Westweg – Von Unterstmatt nach Hausach wandern

Der Westweg führt ab der vierten Etappe abseits aller Ortschaften über die höchsten Gipfel im Nordschwarzwald. Wir streifen den Nationalpark und den sagenumwobenen Mummelsee, wandern über fast baumfreie Grinden und gelangen schließlich nach Hausach im Kinzigtal.

Westweg: Schwarzwald-Aufkleber am Spitzfelsen bei Hausach
Schwarzwald-Aufkleber am Spitzfelsen

Der Westweg hat uns bereits auf den ersten drei Etappen bis zur Unterstmatt gezeigt, dass die alten Höhenwege Richtung Schweizer Grenze nicht ganz ohne sind. Auf diesem Abschnitt bestätigt sich unser erster Eindruck. Die spätsommerliche Hitze der ersten Tage lässt zwar ein wenig nach, ins Schwitzen kommen wir aber trotzdem.

Auf unserer Schwarzwald-Durchquerung von Pforzheim bis Basel geht es weiterhin kräftig rauf und runter. Mit der vierten Etappe steht zudem die längste Tagesstrecke unserer Wanderung durch Deutschlands höchstes Mittelgebirge an. Mehr als 30 Kilometer und über 750 Höhenmeter sind es auf dem Weg von der Unterstmatt bis Kniebis unterhalb der Alexanderschanze. Kein Wunder, dass da der ein oder andere Wanderer schon mit dem Bus liebäugelt, um die Etappe ein wenig abzukürzen.

Über die Hornisgrinde zur Alexanderschanze bei Kniebis (Westweg Etappe 4)

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Lf Hiker | E.Pointal contributor

Westweg - Etappe 4 bis 6   

Profil

50 100 150 200 5 10 15 Entfernung (km) Höhe (m)
Keine Höhendaten
Name: Keine Daten
Entfernung: Keine Daten
Minimale Höhe: Keine Daten
Maximale Höhe: Keine Daten
Höhenmeter (aufwärts): Keine Daten
Höhenmeter (abwärts): Keine Daten
Dauer: Keine Daten
Westweg: Im Aufstieg zum Ochsenstall
Westweg: Im Aufstieg zum Ochsenstall

Die Hochkopfstub, unsere Unterkunft an der Unterstmatt, ist zeitig aufbrechende Wanderer gewohnt. Prima, also raus aus den Federn und ab zum Frühstück. Kurz nach acht Uhr starten wir bereits am Bikertreff Zur großen Tanne auf die längste Westweg-Etappe.

Auf schmalen Pfaden geht es zunächst rund 100 Höhenmeter durch den Wald hinauf zum hübsch gelegenen Ski- und Wanderheim „Ochsenstall“. Auch hier brechen bereits die ersten Westweg-Wanderer auf. Also nehmen wir gemeinsam die nächsten 100 Höhenmeter bis zum SWR-Sendeturm auf der Hochfläche an der Kleinen Grinde (1135 m ü. NHN) in Angriff.

Westweg: Der Bismarckturm am höchsten Punkt der Hornisgrinde
Westweg: Der Bismarckturm am höchsten Punkt der Hornisgrinde

Über den lang gestreckten Bergrücken geht es nun gemütlicher weiter zur Hornisgrinde (1164 m ü. NHN). Den höchsten Bergs im Nordschwarzwald markieren der sieben Meter hohe Bismarckturm und die Ruinen einer Geschützbettung. Der Gipfelbereich der Hornisgrinde wurde nämlich im zweiten Weltkrieg als Flugabwehrstellung des Westwalls genutzt und war noch bis 1997 militärisches Sperrgebiet.

Am Südende der Hochmoorfläche gelangen wir zum Hornisgrindeturm. Rund um den 23 Meter hohen Aussichtsturm weiden heute Schafe und Ziegen. Sie dienen hier der Landschaftspflege, denn die Weidetiere sollen die Kulturlandschaft der baumfreien Grindeflächen offenhalten.

Irgendwie bringen uns die Ziegen, die auf den Hinterbeinen stehend an den höchsten Ästen naschen, etwas aus dem Konzept. Jedenfalls merken wir erst im Abstieg, dass wir den Abstecher zum Dreifürstenstein verschlafen haben. Noch mal rauf zu dem Felsen, an den einst drei Herrschaftsterritorien grenzten? Nee, heute nicht! Schließlich liegen noch gut 25 Kilometer vor uns.

