Der Westweg ist ein Mythos – und das völlig zu Recht! Die Nord-Süd-Route durch Deutschlands höchstes Mittelgebirge wurde bereits 1900 als Fernwanderweg angelegt. Hier fassen wir unsere Eindrücke und Erfahrungen auf dem fast 300 Kilometer langen Schwarzwald-Thruhike zusammen.
Der Westweg – da denkt man unwillkürlich an Bollenhut und Schwarzwälder Kirschtorte. Pünktlich zum 120. Geburtstag des Fernwanderwegs folgen wir der roten Raute auf weißem Grund. Das Wegzeichen des legendären Schwarzwald-Höhenwegs führt uns mehr als 285 Kilometer und rund 10.000 Höhenmeter durch Deutschlands höchstes Mittelgebirge.
Die Geschichte des Westwegs, der übrigens auch Teil des Europäischen Fernwanderwegs E1 (Nordkap – Sizilien) ist, reicht bis in die späten Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Damals entstand im badischen Schwarzwaldverein die Idee, lokale Wanderwege zu einem großen Ganzen zu verbinden. Im November 1900 verkündeten die Westweg-Pioniere Philipp Bussemer und Julius Kaufmann schließlich, dass die „Vormarkierung der ersten Haupthöhenstrecke Pforzheim – Basel“ beendet sei. Die Geburtsstunde des Westwegs!
Wo und wie lang ist der Westweg?
Im Südwesten Deutschlands führt der Westweg von Pforzheim in südlicher Richtung bis nach Basel in der Schweiz. Wanderer durchqueren dabei die Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und Südschwarzwald, den Nationalpark Schwarzwald sowie das UNESCO Biosphärengebiet Schwarzwald.
Westweg (Westvariante)
Profil
Am Titisee gabelt sich der Weg in eine West- und Ostvariante. Auf der Westroute (285 km oder 400.000 Schritte) geht es über den Feldberg, Belchen & Blauen nach Basel. Die östliche Variante (289 km) führt Wanderer über das Herzogenhorn und den Hotzenwald an den Hochrhein. Beide Varianten lassen sich zu einer Gesamtstrecke von rund 380 Kilometern kombinieren.
Wie viele Tage dauert eine Westweg-Wanderung?
Die meisten Wanderer laufen den Westweg in 11 bis 13 Tagesetappen – zwei Wochen Urlaub reichen also für einen Thruhike auf dem Schwarzwald-Höhenweg. Bei einer derartigen Etappeneinteilung musst du pro Tag mit jeweils 5 bis 8,5 Stunden reiner Wanderzeit rechnen.
Fastest Known Time (FKT)
Die Bestzeit für die Westvariante des Westwegs liegt bei 47:15:59 Stunden. Aufgestellt hat diesen Rekord der Offenburger Triathlet Jörg Scheiderbauer im Mai 2020. Sein Spendenlauf zugunsten krebskranker Kinder führte allerdings „nur“ bis zur Schweizer Grenze – die letzten fünf Kilometer bis Basel musste Scheiderbauer corona-bedingt auslassen.
Wir haben den Westweg in 13 Etappen gemacht. Diese Aufteilung hat zwei Vorteile: Es gibt nur eine Monster-Etappe mit mehr als 30 Kilometern und am Belchen, dem schönsten Aussichtsberg des Wegs, habt ihr so etwas mehr Zeit. Die Reststrecke bis Basel sind wir schließlich am Abreisetag gelaufen.
Etappe | Ziel | km | Schritte |
---|---|---|---|
1 | Dobel | 28,6 | 35.927 |
2 | Forbach | 27,6 | 35.514 |
3 | Unterstmatt | 18,7 | 25.025 |
4 | Kniebis | 30,2 | 37.802 |
5 | Harkhof | 19,4 | 24.926 |
6 | Hausach | 20,3 | 28.369 |
7 | Wilhelmshöhe | 21,4 | 29.536 |
8 | Kalte Herberge | 22,3 | 28.256 |
9 | Hinterzarten | 27,2 | 32.839 |
10 | Muggenbrunn | 22,5 | 28.252 |
11 | Haldenhof | 18,6 | 25.563 |
12 | Kandern-Wollbach | 26,8 | 35.946 |
13 | Weil am Rhein | 16,8 | 23.661 |
Welche Etappe des Westwegs ist am schönsten?
