Der X-Boil FS Spirituskocher wiegt in der Ultralight Edition gerade einmal 42 Gramm. Dafür ist das neue Ultraleicht-Kochsystem aus Bayern überaus standstabil, kompakt im Packmaß und mit einer kleinen Modifikation auch überaus sicher. Wir haben den Spiritusbrenner mit Windschutz und Topfständer getestet. Unser Fazit: Empfehlenswert!

Zugegeben, wir sind Spiritus-Fans. Der einfache Aufbau dieser Kochsysteme, das geringe Gewicht und der nahezu geräuschlose Betrieb begeistern uns seit Jahren. Ohne Experimente und eigene Dosenkocher-Basteleien ist es aber gar nicht so leicht, sich einen ebenso standsicheren und sturmstabilen wie effizienten und leichten Spirituskocher zusammenzustellen.
Komplettsysteme sucht man im Fachhandel meist vergebens und US-Importe von Kultmarken wie Trail Designs sind selbst in deutschen Ultraleicht-Trekking-Shops immer seltener und teurer geworden. Vor Jahren haben wir uns tatsächlich einen Trail Designs Sidewinder Ti-Tri für den 1,3-Liter-Topf von Evernew gegönnt, der sich in Skandinavien und auf dem Bibbulmun Track in Australien bestens bewährt hat. Inzwischen sind wir aber auf kleinere Töpfe in Tassenform umgestiegen, bei denen wir uns bislang mit einem etwas wackligeren Topfkreuz und Titanfolie beholfen haben.
Während der Recherchen zu meinem Outdoor-Handbuch Kochen ultraleicht sind wir dann auf den X-Boil FS aus Bayern gestoßen. Die Ultraleicht Edition des Kocher „made in Heimat“ stellen wir euch hier etwas ausführlicher vor.
Prinzip & Aufbau des X-Boil FS Spiritus-Kochsystems
Die X-Boil FS 90-100 besteht in der Ultralight Edition aus einem Edelstahl-Windschutz (29 g), drei Topfhaken aus Titan (zusammen 5,4 g) und einem Mehrstoffbrenner aus Aluminium (7 g). Alle Komponenten sind „made in Heimat“. Windschutz und Topfhaken lässt X-Boil in Teisendorf / Oberbayern fertigen und der Brenner kommt aus Kufstein / Tirol. Was uns neben dem Gesamtgewicht von 42 g auf Anhieb gefällt: Das kompakte Packmaß.
Durch die Spannung des Spezialedelstahls schmiegt sich der 7,4 x 37 cm große Windschutz zusammengerollt an die Topfwand und die drei Topfhaken finden in einer kleinen Aluminiumdose Platz, die als Open-Flame-Brenner dient. Ein zusätzliches Gummi oder gar eine Tyvek-Hülle – wie sie Trail Designs verwendet – sind für den Transport überflüssig.
Die zweite positive Überraschung folgt beim Aufbau des Kochersets. Beim Zusammenbau von Holzkochern bin ich schon schnell ins Fluchen gekommen. Für kalte, zittrige Hände ist das oft nichts. Erfreulich simpel gestaltet sich da der Aufbau des X-Boil FS: Auf der einen Seite des Windschutzes befinden sich zwei abgerundete Laschen, die man von außen in die entsprechenden Löcher auf der anderen Seite des Blechs steckt und im schmaleren Teil der Aussparung verankert. Nun noch die drei Topfhaken einhängen und das ganze mittig und mit den Löcher für die Luftzufuhr zur windabgewandten Seite über dem Brenner platzieren – das war’s!
Tipp: Wer für stürmische Nächte zwei zusätzliche Zeltheringe einpackt, der kann auf die drei Topfhalter des X-Boil FS meist verzichten. Vier Löcher mit jeweils fünf Millimeter Durchmesser ermöglichen – ähnlich wie beim Trail Designs System – auch die Nutzung von Titan-Heringen als Topfhalter.
Der Mehrstoffbrenner für Spiritus, Esbit und Brennpaste
Der Mehrstoffbrenner des X-Boil FS Spirituskochers (Dosenunterteil 4 g, Deckel 3 g) ist überaus simpel. Im Grunde handelt es sich um eine runde, 50 ml fassende Alu-Dose mit Schraubdeckel, die ausreichend robust ist und im Kosmetikbereich beispielsweise für Cremes zum Einsatz kommt. Derartige Dosenkocher lassen sich von Haus aus mit Spiritus, Esbit oder Brennpaste betreiben:
- Spiritus: Brennspiritus ist Alkohol (Ethanol), der aus steuerrechtlichen Gründen vergällt wird. Spiritus wiegt rund 790 g pro Liter, ist bei Raumtemperatur leicht entzündlich und lässt sich vorgewärmt auch bei leichtem Frost nutzen. Sein Heizwert liegt bei 7,4 kWh/kg.