An der Schwarzwaldhochstraße kommen wir zum sagenumwobenen Mummelsee, dem größten der sieben Karseen im Schwarzwald. Hier wohnten angeblich einst die Mümmlein auf einem prächtigen Schloss in der unergründlichen Tiefe des Sees. Nette Geschichte, aber heute wissen wir es besser: Der Mummelsee ist gerade einmal 18 Meter tief und 3,7 Hektar groß.

Westweg: Der Abstieg von der Hornisgrinde zum Mummelsee
Westweg: Der Abstieg von der Hornisgrinde zum Mummelsee

Wir holen uns am Mummelseetor Seebach den nächsten Westweg-Stempel und wandern dann weiter zum Seibelseckle (955 m ü. NHN). Ab hier führte der Westweg früher über einen breiten Forstweg nahe der Schwarzwaldhochstraße. Nun nutzt er aber die Trasse des Baiersbronner Seensteigs.

Und das ist auch gut so: Der schmale, steinige Pfad führt uns mit Ausblicken in die Ortenau am Schwarzkopf (1057 m ü. NHN) vorbei noch einmal in den Nationalpark Schwarzwald. Unterhalb des Altsteigerkopfs (1093 m ü. NHN) wird der Weg dann immer wilder. Wir klettern über quer liegende Bäume und erreichen schließlich die Darmstädter Hütte.

Westweg: Auf schmalen und wilden Pfaden am Altsteigerskopf
Westweg: Auf schmalen und wilden Pfaden am Altsteigerskopf

Nach einer kurzen Einkehr und einem bleifreien Weißbier geht es weiter Richtung Seekopf (1054 m ü. NHN). Wir laufen zunächst auf einem Forstweg und gelangen dann auf einem schmaleren Pfad zum Grab von Julius Euting. Seine außergewöhnliche Grabstätte hat sich der „Ruhesteinvater“ und Mitbegründer des Vogesenclubs übrigens schon zu Lebzeiten erstritten.

Und er hat gut gewählt, denn die Aussicht auf den Wildsee und den Bannwald Wilder See ist wirklich schön. Wir wandern nun auf einem recht breiten Weg weiter, bis wir in mehreren Schlaufen zur Passhöhe Ruhestein absteigen.

Westweg: Die große Ruhesteinschanze wurde 1924 eingeweiht
Westweg: Die große Ruhesteinschanze wurde 1924 eingeweiht

Das Ausflugs- und Wintersportzentrum macht seinem Namen nicht all zu viel Ehre, denn rund um das Nationalparkzentrum Ruhestein wird kräftig gebaut. Wir nehmen deshalb die Beine in die Hand und steigen auf der gegenüberliegende Seite gleich steil hinauf zur großen Ruhesteinschanze.

Nach der Überquerung der Schwarzwaldhochstraße wird es dann endgültig wieder ruhiger. Über die urwüchsige Grindenlandschaft am Schweinkopf (1014 m ü. NHN) laufen wir nun vorbei an alten Grenzsteinen durchs Hochmoor. Nach knapp drei Kilometern erreichen wir die Aussichtsplattform am Schliffkopf (1055 m ü. NHN). Hier treffen wir erstmals auf den Renchtalsteig, auf dem es nun erst mal abwärts weitergeht.

Westweg: Die Grindenlandschaft am Schweinkopf
Westweg: Die Grindenlandschaft am Schweinkopf

Der Weg ist nun wieder breiter und leichter, so dass wir recht schnell den Abzweig zum Lotharpfad erreichen. Der Lehrpfad erinnert an den stärksten je im Schwarzwald gemessene Sturm im Dezember 1999 und zeigt die Veränderung des Waldbilds durch Millionen entwurzelter Bäume.

Wir lassen den kleinen Abstecher allerdings aus – schließlich haben wir bislang gerade einmal zwei Drittel der Strecke geschafft. Auf dem Panoramarundweg geht es nun Richtung Sandkopf (954 m ü. NHN). Der Blick zur Rechten ist dabei einfach irre: So weit das Auge reicht, ist kein Ort im Renchtal zu entdecken – eine Seltenheit im dicht besiedelten Deutschland!

Hinter der „Schwarzen Lache“ folgt noch einmal ein steilerer, steiniger Pfad zur Röschenschanze hinauf und dann ist auch schon das Skigebiet Zuflucht erreicht. Hier kehren wir erst einmal im Biergarten des gleichnamigen Hotels ein, bevor wir die letzten sechs Kilometer in Angriff nehmen.