Das ist – wie immer nach solch einer Tour – eine der schwierigsten Fragen. Über die vier finalen Etappen der Ostvariante konnten wir uns ja gar kein Urteil bilden und auf der von uns begangenen Westvariante des Westwegs haben uns gleich mehrere Etappen sehr gut gefallen.
In den ersten Tagen hat uns beispielsweise der Abstieg nach Forbach begeistert – mit gut 1.000 Höhenmetern durchaus anstrengend, aber landschaftlich einfach erste Sahne. Überrascht hat uns die Feldberg-Etappe – bei feinstem Wetter war die schöner als gedacht. Dass der Westweg letztlich auch bei schlechten Witterungsverhältnissen Spaß machen kann, zeigte uns die Überschreitung des Belchen, dessen Top-Aussichten wir erst im Abstieg genießen konnten.
Und wo hat uns der Westweg am wenigsten gefallen? Bei bestem Wetter war der Schwarzwald-Höhenweg eigentlich immer schön. Im Bereich der „Kalten Herberge“ verläuft der Westweg allerdings sehr nah an der Schwarzwaldhochstraße. Der Lärm der Bundesstraße ist dann ab und an etwas nervend.
Erfahrungsberichte zu allen Westweg-Etappen
Letztlich gilt es, sich selbst ein Bild vom Westweg zu machen. Die gesammelten Eindrücke sind halt auch abhängig vom jeweiligen Wanderwetter und der eigenen Einstellung oder Fitness. Was für den einen ein Highlight ist, war für den nächsten womöglich der schlimmste Tag der Wanderung.
Deshalb: Loslaufen und einfach mal Deutschlands höchstes Mittelgebirge von Nord nach Süd erkunden! Was euch auf einem Westweg-Thruhike letztlich erwarten könnte, zeigen unsere vier Wanderberichte. Darin findet ihr jede Menge Bilder, Infos und Tipps zu den einzelnen Etappen. Einfach mal reinlesen!
Westweg – Von Pforzheim zur Unterstmatt wandern
Auf dem Westweg gibt’s kein lockeres Einlaufen. Pforzheim begrüßt uns mit spätsommerlicher Hitze und so kommen wir schnell ins Schwitzen. Nach den ersten Höhen des Nordschwarzwaldes wandern wir steil hinab ins verhexte Murgtal und prompt wieder hinauf zur Badener Höhe.
Westweg – Von Unterstmatt nach Hausach wandern
Der Westweg führt ab der vierten Etappe abseits aller Ortschaften über die höchsten Gipfel im Nordschwarzwald. Wir streifen den Nationalpark und den sagenumwobenen Mummelsee, wandern über fast baumfreie Grinden und gelangen schließlich nach Hausach im Kinzigtal.
Westweg – Von Hausach zum Titisee und Feldberg wandern
Auf dem Westweg ist in Hausach bereits die Hälfte geschafft. Allerdings erwartet uns nun auch die schwerste Etappe des Fernwanderwegs. Anschließend geht es weiter zum Blindensee und in den Hochschwarzwald. Dort wandern wir dann am Titisee vorbei hinauf zum Feldberg.
Westweg – Über den Belchen und Blauen bis Basel wandern
Der Westweg führt uns auf dem letzten Abschnitt über alpine Steige auf den Belchen, den schönsten Aussichtsgipfel im Schwarzwald. Durch die Wolfsschlucht gelangen wir in die Weinberge des Markgräflerland, besichtigen die imposante Burg Rötteln und erreichen schließlich Basel.
Muss ich am Westweg meine Unterkünfte vorbuchen?