- Esbit: „Erich Schumms Brennstoff in Tablettenform“ ist Trockenspiritus (Urotropin), der unter anderem bei Armeen und Hilfsorganisationen in Notkochern zum Einsatz kommt. Der Heizwert der Esbit-Tabletten ist mit 8,7 kWh/kg vergleichbar mit normalem Brennspiritus.
- Brennpaste: Hier wird Brennspiritus durch die Zugabe gelbildender Substanzen zu einer gallertartigen bis zähflüssigen Masse. Im Vergleich zu Spiritus gilt diese verschüttsichere Masse, die auch im Fondue-Rechaud zum Einsatz kommt, als sicherer in der Anwendung.
Spiritus und Brennpaste füllt man einfach ins Unterteil des Brenners ein, für die nicht rückstandsfrei verbrennenden Esbit-Tabletten verwendet man hingegen den Dosendeckel. Gegebenenfalls kann man das verbleibende Dosenteil auch noch als Hitzeschutz unterlegen, um den Boden zu schützen.
Die X-Boil FS Ultralight Edition als Spirituskocher
Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Einsatz des X-Boil FS als Spirituskocher. Brennpaste hat einen schlechteren Heizwert und Esbit eignet sich eher für Kurztrips und Einzelwanderer. Beim Einsatz von Spiritus erscheint uns der Brenner der X-Boil FS Ultralight Edition recht gut dimensioniert. Die ersten Modelle des X-Boil oder auch die Standard Edition verwenden eine deutlich größere Dose mit 70 statt 55 mm Durchmesser, die für kleinere Kochtöpfe in Tassenform doch etwas überdimensioniert ist.
Im ersten Küchentest mit einem Toaks Light 650 Topf und 20 ml Spiritus brachte der X-Boil FS einen halben Liter Leitungswasser in weniger als neun Minuten zum Kochen. Der Brennstoff wurde – bei diesen Idealbedingungen erwartungsgemäß – nicht komplett aufgebraucht, so dass bei nicht allzu widrigen Bedingungen auch unterwegs ein Schnapsglas Spiritus reichen sollte.
Tipp: So machst Du deinen X-Boil Spirituskocher sicherer
Mit Spiritus lässt sich ebenso sicher kochen wie mit Brennpaste. Die Lösung: hitzebeständiger Carbonfilz (carbon felt), der Temperaturen von bis zu 3.000 °C standhält. Wir haben das Unterteil des X-Boil FS Brenners einfach mit einem zusammengerollten, rund 50 x 2,3 cm langen Streifen des 0,5 mm dicken Filzmaterials bis zum Dosenrand ausgestopft und überstehendes Material mit einem Cutter-Messer entfernt. Vorteile:
- Die Carbonfilz-Füllung bindet problemlos 20 ml Spiritus und macht den Brenner verschüttsicher.
- Die Filzfüllung fungiert zudem als Dochtmaterial und sorgt für ein noch besseres Flammenbild.
- Mit einer Carbonfilz-Füllung lässt sich die Flamme des X-Boil Brenners nun einfach ausblasen.
- Mit ca. 10 Gramm nur geringes Mehrgewicht und immer noch leichter als ein Titan-Spiritusbrenner.
Allerdings lässt sich der Brenner dann nicht mehr mit Brennpaste oder als Transportbox für die Topfhaken nutzen und auch übrig gebliebenen Brennstoff kannst Du dann nicht mehr zurück füllen. Trotzdem würden wir diese kleine Bastelei empfehlen, wenn der X-Boil FS überwiegend als Spirituskocher zum Einsatz kommt. Alternativ zu Carbonfilz kann man für die Füllung auch Keramikwolle (temperaturbeständig bis 1.400 °C), Steinwolle (etwa 1.000 °C) oder Glaswolle (etwa 700 °C) verwenden.
Versionen & Varianten des X-Boil Spirituskochers
Der X-Boil FS Kocher ist ebenso wie ein Cone-System auf eine bestimmte Topfgröße abgestimmt. Wir haben den X-Boil FS in der Größe 90-100 getestet, die sich für tassenförmige Töpfe mit 90 bis 100 Millimeter im Durchmesser eignet. Einzige Bedingung: Seitliche Klappgriffe müssen mindestens 18 Millimeter über dem Topfboden montiert sein, damit der Topf in den Windschutz passt. Mit unserem kleinen Toaks Light 650 Topf, einem 750ml-Standardtopf von Esbit oder auch dem Titanium Bot 700 von Vargo funktioniert das bestens.