Als wir wieder aufbrechen hat sich an der Bushaltestelle schon eine Schlange gebildet. Einigen Westweg-Wanderern reicht es für heute schon! Uns eigentlich auch, aber wir sind dann doch erstaunt, wie schnell wir letztlich das alte Hotel an der Alexanderschanze erreichen.

Westweg: Das ehemalige Hotel an der Alexanderschanze
Westweg: Das ehemalige Hotel an der Alexanderschanze

Hier verlassen wir den Westweg für heute und laufen auf dem Grenzweg und dem Kniebiser Heimatpfad hinab nach Kniebis. Dort stempeln wir ein weiteres mal an der „Heilklimapforte Freudenstadt Kniebis“ und erreichen schließlich das Hotel Kniebishöhe.

Mittwochs gibt’s hier „Hähnchenflügele im Körble so viel ma esse ka“ – für müde Wanderer keine schlechte Wahl. Wir entscheiden uns trotzdem für das Menü und beschließen den Abend bei einer mit Mozzarella gefüllten Tomate, Maultaschen in Brühe und einem leckeren Nachtisch. Gute Wahl!

Zur Teufelskanzel und über den Klagstein auf die Hark (Westweg Etappe 5)

Heilklimapforte Freudenstadt-Kniebis
Heilklimapforte Freudenstadt-Kniebis

Heute kommen wir nicht ganz so früh aus den Federn – der Bäcker liefert ohnehin erst gegen acht Uhr. Wir haben es aber auch nicht eilig, denn die fünfte Westweg-Etappe ist offiziell gerade einmal gut 17 Kilometer lang. Also lassen wir es etwas gemütlicher angehen und planen auch noch den ein oder anderen Abstecher ein.

Über den Kniebiser Heimatpfad und den Grenzweg laufen wir zunächst zurück Richtung Alexanderschanze. An der Wolf, die unterhalb der Schanze entspringt, gelangen wir dann wieder auf den Westweg. Auf breiten Waldwegen geht es nun weiter. Am Kamm entlang wandern wir auf dem neuen Höhenweg zur Ebene am „Kalten Haupt“.

Westweg: Aussicht am Bauernkopf auf Bad Griesbach
Westweg: Aussicht auf Bad Griesbach von Vogtmaiers Kanzel am Bauernkopf

Am Bauernkopf (949 m ü. NHN) erreichen wir wenig später den Gleitschirm-Startplatz Vogtmaiers Kanzel. Von hier aus genießen wir den Blick auf Bad Griesbach im Renchtal – nicht ganz so sensationell wie vom Gleitschirm aus, aber im Morgenlicht ist das auf jeden Fall ein schöner Etappenauftakt.

Knapp einen Kilometer weiter verlassen wir den Westweg wieder. Ein Blog-Bericht von Elke hat uns auf die Teufelskanzel aufmerksam gemacht. Die wollen wir nun selbst erkunden. Wir verlieren wieder ein wenig an Höhe und erreichen bald den schmalen Pfad zum Steig unterhalb der Teufelskanzel.

Kleiner und schöner Umweg über die Teufelskanzel
Westweg: Kleiner und schöner Umweg über die Teufelskanzel

Am Beginn des kurzen Steigs warnt ein Schild „Betreten auf eigene Gefahr“. Ja, was denn sonst? Der mit Holztreppen versehene Steig ist aber halb so wild, auch wenn die Geländer ein wenig wackelig erscheinen. Oben angekommen, geht es von der Teufelskanzel weiter zur Lettstädter Höhe (966 m ü. NHN).

Inzwischen ist der Himmel wieder ziemlich bedeckt. Dementsprechend trüb ist dann auch die Aussicht vom Seeblick (937 m ü. NHN) auf den knapp 100 Meter tiefer liegenden Glaswaldsee. Wir sparen uns den Abstieg zum „blauen Auge“ und wandern stattdessen über die See-Ebene weiter.

Kurz vor dem Juliusbrunnen starten wir den zweiten, kleinen Abstecher des Tages. Der Klagsteinweg führt uns zu einem schmalen Pfad, über den wir schließlich zum Klagstein (888 m ü. NHN) gelangen. Der markante Sandsteinfelsen sollte uns eigentlich eine fantastische Aussicht bieten.

