der Biathlon-Arena nach Muggenbrunn ab.

In dem kleinen Luftkurort, der etwas abseits des Westwegs liegt und sogar einen Campingplatz hat, wollen wir im Naturparkhotel Grüner Baum übernachten. Die Rezeption ist aber wider Erwarten gar nicht besetzt. Und den Schlüssel gibt’s laut Aushang gut 200 Höhenmeter weiter oben am Notschreipass!

Westweg: Muggenbrunn, unser Tagesziel unterhalb des Notschrei
Westweg: Muggenbrunn, unser Tagesziel unterhalb des Notschrei

Das ist zwar eine nette Überraschung, aber kein Problem. Ein Anruf genügt, und schon kommt wer mit dem Schlüssel zu uns herunter. Beim Check-in vereinbaren wir dann auch gleich einen Termin für den kostenlosen Bus-Shuttle des Hotels, der uns zum Abendessen ins Waldhotel am Notschreipass bringt.

Steckbrief: Westweg Schwarzwald

Westweg Schwarzwald Logo

Den Westweg ist ein Mythos. Die von der Goldstadt Pforzheim nach Basel verlaufende Nord-Süd-Route wurde bereits im Jahr 1900 als Fernwanderweg angelegt. Der bekannteste Längsweg des Schwarzwaldvereins ist damit – abgesehen von Pilger- und Rennwegen – der wohl älteste Weitwanderweg Deutschlands. Die rote Raute auf weißem Grund – das Wegzeichen des Klassikers durch Deutschlands höchstes Mittelgebirge – führt Wanderer über rund 285 Kilometer und 10.000 Höhenmeter .

Der meist in 11 bis 13 Etappen begangene Westweg durchquert die Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und Südschwarzwald, den Nationalpark Schwarzwald sowie das UNESCO Biosphärengebiet Schwarzwald. Am Titisee gabelt sich der Weg in eine West- und Ostvariante. Auf der klassischen Westroute geht es über den Feldberg (1.493 m), den Belchen (1.414 m) und den Blauen (1.165 m) nach Basel. Die östliche Variante des Qualitätswanderwegs führt Wanderer hingegen über das Herzogenhorn (1.415 m) und den Hotzenwald an den Hochrhein. Beide Westweg-Varianten lassen sich zu einer Gesamtstrecke von rund 380 Kilometern kombinieren (Pforzheim – Basel – Titisee).

Buchtipp

Hikeline-Wanderführer Westweg Schwarzwald (Esterbauer Verlag)
© Esterbauer Verlag

Westweg Schwarzwald
von Hans-Georg Sievers
ISBN 978-3-85000-813-6

Dieses 2019 in der sechsten Auflage erschienene Buch aus der Hikeline-Serie dürfte wohl der am häufigsten verwendete Westweg-Wanderführer sein. Wir haben es zur Vorbereitung unserer Tour verwendet, unterwegs aus Gewichtsgründen aber darauf verzichtet (249 Gramm). Der Wanderführer des Esterbauer Verlags beschreibt den Westwegs in 13 Etappen, fünf weitere Etappenbeschreibungen widmen sich der Ostvariante ab Titisee.

Alle Etappenbeschreibungen gehen detailliert auf den Wegverlauf ein, enthalten ein Höhenprofil der Strecke und gleich mehrere topografische Kartenausschnitte im Maßstab 1:35.000. Zusätzlich sind auch GPX-Tracks aller Etappen verfügbar. Grundlegende Infos zu kleineren Etappenvarianten fehlen ebenso wenig wie Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Gasthäusern am Weg. Ergänzend finden sich im hinteren Buchteil ein Übernachtungs- und Ortsverzeichnis.

Schade: Das Buch hält sich nicht immer exakt an die Wegführung des Westwegs. So beschreibt der Wanderführer in Etappe 4 ab dem Seibelseckle den Weg über den Schwarzkopf. Der Westweg verlief in diesem Abschnitt bis 2017 aber über den Entlastungsweg nahe der Schwarzwaldhochstraße und nutzt nun die sehr schöne Trasse des Baiersbronner Seensteigs (Ölweg). Über den Schwarzkopf führte der Westweg hingegen nie.

Linktipp

Werbung & Transparenz: Ich danke Frau Baur von der Schwarzwald Tourismus GmbH, die unsere Wanderung mit kostenlosen Übernachtungen auf dem Westweg unterstützt hat. Meine Meinung und Berichterstattung bleiben davon unbeeinflusst! Werbelinks sind mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Wenn du auf einen dieser Provisions-Links (Affiliate-Links) klickst und über diesen Link einkaufst, erhält HappyHiker eine geringe Provision. Für dich fallen dabei keine Extra-Kosten an. Weitere Infos …

2 Gedanken zu „Westweg – Von Hausach zum Titisee und Feldberg wandern“

  1. Wie immer, möchte man sagen, eine tolle und informative Schilderung. Danke!

    Lustig, der Westweg und der Fernskiwanderweg Schonach-Belchen scheinen oft gleich zu verlaufen!

    Kleiner Tipp für alle Nachahmer (wenn kein Corona mehr is): Das Bauerncafe im Loipenhaus direkt am Notschrei ist toll für eine Rast!!

    Herzliche Grüße aus Freiburg. Freue mich auf viele weitere Berichte!

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