Wer in Pensionen, Gasthäusern und Hotels übernachten möchte, der sollte zumindest einige Unterkünfte vorbuchen. Das gilt insbesondere für den rund 75 Kilometer langen Abschnitt zwischen Forbach und Hausach. Hier führt der Westweg fernab aller Ortschaften durch den Schwarzwald und entsprechend dünn gesät sind die Übernachtungsmöglichkeiten.
Eine frühzeitige Reservierung ist auch in Titisee oder Hinterzarten sinnvoll. Diese Region ist ein stark frequentiertes Reiseziel für Touristen aus aller Welt. Dementsprechend musst du hier mit gehobenen Übernachtungspreisen rechnen. Als Frühbucher kannst du dir aber eine der günstigeren Unterkünfte sichern. Tipp: Etwas abseits des Wegs, aber fußläufig erreichbar liegt die Jugendherberge Hinterzarten/Titisee am Querweg Freiburg-Bodensee.
Gibt es einen Gepäcktransport am Schwarzwald-Höhenweg?
Ja, der Anbieter Original Landreisen, der auch unsere Tour organisierte, hat beispielsweise individuelle Westweg-Wandertouren mit freier Terminwahl und Gepäcktransport von Unterkunft zu Unterkunft im Angebot. Wir halten vom „Wandern ohne Gepäck“ allerdings nicht allzu viel und haben dementsprechend auf diesen Service wieder einmal verzichtet.
Wer naturnah und umweltfreundlich wandern will, der sollte sich lieber ein wenig im Minimalismus üben und nur das Nötigste mitnehmen. Wir sind in den zwei Wochen beispielsweise mit zwei „Daypacks“ ausgekommen.
Kann ich auf dem Westweg zelten?
Jein, denn direkt am Westweg gibt es nur einen einzigen Campingplatz oberhalb vom Titisee. Im Nordschwarzwald liegen zwischen der Badener Höhe und Kniebis allerdings einige Trekking-Camps in Laufnähe zum Westweg. Diese und weitere fußläufig erreichbare Zeltplätze listet die folgende Tabelle:
Ort | Zeltplatz | Entfernung |
---|---|---|
Badener Höhe | Trekking-Camp Grimbach | 1,1 km |
Badener Höhe | Naturcamping Herrenwies | 1,8 km |
Seibelseckle | Trekking-Camp Seibelseckle | 1,8 km |
Schliffkopf | Trekking-Camp Erdbeerloch | 2,6 km |
Alexanderschanze | Trekking-Camp Bösellbach | 2,2 km |
Kniebis | Trekking-Camp Kniebis | 6 km |
Schonach | Trekking-Camp Herrenwald | 1 km |
Schonach | Trekking-Camp Elzhof | 1,5 Km |
Schönwald | Lynx Camp & Camping Resort | 2,9 km |
Titisee | Camping Bühlhof | 0 km |
Muggenbrunn | Camping Hochschwarzwald | 2,3 km |
Wiedener Eck | Jugend- & Familienzeltplatz Sonnenrain / Bödemle | 1,5 km |
Kandern | Terrassen-Camping-Kandern | 0,5 km |
Lörrach | Drei-Länder-Camp Campingplatz Lörrach | 2 km |
Doch auch wenn Wildzelten – wie überall in Deutschland – verboten ist, lässt sich auf dem Westweg trotzdem sehr gut ohne vorgebuchte Unterkunft wandern. Für Übernachtungen abseits der Ortschaften und Gasthäuser bieten sich nämlich auch die – zum Teil sogar recht komfortablen – Schutzhütten an.
Gut geeignet erschienen uns bespielsweise die Langmartshütte oberhalb von Bad Herrenalb und die Wegscheidhütte bei Forbach (beide mit Schlafboden), die Hasemann-Hütte oberhalb von Hausach und die Stühle-Hütte unweit des Sirnitzpass. Weitere Tipps liefert die Westweg-Hüttenliste im Soultrails-Blog.
Was hat es mit der Stempelkarte auf sich?