Vielleicht sind die Bäume etwas gewachsen, vielleicht sind wir auch einfach nicht pfiffig genug, um die richtige Ecke zu finden. Jedenfalls ist die Panorama-Sicht nicht so toll, wie vielfach beschrieben. Aber der Abstecher lohnt trotzdem, denn es ist ein idyllisches und stimmungsvolles Plätzchen.

Der kleine Gipfelbereich am Klagstein
Westweg: Der kleine, felsige Gipfelbereich am Klagstein

An alten Grenzsteinen vorbei steigen wir wieder zum Westweg ab, den wir unterhalb des (ausgetrockneten) Juliusbrunnen erreichen. Wieder auf dem Forstweg geht es weiter bergab zum Freiersberger Tor an der gleichnamigen Hütte und Passhöhe (740 m ü. NHN) zwischen Renchtal und Wolftal.

Wir machen eine kleine Zwangspause und füllen unsere Flaschen an der tröpfelnden Quelle. Dann geht’s über das Hundskopfsträßle hinauf zur Haaghütte an der Littweger Höhe (835 m ü. NHN). Wenige Meter weiter lassen wir an einen Aussichtspunkt noch einmal den Blick über das Wolftal schweifen.

Westweg: Der weite Blick über das Wolftal
Westweg: Der weite Blick über das Wolftal

Inzwischen ist unser Tagesziel, der Harkhof, längst ebenso gut ausgeschildert wie der Westweg. Auf schönen Waldwegen bummeln wir weiter, machen hier und da noch einen kleinen Foto-Stopp und erreichen schließlich die Hark.

Hier ist erst einmal Klettern angesagt. Schließlich müssen wir unbedingt auf die übergroßen Aussichtsstühle am Harmersbacher Vesperweg. Gar nicht so leicht, da hochzukommen! Aber die witzigen Photos (siehe Titelbild) können wir uns doch nicht entgehen lassen. Und es lohnt sich: Längst scheint wieder die Sonne und der Blick hinab ins Tal ist einfach wunderbar.

Das gute Wetter nutzen wir dann auch gleich, um auf der Terrasse der Vesperstube Harkhof noch ein kleines Etappenbier zu trinken. Erst als es ein wenig kühler wird, geht’s rauf auf’s Zimmer und ab unter die Dusche.

Abends erwartet uns eine richtige kleine „Trail-Community“. Zum Abendessen hocken nämlich fast alle Westweg-Wanderer auf der Terrasse, die uns in den vergangenen Tagen so begegnet sind. Viele wandern aber nur eine Woche auf dem Westweg und werden sich am nächsten Tag verabschieden.

Westweg: Die großen Aussichtsstühle auf der Hark
Westweg: Die großen Aussichtsstühle auf der Hark

Wir plaudern noch ein wenig, tauschen Wander-Anekdoten aus und bestellen eine Schwarzwälder Bauernvesper (mit einem weiteren Bierchen). Was soll ich sagen: Die Vesperplatte mit Speck, Wurst und Schinken aus eigener Schlachtung sowie selbst gebackenem Bauernbrot mit Bibiliskäse ist einfach klasse!

Auf den Brandenkopf und dann hinab nach Hausach (Westweg Etappe 6)

Westweg: Der Harkhof
Der Harkhof

Inzwischen sind wir so richtig im mittleren Schwarzwald angekommen. Auch die sechste Etappe des Westwegs fällt vergleichsweise kurz aus. Allerdings stehen auf dem Weg hinab ins Kinzigtal mehr als 800 Höhenmeter im Abstieg auf dem Programm. Trotzdem planen wir auch heute einen kleinen Abstecher.

Beim Frühstück kosten wir noch einmal ausgiebig die hausgemachten Spezialitäten des Harkhofs und dann geht es auch schon los. Aus dem kleinen Kessel wandern wir zunächst steil hinauf zur Harkhöhe, die wir uns nur mit ein paar Kühen teilen. Ein kurzes Stück geht’s noch bergauf, doch dann lässt es der Forstweg wieder deutlich gemütlicher angehen.

Westweg: Auf nach Hausach– Etappenstart am Harkhof
Westweg: Auf nach Hausach – Etappenstart am Harkhof

Nach rund zwei Kilometer ist der Kreuzsattel (745 m ü. NHN) erreicht. Sonntags lädt hier die Kreuzsattelhütte des Schwarzwaldverein Oberwolfach zur Einkehr ein. Die aushängende Preisliste klingt verlockend. Aber: Heute ist Freitag und corona-bedingt bleibt die Hütte 2020 ohnehin geschlossen.