Einzelwanderer mit kleineren Tassen greifen zur Größe 75-85 und für größere Gruppen gibt es Versionen für Topfdurchmesser von 105 bis 115, 120 bis 130 sowie 135 bis 145 Millimeter. Letztere sind aber nur in der stabileren Standard Edition verfügbar. Für kleinere Töpfe ist die von uns getestete Ultralight Edition aber völlig ausreichend. Der Windschutz besteht hier aus 0,15 statt 0,20 Millimeter dünnem Edelstahl (25 % Gewichtsersparnis), der Brenner ist etwas kleiner dimensioniert (7 statt 10 g) und die Topfhalter sind aus Titan (3 x 1,8 g) statt aus Edelstahl (3 x 3,5 g) gefertigt. Im direkten Vergleich liegt das Gesamtgewicht der X-Boil FS 90-100 Ultralight Edition damit bei rund 42 g, während die Standard Edition schon 60 g auf die Waage bringt.
Testfazit zur X-Boil FS Ultralight Edition
Zunächst waren wir angesichts des wilden Materialmix der X-Boil FS Ultralight Edition durchaus skeptisch. Warum hat man denn nicht einfach alles aus Titan gefertigt? Die Antwort: Weil es unnötig ist und die Produktion des Kochers nur unnötig verteuern würde. Mit 29 Gramm ist der kompakt verstaubare Windschutz auch in der Edelstahl-Ausführung leicht genug und der Brenner wäre in Titan gefertigt womöglich sogar schwerer.
Der Windschutz garantiert im Zusammenspiel mit den drei Topfhaken oder (ggf. noch leichter) zwei Titanheringen einen überaus stabilen Stand des Topfes. Da wackelt nichts und die Entkopplung von Brenner und Topfständer sorgt – insbesondere im Vergleich zu einem Spiritusbrenner mit Topfkreuz – für deutlich mehr Sicherheit. Wer den Brenner dann auch noch mit einem zusätzlichen Carbonfilz ausstattet, der kann – bei entsprechender Vorsicht – sogar bedenkenlos in der geöffneten Zeltapsis kochen.


Das dürfte bei starkem Sturm vielleicht sogar mal notwendig sein. Ganz so sturmstabil wie ein Cone-System von Trail Designs, dessen Windschutz bis zum Topfrand reicht, ist der X-Boil nämlich nicht. Meist langt der bis 2,5 Zentimeter über den Topfboden reichende Windschutz, der zugleich die Hitze des Brenners an die Seitenwände des Topfes leitet, aber völlig aus.
Was wir uns noch gewünscht hätten? Einen zusätzlichen Spiritusbrenner, der bereits mit einer Filzfüllung ausgestattet ist. Zudem wären zum Simmern weitere Brennerdeckel mit unterschiedlich großen Lochausschnitten denkbar. Last but not least hat uns damals als Ultralight-Einsteiger gefallen, dass Trail Designs auch gleich einen kleinen Messbecher und eine Brennstoffflasche mitliefert. Zusammen mit einer noch einsteiger-freundlicheren Anleitung wäre der X-Boil dann sogar für Trekking-Neulinge „out of the box“ nutzbar.
Technische Daten des X-Boil FS Spiritus-Kochers
Modell | X-Boil FS 75-85 | X-Boil FS 90-100 |
---|---|---|
Modellvariante | Ultralight Edition | Ultralight Edition |
Brennstoff | Spiritus, Esbit, Brennpaste | Spiritus, Esbit, Brennpaste |
Bauart | Open Flame | Open Flame |
Brenner Gewicht | 7 g | 7 g |
Brenner Material | Aluminium | Aluminium |
Brenner Abmessungen | Ø 55 x 23 mm | Ø 55 x 23 mm |
Windschutz Gewicht | 24 g | 29 g |
Windschutz Material | Edelstahl | Edelstahl |
Windschutz Materialstärke | 0,15 mm | 0,15 mm |
Windschutz Abmessungen | 6,9 x 32 cm | 7,4 x 37 cm |
Topfhaken Gewicht | 5,4 g | 5,4 g |
Topfhaken Material | Titan | Titan |
Topf Durchmesser | 75 – 85 mm | 90 – 100 mm |
Topf Beispiele | Toaks 450 | Toaks Light 550 Toaks Light 650 Toaks 750 |
Gruppengröße | 1 Person | 1 – 2 Personen |
Optionen | Carbonfilz-Füllung, Titan-Zeltheringe als Topfauflage | Carbonfilz-Füllung, Titan-Zeltheringe als Topfauflage |
Gesamtgewicht (Windschutz, Topfhaken, Brenner) | 36 g | 42 g |
Unverb. Preisempfehlung | 47,50 € | 49,50 € |
Erhältlich bei | X-Boil oder im Fachhandel | X-Boil oder im Fachhandel |
Buchtipp

Kochen ultraleicht
von Stefan Kuhn
ISBN 978-3-86686-578-5
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Linktipp
- Outdoor-Küche – Ist der Gas- oder Spiritus-Kocher leichter?
- youtube.com – Video von Kai Sackmann zum X-Boil FS