Entlang des Wegs gibt es zwölf Westweg-Portale. Diese 3 m hohen, 3,20 m breiten und 1,50 m tiefen Tore bieten dir Informationen zu nahe gelegenen Sehenswürdigkeiten und dienen gleichzeitig als Stempelstellen für Thruhiker. Sammelst du auf deiner Stempelkarte mindestens neun dieser Stempel, erhälst du kostenlos ein kleines Andenken – in unserem Fall war dies ein Schlauchtuch mit Westweg-Logo.
Daten, Infos & GPX-Track zum Westweg
- Start: Pforzheim, Goldene Pforte beim Kupferhammer
- Ziel: Basel, Badischer Bahnhof (Basel Bad Bf)
- Gesamtstrecke: Rund 285 km Kilometer (Westvariante) beziehungsweise 289 km Kilometer (Ostvariante)
- Höhenmeter: Das Höhenprofil des Westwegs fällt – abhängig von der jeweiligen Quelle und der gewählten Interpolation der Höhendaten – recht unterschiedlich aus. Über alle Angaben gemittelt ergeben sich jeweils rund 10.000 Meter bergauf und bergab.
- Niedrigster Punkt: Hausach (237 m ü. NHN)
- Höchster Punkt: Feldberg (1493 m ü. NHN)
- Markierung: Rote Raute auf weißem Grund
- Wegbeschaffenheit: 27 % Naturnah, 59 % Feinschotter, 14 % Asphalt laut der Auszeichnung als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland
- Dauer: 11 bis 13 Tagesetappen mit je 5 bis 8,5 Stunden reiner Wanderzeit
- Beste Zeit: April bis Oktober
- An-/Abreise: Die An- und Abreise per Auto, Bus oder Bahn erfolgt über Pforzheim beziehungsweise Basel. Forbach und Hausach sind per Bahn, weitere Etappenorte per Bus erreichbar.
- Wanderkarte: Leporello Wanderkarte von Freytag-Berndt und ARTARIA oder die Freizeitkarten vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (Blätter F 502 Pforzheim, F 503 Offenburg, F 506 Titisee-Neustadt, F 508 Lörrach) – alle im Maßstab 1:50.000.
- GPX-Daten: Kostenloser Download aller Etappen der Westvariante und Ostvariante über die Website des Schwarzwald Tourismus.
- Wander-Broschüre: Eine Vorschau ist als Blätterkatalog online verfügbar, die Printausgabe lässt sich im Web kostenlos bestellen.
- Offizielle Webseiten: Schwarzwaldverein und Schwarzwald Tourismus
Buchtipp
Westweg Schwarzwald
von Hans-Georg Sievers
ISBN 978-3-85000-813-6
Dieses 2019 in der sechsten Auflage erschienene Buch aus der Hikeline-Serie dürfte wohl der am häufigsten verwendete Westweg-Wanderführer sein. Wir haben es zur Vorbereitung unserer Tour verwendet, unterwegs aus Gewichtsgründen aber darauf verzichtet (249 Gramm). Der Wanderführer des Esterbauer Verlags beschreibt den Westwegs in 13 Etappen, fünf weitere Etappenbeschreibungen widmen sich der Ostvariante ab Titisee.
Alle Etappenbeschreibungen gehen detailliert auf den Wegverlauf ein, enthalten ein Höhenprofil der Strecke und gleich mehrere topografische Kartenausschnitte im Maßstab 1:35.000. Zusätzlich sind auch GPX-Tracks aller Etappen verfügbar. Grundlegende Infos zu kleineren Etappenvarianten fehlen ebenso wenig wie Tipps zu Sehenswürdigkeiten und Gasthäusern am Weg. Ergänzend finden sich im hinteren Buchteil ein Übernachtungs- und Ortsverzeichnis.
Schade: Das Buch hält sich nicht immer exakt an die Wegführung des Westwegs. So beschreibt der Wanderführer in Etappe 4 ab dem Seibelseckle den Weg über den Schwarzkopf. Der Westweg verlief in diesem Abschnitt bis 2017 aber über den Entlastungsweg nahe der Schwarzwaldhochstraße und nutzt nun die sehr schöne Trasse des Baiersbronner Seensteigs (Ölweg). Über den Schwarzkopf führte der Westweg hingegen nie.