Also laufen wir zum Reiherskopf (750 m ü. NHN). Dort verlassen wir den Westweg und wählen die Variante über den Brandenkopf (946 m ü. NHN). Nach einem kurzen Stück Asphalt wird der Weg im Anstieg wieder zusehends schöner.

Westweg: Aussicht vom 32 Meter hohen Brandenkopfturm
Westweg: Aussicht vom 32 Meter hohen Brandenkopfturm

Der Brandenkopf ist einer der höchsten Berge im mittleren Schwarzwald. Mit einer Einkehr am Gipfel ist heute aber nicht zu rechnen, denn die Berggaststätte Wanderheim Brandenkopf macht gerade Betriebsferien. Der 32 Meter hohe, steinerne Brandenkopfturm hat aber trotzdem geöffnet.

An klaren Tagen reicht die Aussicht hier bis zu den Alpen, den Vogesen und zur Schwäbischen Alb. Heute ist es aber noch recht diesig und so müssen wir uns mit dem Blick auf die nahegelegenen Windräder begnügen. Anschließend geht es auf sehr schönen, meist schmalen Pfaden hinab zum Hirzwasen (725 m ü. NHN), wo wir wieder auf die Hauptroute des Westwegs gelangen.

Westweg: Waldpfad hinter dem Brandenkopf
Westweg: Waldpfad hinter dem Brandenkopf

Am Hirzwasen treffen wir nicht nur auf ein erstes Hinweisschild unserer heutigen Unterkunft, sondern auch auf ein kurzes Stück „Forstautobahn“. Der ohnehin schon recht breite Forstweg wurde hier beim Bau des Windparks Hohenlochen als Zuwegung für Baustellenfahrzeuge ausgebaut.

Auf den nächsten Kilometern ist der Westweg aber längst neu ausgeschildert. Ab Schmieders Höhe (690 m ü. NHN) verläuft der Weg nun östlich der alten Westweg-Trasse auf schmalen und recht netten Pfaden – eine gute Lösung!

Finale Bauarbeiten im Windpark Hohenlochen
Westweg: Finale Bauarbeiten im Windpark Hohenlochen

Schließlich gelangen wir an einem Felsen oberhalb des Osterbachs zur teilbewirtschafteten Hohenlochenhütte des Schwarzwaldverein Wolfach. Nach einem kurzen Abstecher zur Aussicht am Hohenlochen (648 m ü. NHN) setzen wir den Abstieg fort und erreichen gut 500 Meter weiter den Osterbachsattel.

Nach gut 14 Kilometern durch den Wald kommen wir nun im Grunde zum ersten Mal in offenes Gelände und blicken weit ins Osterbachtal. Durch die Obstwiesen steigen wir ab zum Höhengasthaus Käppelehof und entdecken dabei auch die Muschel des Kinzigtäler Jakobusweg an einem der Bäume.

Westweg: Einkehr im Höhengasthaus Käppelehof
Westweg: Einkehr im Höhengasthaus Käppelehof

Nach einem alkoholfreien Weißbier im Biergarten und einer Stippvisite in der kleinen Wendelinuskapelle geht es durch die Obstwiesen wieder steil hinauf. Wir passieren das Weiße Kreuz und nehmen hinter der Dohlenbacherhöhe (500 m ü. NHN) den letzten Anstieg des Tages in Angriff.

Schließlich erreichen wir die kleine Schutzhütte am Spitzfelsen (570 m ü. NHN). Ab hier geht es nur noch abwärts. Von der tollen Aussicht am Gipfelkreuz des nach Osten steil abfallenden Felsens sehen wir dann auch, wie weit wir noch runter müssen. Mehr als 300 Höhenmeter sind es bis ins Kinzigtal.

Westweg: Die kleine Hütte am Spitzfelsen vor Hausach
Westweg: Die kleine Hütte am Spitzfelsen vor Hausach

Nach einer kleinen Pause steigen wir steil ab, queren den Spitzfelsweg und laufen weiter talabwärts. Am Waldrand verweilen wir kurz am Hausachblick und dann geht es über die letzten Serpentinen hinab zum Kinzigsteg.

Hausach liegt auf der anderen Seite der Kinzig. Kurz vor dem Bahnhof machen wir noch einen Abstecher zum Einkaufszentrum in den Brachfeldern, um unsere Vorräte ein wenig aufzustocken. Und dann geht’s schnurstracks zu unserer Unterkunft im altehrwürdigen Gasthaus zur Blume.

Westweg: Unser Tagesziel Hausach an der Kinzig
Westweg: Unser Tagesziel Hausach an der Kinzig

Eine längere Besichtigungstour durch die „Stadt unter der Burg“ verkneifen wir uns letztlich. Am nächsten Tag kommen wir auf dem Weg zur Burg Husen ohnehin noch durch den Ort. Bis dahin wollen wir lieber ein wenig Kräfte sparen. Die siebte Westweg-Etappe – vor der man uns auf Facebook schon seit Tagen warnt – soll mit rund 1.200 Höhenmetern nämlich die schwerste sein.

Steckbrief: Westweg Schwarzwald

Westweg Schwarzwald Logo

Den Westweg ist ein Mythos. Die von der Goldstadt Pforzheim nach Basel verlaufende Nord-Süd-Route wurde bereits im Jahr 1900 als Fernwanderweg angelegt. Der bekannteste Längsweg des Schwarzwaldvereins ist damit – abgesehen von Pilger- und Rennwegen – der wohl älteste Weitwanderweg Deutschlands. Die rote Raute auf weißem Grund – das Wegzeichen des Klassikers durch Deutschlands höchstes Mittelgebirge – führt Wanderer über rund 285 Kilometer und 10.000 Höhenmeter .

Der meist in 11 bis 13 Etappen begangene Westweg durchquert die Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und Südschwarzwald, den Nationalpark Schwarzwald sowie das UNESCO Biosphärengebiet Schwarzwald. Am Titisee gabelt sich der Weg in eine West- und Ostvariante. Auf der klassischen Westroute geht es über den Feldberg (1.493 m), den Belchen (1.414 m) und den Blauen (1.165 m) nach Basel. Die östliche Variante des Qualitätswanderwegs führt Wanderer hingegen über das Herzogenhorn (1.415 m) und den Hotzenwald an den Hochrhein. Beide Westweg-Varianten lassen sich zu einer Gesamtstrecke von rund 380 Kilometern kombinieren (Pforzheim – Basel – Titisee).

Buchtipp

Rother Wanderführer Schwarzwald Fernwanderwege
© Bergverlag Rother

Schwarzwald Fernwanderwege
von Martin Kuhnle
ISBN 978-3-7633-4398-0

Dieser 2020 in der vierten Auflage erschienene Wanderführer deckt auf 192 Seiten alle drei Schwarzwald-Höhenwege von Pforzheim bis an die Schweizer Grenze ab. Martin Kuhnle beschreibt nämlich nicht nur die West- und Ostroute des Westwegs in je 13 Etappen. Er widmet sich auch den östlicheren Alternativen für eine Schwarzwald-Durchquerung: Der Mittelweg führt in neun Etappen nach Waldshut und auf dem Ostweg sind es 12 Etappen bis Schaffhausen.

Nach einigen touristischen Hinweise beschreibt Martin Kuhnle mehr als 900 Wanderkilometer. Seine Etappendetails enthalten – Rother-typisch aufbereitet – Beschreibungen des Wegverlaufs, topografische Karten im Maßstab 1:100.000 nebst Höhenprofil sowie Hinweise zur Einkehr und Übernachtung. Selbstverständlich kann sich der Autor dabei nicht ganz so ausführlich dem Westweg widmen, wie es der Hikeline-Wanderführer tut. Bus- und Bahnanbindungen sind hier trotzdem deutlich ausführlicher beschrieben.

Beide Wanderführer haben ihre Stärken und Schwächen. Das Hikeline-Buch ist optisch opulenter und enthält auch besseres Kartenmaterial. Seine Etappenbeschreibungen wirken aber oft wie Ansagen eines Navigationsgeräts. Der Rother-Wanderführer deckt hingegen ein deutlich größeres Wandergebiet ab, bietet dafür aber nur wenige Infos zu Orten und Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Ans Ziel kommen Wanderer – dank der guten Wegmarkierung des Schwarzwaldvereins und der über die Verlags-Websites erhältlichen GPX-Tracks – aber sicher mit beiden Büchern.

Linktipp

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